8. Kapitel

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Am nächsten Tag war es nun soweit. Es war das erste Spiel nach der Winterpause. Wir trafen uns pünktlich am Stadion. Xherdan kam mit seiner Freundin, die schnell in den VIP-Bereich verschwand, ohne Xherdan einen Kuss zu geben. „Wir reden später, Xherdan.“ sagte sie noch, bevor sie sich endgültig umdrehte und verschwand. „Was ist los, Xherdan?“ „Alles okay, Paula.“ Er drehte sich weg und ging sich umziehen. So zickig hatte ich Xherdan noch nie erlebt.

Bevor ich mich umzog, ging ich noch zu Selina, um zu fragen, was zwischen den beiden los sei. Ich sah sie an der Bar sitzen und kam auf sie zu. „Hey.“ Sie drehte sich um. „Ach hey, müsstest du nicht bei der Mannschaft sein?“ „Doch, aber ich dachte, ich komme nochmal kurz. Was ist zwischen dir und Xherdan los? Gestern war doch bei euch alles in Ordnung...“ „Ja ich weiß, aber ich habe mich in jemand anderes verliebt und Xherdan weiß es nicht. Sag ihm das aber bitte nicht, ich möchte das alleine machen.“ „Klar, kein Problem. Es ist auch eine Sache zwischen euch beiden und da möchte ich mich echt nicht einmischen. Du wirst schon wissen, was das Richtige für dich ist.“ „Bist du eigentlich in Xherdan verliebt?“ Mist, sie hatte meinen Extrempunkt getroffen. „Ich bin zwar mit Mario zusammen und liebe ihn, aber genauso liebe ich Xherdan...ich weiß nicht, wie sich mein Herz entscheiden soll...erst denke ich, ich liebe Mario und bleibe ihm treu, aber dann denke ich, dass es besser für mich ist, wenn ich mit Xherdan zusammenkomme...“ „Ohje, du hast es echt faustdick hinter den Ohren.“ Xherdan kam gerade dazu. „Wer hat es faustdick hinter den Ohren?“ er lachte dabei noch. Ich sagte dann: „Xherdan, ich lasse

euch dann mal alleine, ich muss mich noch umziehen.“ „Okay.“ Ich winkte Selina noch zu und war schon in der Kabine.

„Was ist denn los, mein Engel? Du hast gemeint, dass du mit mir reden wolltest.“ Er legte seine Hände in ihre. „Ja...ach Xherdan wie soll ich denn anfangen? Du bist für mich ein besonderer Mensch und alles...“ „Du bist für mich besonders, Schatz.“ „Ja ich weiß, aber da gibt es etwas, was du wissen solltest und du wirst mich hassen dafür...“ „Es gibt nichts, was ich an dir hassen sollte...“ Er grinste sie an. „Ich habe mich in jemand anderes verliebt...er will uns eine Chance geben und ich habe zugestimmt.“ „Du hast WAS?“ Sein Lächeln verwandelte sich in Wut und Tränen. „Ja, ich konnte nicht anders, Xherdan. Du hast dir jemand anderes verdient. Es tut mir Leid.“ „Merkst du eigentlich, was du mir damit antust?“ „Ja Xherdan, das weiß ich auch und es tut mir echt verdammt Leid.“ „Du hast mir mein Herz gebrochen, ist es das, was du die ganze Zeit wolltest? Ich wollte mit dir eine Zukunft aufbauen und nun hast du sie zu Füßen getreten...“ „Das wollte ich nicht, echt nicht. Ich meine nur, dass du jemand anderen verdient hast. Du warst doch in Paula verliebt?“ „Ja, aber sie ist doch mit Mario glücklich. Ich habe doch eh keine Chance mehr...ich weiß nicht, wie ich mich gegenüber ihr verhalten soll...ich fahre gerade die wildeste Gefühlsachterbahn durch.“ „Du, Xherdan, du solltest lieber zu deiner Mannschaft gehen, die braucht dich jetzt. Viel Glück.“ „Danke.“ Sie umarmten sich kurz und er ging in Richtung Kabine.

Die Mannschaft war schon draußen auf dem Platz und ich wartete auf Xherdan. Er sah total fertig aus. „Mein Leben ist ein einiger Trümmerhaufen...alles vorbei...“ „Hat sie etwa mit dir Schluss gemacht?“ „Ja, sie ist in jemand anderes verliebt...“ „Oh nein, komm mal her.“ Ich nahm Xherdan in den Arm. Er löste sich kurz wieder und er kam näher. Kurz bevor er meine Lippen erreichen konnte, wich ich einen Schritt zurück. „Was ist los?“ „Ich kann das nicht Xherdan. Ich bin mit Mario zusammen und will das nicht kaputtmachen.“ Ich ging dann in Richtung Spielfeld und Xherdan kam hinterher.

Reiß dich zusammen, Paula. Xherdan ist dein bester Freund, du darfst dich nicht in ihn verlieben!

Auf dem Platz angekommen, bekamen wir vom Trainer eine Standpauke, weil wir eine Stunde zu spät dran sind. Als Strafe dafür durften wir beide nicht in der Startformation mitwirken. Na super und das nur wegen den Umständen, die gerade stattfanden.

Die anderen machten sich im Tunnel bereit und warteten darauf, dass die Schiedsrichter auf den Platz liefen. Xherdan und ich saßen schweigend da und schauten uns nicht in die Augen. Die Standpauke war noch tief in den Knochen und das Gefühlschaos ließ mich einfach nicht los. Sie hat sich schon in meinen Magen hineingefressen...so sehr, dass es schon anfing, wehzutun. Doch ich musste den Schmerz ignorieren. Für die Mannschaft, auch für Mario und Xherdan.

Die Mannschaften kamen auf das Spielfeld und begrüßten sich gegenseitig. Nach dem Begrüßen klärten die Kapitäne mit dem Schiedsrichter ab, wer auf welcher Seite spielt. Das Los fiel so, dass wir auf die Seite unserer Fans spielten.

Anstoß hatten die Gegner. Der Ball ging die ersten Minuten nur hin und her, bis die Bayern DIE Chance zum 1:0 hatten, doch Alaba schießt am Tor vorbei. Ich schaute Xherdan nicht an, ich glaube, er war immer noch fertig wegen der Trennung mit Selina. Er schaute auch die ganze Zeit ins Leere.

Dann schrien die Zuschauer. Es war ein Tor gefallen. Müller hat das Tor nach Vorlage von Rafinha gemacht. Alle Spieler liefen auf ihn zu und umarmten ihn. Ich jubelte mit den anderen auf der Auswechselbank, doch Xherdan bewegte sich überhaupt nicht. Er schaute mich nur an und schaute danach wieder ins Leere. Bis zur Halbzeit erspielten sich die Bayern viele Chancen, doch der Ball wollte irgendwie nicht ins Netz. Wir gingen alle in die Kabine und hörten uns an, was der Trainer zu sagen hatte. Ich setzte mich neben Mario, der um mich einen Arm legte und mir einen Kuss in die Haare hauchte. Xherdan saß nur dabei und verschränkte die Arme. Mario flüsterte mir etwas in Ohr. So leise, dass nur ich es verstehen konnte. „Weißt du, was mit ihm los ist?“ „Ich glaube, er kommt mit der Trennung von seiner Freundin nicht klar...“ „Meinst du? Er hat doch nur so getan, als ob er sie liebt, da steckt was anderes dahinter, glaub mir.“ Er hatte sie nicht geliebt? Aber warum in aller Welt erzählt er mir, dass er sie geliebt hat? Der Trainer unterbrach meine Gedanken. „Du darfst jetzt für Rafinha spielen und Xherdan, du wirst für Müller spielen. Paula, du wirst dann neben Xherdan spielen im Mittelfeld.“ Endlich konnte ich dem Trainer zeigen, was ich drauf hatte. Alle freuten sich mit mir und Mario küsste mich sanft. Nur Xherdan schien sich nicht mit uns zu freuen. Er stöhnte genervt, stand auf und machte sich auf den Weg zum Spielfeld. Wir kamen kurz danach. Auf dem Spielfeld angekommen, gingen wir auf unsere Positionen. Ich musste zum Anstoß. Nach dem Pfiff passte ich zu Mario, der den Ball über mehrere Stationen weiterleitete. Dann bekam ich den Ball und spintete auf das Tor zu. Xherdan war mitgelaufen. „Pass zu mir, Paula.“ Doch ich ignorierte ihn und sprintete weiter. Alle riefen mir zu, dass ich passen sollte. Doch ich wollte es allen zeigen, inklusive Xherdan. Ich schoss. Der Ball flog mit einer hohen Flugkurve auf das Tor zu. Xherdan fing innerlich an zu fluchen. „Was macht sie denn, der geht nie im Leben rein!“ Doch falsch gedacht. Der gegnerische Torhüter konnte den Ball nicht abwehren und als er sich umdrehte, war der Ball schon drin. Ich jubelte und alle umarmten mich. Xherdan kam dazu und sagte: „Das nächste Mal spielst du zu mir, kapiert?!“ Die Wut in ihm konnte ich herauslesen. Er wollte das Tor machen, da war ich mir sicher. Aber ich wollte doch zeigen, dass ich es auch kann. Naja egal, es geht weiter. Beim nächsten Angriff passte ich zu Xherdan und jetzt lief er in Richtung Tor. Ich rannte in den Strafraum und hielt meine Hand nach oben, um zu signalisieren, dass ich den Ball wollte. Doch Xherdan ignorierte das und spielte den Ball zu Alaba. Dann köpfte Dante und der Ball zappelte ins Netz. Alle rannten zu ihm und klatschten sich ab. Ich ging zu Xherdan. „Sag mal, ich stand frei.“ „Habe dich nicht gesehen, sorry.“ „Xherdan? Was ist mit dir eigentlich los? Du bist so...anders.“ „Sag ich dir später.“

Das Spiel endete mit 3:0 für uns. Wir gingen noch zum Publikum und feierten mit ihnen. Ich schaute mich nach Xherdan um, doch ich sah ihn nicht, er war wahrscheinlich schon in der Kabine.

Ich joggte in Richtung Spielertunnel und lief dann ganz langsam in Richtung Kabine. Aber was ich dann sah, ließ mich den Boden unter den Füßen verlieren.

Träume mit Gefühlschaos inklusiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt