1

529 32 0
                                    

Ich streiche die schwarzen, glatten Haare meiner Tochter aus ihrem Gesicht und betrachte ihr schlafendes Gesicht. Sie liegt in ihrem Zimmer. An den Holzwänden hängen ein paar ihrer Zeichnungen. Auf allen bin entweder ich oder jemand aus meiner Bande zu sehen. Ihre Zeichnungen sind nicht die besten, aber angemessen für ihre 6 Jahre.
In ihrem Zimmer steht außerdem noch ein weißer Schrank in dem ihre Kleider lagern und eine Kommode für all ihre Sachen, die jedoch leer steht da sie alles was sie besitzt auf dem Boden liegen hat.
Lena ist ein schrecklich unordentlicher Mensch, außer bei ihren Klamotten. Diese dürfen nicht einmal einen Fleck haben, das hat sie wohl von ihrer Mutter. Leider hat sie sie nie kennengelernt, da sie bei ihrer Geburt starb, doch fast täglich erzähle ich von ihr, zeige ihr Bilder oder erzähle ihr Geschichten. Wie wir uns kennengelernt haben oder was wir zusammen erlebt haben. Lena liebt diese Geschichten. Es war mir von Anfang an wichtig sie für sie lebendig zu halten, vielleicht brauch sie es nicht, sie hat ihre Mutter ja nie kennengelernt, doch für mich ist es wichtig. Ich vermisse sie. So unendlich viel. Lena ist das einzige was mir geblieben ist. Bis jetzt war ich nur ein Mal mit ihr bei dem Grab ihrer Mutter. Sie wollte es nur einmal sehen. An dem Tag an dem wir dort waren, war sie sehr ruhig. Sie hat keine Emotion gezeigt als wir davor standen. Lena hat es einfach nur angesehen. An diesem Tag habe ich ihr keine Geschichten erzählt. Sie war nur in ihrem Zimmer und hat etwas gemalt. Am Ende des Tages ging sie alleine zum Grab. Lena wollte nicht das ich dabei war. Was sie gemacht hat weiß ich bis heute nicht, doch ich denke sie hat ihrer Mutter ein Bild gemalt, den ich hatte ein Blatt in ihrer Hand gesehen als sie ging. 
Das Grab ihrer Mutter liegt auf einer kleinen unbewohnten Insel. Es ist viel mehr ein Sandhaufen mitten im Meer mit einem Haus darauf. Dieses Haus haben wir gebaut. Zusammen. Es hat einige Zeit gedauert, doch wir haben es geschafft. Noch in der selben Nacht, indem wir es fertiggestellt hatten, ist Lena entstanden. Wir beide haben uns so sehr auf sie gefreut. Haben unsere Zukunft geplant. Wir wollten sie erstmal auf unserer Insel großziehen. Einen Garten bepflanzen. Tiere halten. Ein normales Leben führen, bis Lena alt genug ist und wir wieder als Piraten segeln können. Das war ihre Mutter nämlich. Eine Piratin. Leider ist jedoch alles anders gekommen. Sie hat die Geburt nicht überstanden und ist vier Tage danach in meinen Armen gestorben.
Ich lächel Lena noch einmal an. Ihr Haar hat sich auf dem weißen Kissen wie ein Fächer ausgebreitet. Eine ihrer kleinen Hände umklammert die ebenso weiße Decke, die andere meine Mütze. 
Ein Stofftier wollte sie nie haben, sie hat immer meine Mütze an sich genommen. Lena meint sie duftet nach mir, deswegen liebt sie sie. 
Nachdem ich ihr noch einmal über die Wange gestreichelt habe, gehe ich vorsichtig aus ihrem Zimmer und versuche keinen Lärm zu machen. Sie heute zum einschlafen zu bekommen war nicht leicht. Wir haben heute an einer Insel angelegt, auf der schon Ruffy mit seiner Bande war. Ruffy hat sich sofort super mit meiner Kleinen verstanden und der Rest seiner Bande war auch hinundweg von ihr. Sie wollte sich gar nicht von ihr trennen, auch wenn es ja nur für ein paar Stunden ist. Ruffy mag sich zwar manchmal aufführen wie ein Kind, doch ich weis, dass da noch mehr ist. Er ist nicht so dumm, wie er sich darstellt. Er ist intelligent, weis genau wann er was tut oder sagt. 
Ich gehe das kurze Stück zu meinem Zimmer. Ihres liegt direkt neben meinem nur für den Fall das etwas passiert. Man weiß ja nie.
Ich gehe rein und mache die Tür zu. Danach ziehe ich mich bis auf die Unterhose aus und lege mich ins Bett. Mit bis zum Kinn hochgezogener Decke starre ich an die Decke und grübele über dies und das nach.

Meine HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt