Doch was man in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren

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Draco:

Ich riss den Kopf hoch. Halluzinierte ich? War ich vielleicht schon tot? Wurde mein Flehen erhört?

Das war Hermines Stimme. Zweifellos. Langsam drehte ich mich, auf dem Boden rutschend, um. Dort stand sie. Hinter ihr erstreckte sich die riesige Trauerweide, doch sie selbst stand im Licht. Die Sonne umschmeichelte ihre braunen, wundervollen Locken und ihre Lippen zierte ein sanftes Lächeln. Sie war es. Es konnte nicht anders sein. Ich sprang so schnell auf, dass ich beinahe stürzte, und stolperte zu ihr. Ein paar Zentimeter vor ihr stoppte ich.

Langsam streckte ich meine Hand aus, um sie zu berühren. Ich strich ein paar Strähnen ihres weichen Haars aus ihrem blassen Gesicht. Sie war wirklich da! Träumte ich?!

Ohne zu zögern schlang ich meine Arme um ihre Taille und zog sie mit einem Ruck an mich. Schluchzend vor Freude vergrub ich mein Gesicht an ihrem Hals. Ich fühlte ihre Wärme, hörte ihren leisen Atem. Sie war wirklich da! Sie war hier! Vor mir, in meinen Armen.

"Du lebst! Du lebst", stieß ich immer nur hervor. "Oder... bin ich tot?! Du bist hier!", stotterte ich fassungslos. Sanft schlang sie ihre dünnen Arme um meinen Hals und ich spürte ihr Lächeln. "Ich lebe, Draco! Und du auch!", bestätigte sie mit ihrer sanften Stimme. Wie ich sie vermisst hatte. Wie ich ihr Lächeln vermisst hatte! "Wie kann das sein?! Ich habe dich fallen sehen", hauchte ich mit kratziger Stimme.
"Ich bin eine Hexe, Draco! Schon vergessen?" Einen Moment lang war ich verwirrt. Ja und? Was sollte mir das jetzt sagen?
"Draco! Jetzt stell dich nicht so an!", kicherte sie und grummelnd zog ich einen Schmollmund. "Ich bin eben nicht so klug wie du!", motzte ich, doch eigentlich war ich ihr nicht böse. Konnte ich gar nicht. Die Freude, dass sie lebte, übertrumpfte jedes andere Gefühl.

"Arresto Momentum! Erinnere dich an unser drittes Schuljahr! Harry wäre gestorben, hätte Dumbledore diesen Zauberspruch nicht angewandt!" Ich runzelte die Stirn, doch dann kam auch bei mir langsam diese Erinnerung zurück. Ich schüttelte fassungslos den Kopf und drückte die braunhaarige Hexe noch näher an mich heran. "Du bist wirklich die klügste Hexe, die es je gab!" Sie lachte leise. Doch dann löste sie sich von mir und schaute mich traurig an. "Wieso hast du es getan?" Ich antwortete nicht sofort, weshalb sie nachhakte. "Warum hast mich verletzt, warum hast du mich so zerstört, um mir dann zu sagen, dass du mich liebst?!" Ich öffnete den Mund, doch es kam kein Ton heraus.

"Draco, du hast mir mein Herz gebrochen", flüsterte sie.

"Ich weiß"

"Warum?" Ich schluckte nur schwer. Doch sie verdiente die Wahrheit.

"Das war eigentlich von Anfang an mein Plan", gestand ich ihr. "Ich wollte dich leiden sehen. Ich habe dich gehasst! Doch als ich merkte, wie schlecht es dir ging... Als ich dich in Hogsmeade traf, sind all meine alten Gefühle zurückgekehrt... Und als du dann bei uns im Manor aufgetaucht bist, war ich eigentlich schon in dich verliebt. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich war so versessen darauf, meinen Plan auszuführen, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass ich mich schon längst nicht mehr an dir rächen wollte.. Erst als du weinend aus dem Malfoy Manor rausgestürmt bist, habe ich es begriffen. Es tat mir im Herzen weh, deine Tränen zu sehen. Ich wäre dir am liebsten auf der Stelle hinterher gelaufen, hätte mich entschuldigt und dich so lange geküsst, bis alles wieder in Ordnung ist. Ich bin zum Fuchsbau appariert und wollte mit dir reden, doch du warst nicht dort. Und da war ich mir sicher, du würdest in den Muggelpark zurückgehen. Wo alles begonnen hat" Ich spürte, wie schon wieder Tränen in meine Augen stiegen. "Verdammt, ich hätte dich beinahe umgebracht!"

"Nein!", widersprach sie heftig, "Ich hätte mich fast umgebracht! Das ist nicht deine Schuld! Und so oder so... Du hast es verhindert", versuchte sie mich zu beruhigen. Dann stockte sie. "Alte Gefühle?", wiederholte sie meine Worte in einem fragenden Tonfall. Verlegen schaute ich zur Seite, überall hin, nur nicht in ihre Augen. "Jaaa... Aus unserer Schulzeit" Sie hielt überrascht die Luft an. "Die Gryffindor, von der du geschrieben hast, war ich?!"

Dramione-Die Schuld Des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt