3. Kapitel

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Ich war am nächsten Morgen schon sehr früh wach, obwohl wir heute kein Training hatten. Mein erster Blick ging zu Xherdan, er schlief noch tief und fest. Ich stand auf und ging in die Küche. „Guten Morgen.“ „Morgen.“ Ari stand schon in der Küche und hatte das Frühstück gerichtet. Es gab Kaffee, Brötchen und andere Leckereien. Ja, Ari konnte wirklich gut kochen. „Habe ich alles bei meiner Mama gelernt.“ Er grinste. „Ja, Mama ist die Beste.“ Wir beide fingen an zu lachen.

Dann kam Xherdan in die Küche, weil er von dem Essensgeruch geweckt wurde. Er hatte nur seine kurzen Schlafhosen an und seine Haare waren verwuschelt. Mein Blick war auf seinen Körper gefesselt. Solche Arme hatte nicht mal mein Exfreund, obwohl er oft ins Fitnessstudio gegangen ist. „Paula, alles okay bei dir?“ Ich schüttelte mich kurz. „Ähm ja, alles klar.“ Wir setzten uns an den Tisch und ich frühstückte, schweigend, neben Xherdan und Ari. Mein Gott, was war das denn? Ich habe mich jetzt echt zum Obst gemacht, er denkt jetzt ich bin verrückt. Nach dem Frühstück räumten wir alles ab und Xherdan verschwand ins Bad. Nach zwanzig Minuten war er immer noch nicht aus dem Bad draußen und so beschloss ich, mal einen Blick ins Bad zu werfen. Ich öffnete die Tür und er sang unter der Dusche ein Lied, das gerade im Radio lief. Es lief „Billy Jean“ von Michael Jackson. Innerlich hatte ich einen totalen Lachanfall, aber zeigte das von außen her nicht. Er kam aus der Dusche und ich tat schon wieder das, was ich vor dem Frühstück getan habe. Ich starrte ihn wieder an. „Oh hey.“ sagte Xherdan und wickelte sich schnell ein Handtuch um sich. Ich stand immer noch an der Tür, die ich mittlerweile zugemacht habe. „Ich ziehe mich draußen an, dann kannst du das Bad benutzen.“ „Okay, bis später.“ Jetzt stand er vor mir. Er streckte seinen Arm aus und kam näher. Ich wurde auf einmal ganz rot und ich dachte, er will mich küssen. Doch er hatte nicht den Blick auf mich gerichtet, sondern auf die Tür und sein Arm ging zur Türklinke. Das gibt es doch nicht, jetzt bilde ich mir schon Sachen ein, die gar nicht sind. Ich wich einen Schritt zurück und Xherdan verließ das Bad, ohne mich anzuschauen. Mein Gott, war das schon wieder peinlich gerade. Ich machte mich fertig und als ich aus dem Bad kam, war Xherdan im Wohnzimmer und hörte Musik. Es kam das Lied „The Unknown“ von Madeline Juno. Ich konnte es mir nicht verkneifen, mitzusingen. Xherdan drehte sich um. „Ich habe doch eine Stimme gehört, die gesungen hat.“ „Ich und singen? Das kann ich gar nicht.“ „Doch, mach doch nochmal.“ Gesagt, getan. Ich sang dieses Lied und am Schluss meinte er: „Wow, ich wusste gar nicht, dass du außer gut Fußballspielen noch eine gute Sängerin bist.“ „Echt jetzt?“ „Ja absolut.“ Wir grinsten uns an. Doch durch eine SMS von Mario wurde ich gestört. „Hey Paula. Können wir uns kurz bei dir treffen, stehe gerade vor deiner Haustür. Mario“ „Du, Xherdan, ich muss los, Mario will sich noch mit mir treffen.“ Xherdan war von einem Moment auf den nächsten ziemlich genervt. „Okay, tschüss.“ Ich wollte ihn umarmen, doch er wich einen Schritt zurück. Ich war verblüfft. „Xherdan, alles okay bei dir?“ „Ja, ja alles okay.“ sagte er sichtlich genervt und leicht aggressiv. Ich ging schnell aus der Tür raus, bevor er noch etwas nach mir wirft. Schon als ich das Grundstück verließ, hörte ich ihn schreien und dass er einige Sachen auf den Boden fallen ließ.

Ich ging auf mein Grundstück und da stand auch schon Mario. „Hey Paula.“ „Hey Mario.“ „Ich...ähm...wollte mich dafür entschuldigen, was ich gestern gemacht habe.“ Ich schaute ihn an. „Damit kommst du relativ früh, Mario. Wieso hast du dich gestern nicht bei mir entschuldigt?“ „Der Trainer hat mich heimgeschickt.“ „Ach und das soll ein Grund dafür sein, dass du nicht bei mir entschuldigen konntest? Du hättest mich anrufen oder einfach mal kurz zu mir vorbeifahren können und hätten es dann noch gestern klären können!“ Mario schaute kurz zu Boden und dann wieder zu mir. „Du hast Recht. Aber jetzt habe ich mich bei dir entschuldigt, das ist doch die Hauptsache.“ „Ja, aber Mario?“ „Ja?“ „Das nächste Mal entschuldigst du dich vorher und nicht einen Tag danach!“ „Okay.“ Ich umarmte ihn kurz, doch als ich mich von seiner Umarmung lösen wollte, blieben wir an unseren Augen hängen und blickten tief in sie hinein. Er kam mit seinem Gesicht näher und näher, ich schloss meine Augen und schon waren seine Lippen auf meinen. Ich merkte nicht, dass ich eine WhatsApp-Nachricht von Xherdan bekam. Wir lösten uns von dem Kuss. „Was war das denn, Mario?“ „Tut mir Leid, das kam so über mich. Ich muss los.“ Er löste sich aus der Umarmung und verschwand. Ich nahm schnell mein Handy raus und las seine Nachricht. Mir wurde es gleichzeitig kalt und warm, mein Herz rutschte mir verdammt tief in die Hose. „Ich will dich nie wieder sehen!“ Ich schrieb zurück: „Wie jetzt, was habe ich dir denn gemacht?“ „Du hast Mario geküsst.“ „Was, woher weißt du das?“ „Ich habe es gesehen, tu nicht so auf unschuldig. Lass dich nie wieder bei mir blicken, kapiert?!“ Ich ging in meine Wohnung und musste meinen Tränen freien Lauf lassen. Jetzt habe ich es komplett mit Xherdan versaut, nur weil Mario mich geküsst hat. Ich wollte mit niemanden reden. Mein Handy klingelte mehrere Male, doch ich ließ es klingeln. Ich wollte mit niemanden darüber reden, weder mit Mario, Xherdan oder sonst irgendjemand.

Es klingelte an der Haustür. Ich ging kurz hin, es war Valerie. Sie sah meine verheulten Augen. „Hey, was ist los? Du siehst total verheult aus.“ „Komm erstmal rein.“ Wir gingen ins Wohnzimmer. „Ich war bei Xherdan und dann hat mir Mario eine SMS geschrieben, dass er mit mir reden will.“ „Okay. Was wollte er mit dir bereden?“ „Er hat sich bei mir entschuldigt. Danach haben wir uns umarmt und wir haben uns tief in die Augen geblickt.“ „Und weiter?“ Ich zögerte kurz. „Er hat mich geküsst. Und Xherdan hat es gesehen.“ „Oh nein, und jetzt?“ „Xherdan will mit mir nichts mehr zu tun haben.“ Valerie stand auf. „Oh man, du Arme. Das regelt sich wieder. Hast du denn irgendwas bei Mario gespürt?“ „Ja irgendwie schon, aber ich weiß nicht, ob es bei Xherdan mehr Gefühle sind.“ „Darf ich dir etwas vorschlagen?“ „Ja?“ „Du probierst es mit Mario und dann schaust du mal, wie sich dein Herz entscheidet. Vielleicht bist du mit Mario glücklicher als mit Xherdan.“ „Du hast Recht.“ Ich schaute kurz auf mein Handy. Mario hat mich versucht, mehrere Male anzurufen. Ich rief ihn zurück. „Hey Süße.“ „Hey.“ „Das mit dem Kuss...ich glaube ich habe dich ein bisschen überrumpelt.“ „Schon ein wenig.“ „Okay, aber ich konnte nicht anders, ich bin schon länger in dich verliebt.“ „Ich liebe dich auch, Mario.“ sagte ich ziemlich sicher. Wir beide legten später auf und ich ging mit Valerie noch mit ihrem Hund spazieren.

Danach ging ich wieder nach Hause, wo schon Mario auf mich wartete. Er begrüßte mich mit einem langen Kuss und wir gingen ins Haus. Wir kuschelten uns an den Fernseher und machten uns einen schönen DVD-Abend. Doch dann klingelte Marios Handy. „Hey Mario, hier ist Xherdan. Lass die Finger von Paula.“ „Ganz ruhig Xherdan, was geht mit dir ab?“ „Du weißt ganz genau, dass ich noch kein Glück in der Liebe hatte und ich liebe Paula so sehr. Sie bedeutet mir mehr als mein ganzes Leben!“ „Ja Xherdan, jetzt ist sie vergeben, das hättest du dir früher überlegen sollen.“ „Ich weiß, aber ich will Paula nicht mehr sehen. Sag ihr das bitte.“ „Werde ich ausrichten.“ Bevor Mario ein „Tschüss“ ins Handy sprechen konnte, hatte Xherdan schon aufgelegt. Er kam wieder ins Wohnzimmer. „Schatz, wer war denn am Telefon?“ „Xherdan. Er will dich nicht mehr sehen, soll ich dir ausrichten.“ „Okay.“ Er meinte es wirklich ernst. Nur weil ich jetzt mit Mario zusammen bin, macht er aus so einer kleinen Mücke einen so großen Elefanten.

Träume mit Gefühlschaos inklusiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt