Ewig: Ein zärtlicher Kuss

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Als Faye ihren Satz beendete, schaute sie herüber zu Antonia. Die stand allerdings total geschockt da. Sie rappelte sich auf, und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. „Es ist unglaublich. Ich wusste das nicht, Faye. Du musst mir glauben. Können wir bitte gehen?". Faye nahm Antonia an die Hand und sie verließen den Friedhof. Faye war besorgt um Antonia. „Möchtest du alleine sein? Ich muss nirgendswo anders heute sein, ich könnte auch bei dir übernachten, wenn du willst.". Antonia freute sich, dass Faye ihr Gesellschaft anbot. Als die beiden mit dem Auto bei Antonia ankamen, sahen sie eine mysteriöse Gestalt, die in diesem Moment aus Antonias Haus kam. Faye erkannte sofort wer es war. „Was macht Direktor Salazar hier?". „Keine Ahnung"; antwortete Antonia, „vielleicht wollte er nur wissen, ob mir die Schule gefällt oder so.". „Ein Hausbesuch, vom Schuldirektor? Weil er ja auch sonst nichts mit seiner Zeit anzufangen weiß?", sagte Faye sarkastisch. Sie gingen rein und Antonia zeigte Faye ihr Zimmer. „Warte hier", sagte Antonia, „ich bin gleich wieder da. Schau dich ruhig um.". Antonia lächelte Faye zu und schloss die Tür. Faye stand mitten im Raum, wandte sich aber direkt Antonias Musikkollektion zu. Sie nahm sich CDs raus. „The Kelly Family, The Kelly Family, The Kelly Family, The Kelly Family, The Kelly Family, The Kelly Family, The Kelly Family.. was zur Hölle? Hört sie auch noch was anderes?", flüsterte sie sich selbst zu und musste lächeln. „Oh. Wer hätte es gedacht. The Kelly Family.". Sie schaute weiter. „Supertramp, ABBA, Frank Sinatra, Robbie Williams, Twenty One Pilots, Alan Walker, Amb.. WAS!?", sie konnte nicht glauben, was sie in ihren Händen hielt. Ein Album von Amber Marie Kelly. Ein handsigniertes Album von Amber Marie Kelly. Sie legte die CDs zurück und begann zu zweifeln und sich zu fragen, was für ein Spiel hier gespielt wird. Sie schaute sich weiter um und stieß auf ein Buch. ‚The Halfpipe Of Life'. Klingt interessant, dachte Faye. Sie nahm es sich und begann zu lesen.

"Pünktlich um sieben Uhr klingelte mein Wecker mit einem schrillen Ton. Mit einer lustlosen Bewegung schaltete ich ihn ohne hinzusehen aus. Mein Zimmer war mit dem hellen Licht der Sonne durchflutet und es deutete auf einen schönen Tag hin. Ich lag schon seit einer halben Stunde wach in meinem Bett und starrte an die Decke. Der Unfall war heute nun auf den Tag genau zehn Jahre her. Und auch nach zehn Jahren saßen die Trauer und der Verlust noch tief. Es war viel Zeit vergangen, wodurch es erträglicher für mich wurde. Nur an dem Todestag meiner Eltern war es immer wieder schwer für mich damit klarzukommen.

Fragen wie:

Warum ist uns der Unfall passiert?

Warum habe ich überlebt?

Wie sähe mein Leben aus, wenn sie noch hier wären?

Flogen mir an diesem Tag jedes Jahr durch den Kopf. So oft kam ich in Situationen, in denen ich nur zu sehr merkte, dass sie mir fehlten. Bei dem Mutter-Tochter Backwettbewerb in der siebten Klasse, bei dem ‚take your daughter to work day', bei dem Schokoladenverkauf in der Elementary School und in unzähligen anderen Situationen, bei denen meine Granny mir nicht helfen konnte. An den Unfall selbst hatte ich eigentlich gar keine Erinnerungen mehr, außer dass wir gemeinsam mit dem Auto irgendwo hinfuhren. Welches Ziel wir genau hatten, wusste ich bis heute nicht."

Faye bekam nicht mit, dass Antonia wieder ins Zimmer hereinkam. „Es ist eine schöne Geschichte," sagte Antonia. „Sie ist aus Deutschland. Ich habe sie übersetzt. Die Autorin ist eine junge Dame, die sogar glaube ich noch jünger ist als du.". Und wie Antonia so sprach, dachte Faye nach, ob sie erwähnen sollte, was sie da gefunden hatte. Und auf der anderen Seite muss sie ja gut Deutsch können, wenn sie das einfach so übersetzen kann. Faye war wirklich ungeduldig, wenn es um Geheimnisse ging. „Ich muss mal. Wo ist die Toilette?", fragte Faye. Antonia antwortete: „Gleich neben an. Auf der rechten Seite.". Im selben Moment, als Faye das Zimmer verlassen hat, kam Antonias Mutter hinein. Sie hatte zwei Flaschen Alkohol in der Hand. „Hat sie etwas gemerkt?", fragte Mrs Martinez, „wir können das nicht riskieren, Antonia, hörst du!?". Mrs Martinez klang sehr streng und besorgt. Faye konnte von nebenan alles mithören. Sie hat aber auch sofort gemerkt, dass bei beiden Deutsch miteinander sprachen. Obwohl sie schon fertig war auf der Toilette, blieb sie noch einen Moment da, nahm ihr Smartphone heraus und versuchte das Gehörte in den Übersetzer einzugeben. Aber jetzt hörte sie Antonia sprechen. „Die CD ist anders eingeordnet. Sie hat sie garantiert gesehen. Scheiße!". Antonias Mutter stellte die beiden Flaschen auf den Tisch, nach dem Motto: „Du weißt was zu tun ist", und verließ das Zimmer. Faye kam wieder zurück in Antonias Zimmer. „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich hab meiner mum auch noch geschrieben, dass ich heute Nacht hier bleibe.", log Faye Antonia an. Die zwei Flaschen Alkohol entgingen ihrem Blick nicht. „Hast du vor die zu trinken, Antonia?", fragte Faye. Antonia antwortete ganz selbstbewusst: „Ein oder zwei Gläser tun ja keinem weh, oder?". Also ließ Antonia den Korken knallen und die beiden schütteten was das Zeug hielt. Nicht lange später ging Antonia um weitere Flaschen zu holen. Sie hatten den Spaß ihres Lebens. Sie haben viel gelacht, 80er Songs gesungen und einfach das Leben genossen. Sie haben nicht einmal gemerkt, dass sie von Minute zu Minute immer betrunkener wurden. Antonia nannte Faye einen Schluckspecht. Faye wusste zwar nicht was das heißt, fand den Klang aber schön. Die beiden standen mitten im Raum und versuchten einfach nur nicht umzukippen. Sie hielten sich gegenseitig fest, als Antonia Faye tief in die Augen schaute und sie zärtlich küsste. Sie führte Faye an ihren Hüften in Richtung Bett und legte sie sanft drauf. Faye war zu betrunken um irgendetwas zu sagen, aber sie konnte nicht widerstehen. Sie wollte es auch.

Antonia und Faye beschlossen den nächsten Tag zu schwänzen. So wie sie da lagen, konnte das auch nur die beste Lösung sein. Als Antonia aufwachte, komplett nackt, verschwitzt und immer betrunken wie Sau, sah sie, dass ihre Mutter die Tür leise öffnete und ihren Kopf hineinstreckte. Sie schaute Antonia an, die ihrer Mutter einen Daumen nach oben zeigte, um ihr zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung sei. Sie schrieb ihrer Mutter auch noch eine Nachricht. „Wir hatten Sex. Ich hatte Sex mit ihr. Ich glaube, dass ich mich verliebt habe. Ich werde nichts sagen, ich schwöre es!".

Amber: Damals. Heute. Für immer.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt