7. Kapitel

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Nach dem Gespräch mit meiner besten Freundin machten wir uns auf zu einem kleinen Spaziergang, der mich etwas vom Gefühlschaos ablenken sollte. Ich brauchte einfach mal einen freien Kopf von dem Ganzen.

Wir hatten unsere Jacken an und gingen aus der Tür hinaus, bis mein Handy vibrierte. Ich hatte eine Nachricht von Mario bekommen. „Hey Süße, ich übernachte heute bei meinem Bruder, ist das ok für dich? Ich liebe dich <3“ „Ja Schatz, ist ok :) Ich dich auch :*“

Wir ließen die Häuser hinter uns und erreichten das große Feld, was von meinem Haus nicht allzu weit weg war. Wir setzten uns ins Gras und genossen einfach die frische Luft, die uns in der Nase kitzelte und die Sonne aus den Bäumen blinzelte.

„Ich bin so froh, hier in München zu sein. Ich habe es in Stuttgart nicht mehr ausgehalten.“ „Das glaube ich dir. Ich bin echt froh, dass wir das Abitur hinter uns haben.“ Wir lachten. „Das auf jeden Fall. Kannst du dich an die 11. Klasse erinnern?“ „Auf jeden Fall. Es war schon eine richtig gute Zeit, aber es reicht auch mal mit Schule.“ „Genau.“ „Und hast du dir schon überlegt, was du jetzt machen willst?“ „Nicht so wirklich...ich will irgendwas mit Technik machen...Mechatroniker oder so was in der Richtung.“ Ich überlegte. „Warte mal, bei uns suchen die noch jemand, der diese Ausbildung bei uns machen will, ich kann da mal nachfragen.“ Sie schaute mich an. „Echt jetzt? Sau gut, mach das mal.“ „Okay. Ich habe morgen eh Training, da kann ich mal in der Geschäftsleitung nachfragen.“ „Das würdest du tun? Oh danke, Paula.“ Sie fiel mir um den Hals. „Immer wieder gerne.“

Ich brachte Valerie nach Hause und begrüßte kurz ihren Freund, der vom Hundeplatz gerade wieder zuhause war. Danach ging ich in mein Haus. Ich schaltete meine Musik ein. Aus dem Radio schallten die Zeilen „Immer wenn es regnet, muss ich an dich denken, wie wir uns begegnen, ich kann mich nicht ablenken...um uns war es laut und wir kamen uns nah.“ ins Ohr und klammerte sich ins Trommelfell. Wie ein Echo tönten die Zeilen im Kopf, als würde ein Sänger in meinem Kopf sitzen und mein Leben in einem Lied zusammenfassen.

Danach ging ich ins Bett, weil ich total müde wurde und träumte das allererste Mal von Xherdan.

Am nächsten Tag lachte mir die Sonne ins Gesicht, doch ich war nicht in dieser Stimmung, zu lächeln. Ich zog mich für ins Training um und suchte mein Autoschlüssel. Danach verschwand ich im Auto und fuhr zum Trainingsgelände. Alle waren schon da, nur Xherdan und mein Freund fehlten. Doch als ich mich umdrehte, kam mein Freund auch schon. Ich begrüßte ihn mit einem Kuss, den er lange erwiderte. Dann gingen wir Hand in Hand zu den anderen Spielern. „Schatz, ich muss noch was erledigen. Bin gleich wieder da.“ Ich küsste ihn auf die Wange und verschwand kurz, um jemand von der Geschäftsleitung zu erwischen wegen der Ausbildung. Sie stimmten zu und gaben mir die Nummer, damit Valerie sie anrufen konnte, um die Details zu besprechen.

Ich kam zurück und Xherdan war immer noch nicht da. Hatte er vergessen, dass wir Training hatten?

Da kam er auch schon. Mit einem Mädchen. Ich hoffe echt, dass das nur seine Schwester ist. Sie kamen Arm in Arm hinein. Er blieb kurz stehen und blickte ihr in die Augen. Dann küssten sie sich. „Die sind ein hübsches Paar.“ sagte Mario. „Aber wir sind das bessere Paar.“ Er küsste mich. Ich erwiderte den Kuss, aber löste mich schnell von ihm, denn dann kam Xherdan.

„Darf ich euch vorstellen? Das ist Selina, meine Freundin. Sie will uns beim Training zuschauen.“ „Hey.“ sagte sie. „Schatz, seit wann habt ihr ein Mädchen in der Mannschaft?“ „Seit Anfang dieser Saison. Das ist Paula, meine beste Freundin.“ „Hey Selina.“ „Hey.“ Sie nahm in den Zuschauerrängen Platz und dann begannen wir schon mit dem Training. Es war die letzte Trainingseinheit vor dem ersten Spiel nach der Winterpause. Ich konnte mich kaum auf das Training konzentrieren. Seit wann hatte Xherdan dieses Mädchen an seiner Seite? Ich als beste Freundin hätte das schon vorher wissen können. Es war immer die Rede, dass er mich wollte. Doch ich wollte Mario und jetzt will er nur noch Selina. Normalerweise war ich nie eifersüchtig, doch jetzt steigt die Eifersucht aus meinem Kopf hinaus und mein Herz will anfangen zu weinen. Wir spielten jetzt fünf gegen fünf. Auch da ließ meine Konzentration schnell nach und passte immer in die falsche Richtung. „Paula, was ist los mit dir? Das kannst du doch besser.“ „Ja.“ sagte ich nur.

Glücklicherweise war das Training beendet und wir machten aus, dass wir uns morgen um 16 Uhr am Stadion trafen und dort nochmal alles ausführlich besprachen. Ich stand noch eine Weile da, um mich von Xherdan zu verabschieden. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, doch er fasste seine Schritte auf seine Freundin zu. Was für ein toller bester Freund. Lässt er einfach seine beste Freundin stehen. Auch Mario fiel das auf. „Seit wann interessiert er sich nicht mehr für seine beste Freundin?“ „Ich weiß nicht, was da los ist. Er liebt seine Freundin, das sieht man doch.“ „Komm Schatz, gehen wir.“ Er nahm meine Hand und wir gingen in Richtung Kabine. Ich konnte es mir nicht verkneifen, mich noch einmal nach Xherdan umzudrehen. Wir schauten uns kurz an, doch dann küsste ihn seine Freundin. Wie ein Messerstich rammte sich der Schmerz in mein Herz und alles zersprang. Eine kleine Träne kullerte mir die Wange hinunter, die ich aber schnell wieder wegwischte, damit Mario es nicht mitbekam.

Ich zog mich langsam um und hörte Musik. Musik ist das einzige, was mich in dieser Zeit mehr aufheitern kann als mein Freund. Ich konnte Mario nicht sagen, dass ich in einer Zwickmühle war und mich zwischen ihm und Xherdan nicht entscheiden konnte.

Als ich mich umgezogen hatte, ging ich nach draußen. Alle waren schon weg, außer Mario, Xherdan und Selina. Ich ging auf sie zu. „Schatz, da bist du ja.“ Ich küsste Mario lange, während Xherdan dabei kurz wegschaute. Ich verabschiedete mich von Mario und blieb bei Selina und Xherdan zurück. „Wie lange seit ihr denn schon zusammen?“ „Seit vorgestern.“ sagte Xherdan glücklich. „Paula, ich kenne dich doch.“ „Wie willst DU mich kennen?“ „Hast du nicht bei den Stuttgarter Kickers gespielt und warst mit Lukas zusammen?“ „Ja, wieso?“ „Ich bin Lukas Exfreundin.“ „Ach was?“ „Ja wir sind zusammengekommen, als du dich von ihm getrennt hast wegen dem Vorfall.“ „Okay und warum seit ihr nicht mehr zusammen?“ „Er hat bei mir dasselbe getan.“ „Oh. Das tut mir Leid.“ „Er wohnt jetzt, soweit ich weiß, nicht mehr in Jena...er ist jetzt nach Berlin gezogen, um dort mehr Erfolg zu haben. Soll er doch dortbleiben.“ „Haha, genau, das sollte er.“ Xherdan unterbrach das Gespräch und wir fuhren nach Hause.

Ich fuhr mit einem mulmigen Gefühl nach Hause. Als ich vor Xherdan stand, fing alles an zu kribbeln. Nein, ich will mich nicht in Xherdan verlieben. Ich kann das nicht, ich habe doch Mario und mit dem bin ich doch glücklich...oder nicht mehr? Ach man, dass kann doch alles gar nicht sein! Haben wir uns ineinander verliebt und wollen es nur nicht zugeben? Oder war es nur eine Einbildung und das alles sind nur Freundschaftsgefühle?

Träume mit Gefühlschaos inklusiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt