Frage, keine Antwort.

536 28 16
                                    

POV: THOMAS

Natürlich bin ich froh überlebt zu haben. Ich muss froh sein, sagen sie. Aber bin ich das? Darf ich das wirklich sein? Immerhin habe ich tausende getötet, genauso wie alle anderen. Ich habe genauso für W.I.C.K.E.D. gearbeitet, wie alle anderen. Ich glaube nicht, dass ich es verdient habe. Außerdem habe ich so viele Menschen verloren, wie soll ich denn hier noch das "Leben" genießen. So viele Menschen, die ich garnicht kennen lernen konnte. Meine Eltern. Ich hätte ihnen so gerne von mir erzählt, von meinen Freunden berichtet, hätte sie am liebsten gezeigt. Minho und Gally sind zwar hier und auch wenn Gally anders ist als damals, habe ich nicht das Gefühl, dass es berechtigt ist. Und ich weiß, dass es zumindestens Minho genauso geht. Ich hätte so viel mehr tun müssen, ich hätte so viel mehr Menschen retten können. Warum gab es zum Teufel kein chemisches Gegengift? Ich habe eigentlich aufgehört mich diese Fragen zu stellen, doch seit wir hier sind, nicht jeden Tag um unser Leben kämpfen und arbeiten müssen, habe ich viel zu viel Zeit nach zu denken. So gerne hätte ich Newt eine Antwort auf seinen Brief gegeben, so gerne hätte ich ihn noch ein einziges Mal Tommy sagen hören wollen. Aber nicht in diesem schrecklich heisernden und verletzenden Ton, wie es damals war, sondern in seiner klaren und wunderbaren Stimme, wie sie eigentlich war. Tommy... Er war der einzige der mich so nannte und ich genoss' es jedesmal. Und ich genoss' die eifersüchtigen Blicke von Teresa, wenn er dies tat. Denn sie wusste genau, wie es mir gefiel'. Ich hätte ihm noch so viel gesagt, ich hätte ihn so gerne berührt. Doch jetzt ist es viel zu spät, er ist weg und wird es immer bleiben. Zum ersten Mal an diesem Abend hebt Thomas den Kopf vom Boden und richtet ihn gen' Himmel. Newt, wenn du da bist, wenn du mich siehst oder weißt wie es mir gerade geht. Ich werde am Leben bleiben, für die andern, für dich. Du wolltest es so, hast du in dem Brief geschrieben. Aber ich bin trotzdem heil froh, wenn es vorbei ist und ich dich endlich in meinen Arm schließen kann. Thomas steht auf, zieht einen Zettel heraus. Einen Brief. Leise nuschelt er ihn vor sich hin.

"Lieber Newt, ich hoffe meine Worte erreichen dich. Einige Wochen ist es nun her, dass wir hier sind. Alle erholen sich mäßig und ich versuche gerade Minho und Gally das geschehende gut zu verarbeiten zu lassen. Ich habe versucht mehr durch zu bringen Newt, wirklich ich habe es von ganzem Herzen versucht. Immer und Immer wieder. Nicht mal meinen besten Freund, meinen Seelenverwandten, mein rettendes Ufer und meinen guten Rat habe ich retten können. Dich. Du Newt, warst der, der uns und mich zusammen gehalten hat. Es ist schwer zu realisieren, aber nach und nach wird alles ganz langsam sichtbar. Ich möchte es nicht, ich möchte, das dass alles anders passiert. Warum musstest du gehen? Ich verstehe das nicht, ich möchte es nicht. Du sagst du hattest keine Angst zu gehen, aber ich hatte sie. Ich hatte Angst irgendwann dort zu stehen und einen Rat zu brauchen und dann bist du nicht mehr da. Und nun ist es soweit. Der Moment ist da. Der Schmerz ist riesengroß. Ich möchte fast sagen ich weiß, wie es für dich war. Der Moment als sich deine Augen geschlossen haben, für immer. Ich verstehe es jeden Tag mehr, den ich hier bin. Ohne dich ist die Welt nicht die, die sie war. Du warst der, der immer an mich geglaubt hat. Der mich vor Gally verteidigt hat, der mich mit Minho zusammen zu einem Runner gemacht hat. Ich danke für das alles und meine Lunge brennt, denn ich würde dich so gerne umarmen. Ich würde mir am liebsten eine Waffe schnappen, mich umbringen und dich sehen. Doch das geht nicht, noch nicht. Ich hoffe einfach, dass dieser Brief meinen Schmerz im Herz, in meinem Leib und an jedem Abend lindert, zumindest etwas. Die Hoffnung stirbt zuletzt, ein Satz den du gerne sagtest. Und meine Hoffnung ist es nun, dass dieser Brief, diese Worte bei dir ankommen. Danke, Danke für alles Newt. Ich liebe dich."

Thomas nimmt ein Feuerzeug, verbrennt den Brief und sieht diesem dabei zu, sie er in den Himmel steigt. Matt lächelnd, mehr traurig als schmerzerfüllt. Für den Moment half es.

-------
ENDE.
Feedback? :D

Happyend? ~ NEWTMAS OS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt