- Kapitel 3 -

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Still und leise stehe ich in den frühen Morgenstunden auf. Die Sonne ist kurz vorm aufgehen und ich ziehe mir schnell meine Kleidung an. Sie besteht aus einer schwarzen, enganliegenden Hose und als Oberteil besitze ich eine grüne Bluse. In den Farben des Waldes fühle ich mich einfach am wohlsten. Auf einem Bein hüpfend ziehe ich mir meine Knie langen Stiefel an und werfe mir meinen dunklen Umhang um. In dem Moment, als er herum wirbelt schwebt etwas heraus. Eine Feder. Tinker! Ein leichtes ziehen geht von meiner Brust aus. Schon lange hab ich es nicht mehr gespürt, wenn ich an sie gedacht habe. Aber da sind es ja nur Gedanken und nicht eine reale Erinnerung. Also schenke ich dem mittlerweile verschwundenen Schmerz keine Aufmerksamkeit! Diese gilt gerade nur der Feder. Sie schwebt hinab auf den Boden, genau auf eine der Holzdielen. Ein kurzes Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. Langsam lasse ich mich auf den Boden gleiten und nehme die Feder behutsam in meine Handfläche. Sachte streiche ich über sie. Was wenn ich sie verliere? Während ich überlege spiele ich mit einem meiner geflochtenen Zöpfe, die auf beiden Seiten hinter mein Ohr geflochten sind. Flechten? Schnell mache ich einen auf und befestige die Feder darin. Anschließen bringe ich ihn wieder in den vorherigen Zustand, nur das jetzt die Feder dort hängt. Doch nervt sie gar nicht und es gefällt mir sehr. Jetzt widme ich mich der Holzdiele. Vorsichtig hebe ich diese hoch und nehme aus dem Hohlraum darunter meinen Langbogen, mit Köcher und Pfeilen heraus und meine zwei Dolche. Nachdem ich sie neben mir abgelegt habe, lasse ich das Versteck wieder verschwinden und so scheint der Boden wieder wie ein ganz gewöhnlicher, ohne Geheimkammern. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen über mein hervorragendes Versteck, erhebe ich mich und lege mir meine Waffen an. Mit wenigen Handgriffen habe ich in einen kleinen Beutel Wechselkleidung, Lembas, Trinken und zwei Salben eingepackt. Nun stehe ich vor meiner Tür und frage mich warum ich so zögere. Wollte ich das nicht die ganze Zeit? Die Freiheit! Was würd mich wohl dort draußen erwarten? Bin ich bei dem Rat überhaupt erwünscht? Schließlich wurde ich nicht eingeladen. Aber wo sollt ich anders hin? Dort könnte ich vielleicht eine Ausbildung machen oder wenigstens unterkommen. Alles ist besser als draußen im Wald, wo es vor Orks nur so wimmelt. Werde ich diese Reise überhaupt überleben? So lang ich denken kann hab ich noch nie gegen jemanden gekämpft, einen Ork gesehen und geschweige denn bin ich noch nie so weit weg vom Erebor gewesen. Nein! Es gibt keine Zweifel, ich fühle mich dazu bestimmt! Aus irgendeinem Grund weiß ich, dass dies der richtige Weg für mich ist. Hier finde ich nicht meine Zukunft! Entschlossen mache ich die Tür auf und trete auf den von Fackeln beleuchteten Gang. Niemand ist zu sehen. Was konnte man auch anderes erwarten? Zwerge sind Langschläfer. Mit schnellen Schritten begebe ich mich den Gang hinunter zur ersten Treppe. Wie froh ich bin, dass Elben so leichtfüßig sind! So hört man so gut wie nichts, nur das Wehen meines Umhangs.

Nach etlichen Treppen und warten hinter Ecken, weil Wachen vorbei kommen, die mich aber nicht bemerken, komme ich an meinem Ziel an. Mit meinen Händen taste ich die kahle Wand entlang. Wieso musste es hier unten auch so dunkel sein? Da ist es ja! Mit beiden Händen drücke ich den Stein ein, woraufhin ein Loch in der Wand ist. Ich bringe ein paar Meter Abstand zwischen mich und die Wand. In dieser öffnet sich gerade ein Geheimgang und ich hoffe nur, niemand hat etwas gehört! Schnell betrete ich diesen und er schließt sich wieder. Diesen Geheimgang habe ich immer benutzt, wenn ich mich in der Nacht hinaus geschlichen habe, um zu Trainieren. So ist es gerade ein leichtes für mich hindurch zu kommen, obwohl ich nicht einmal meine Hand sehen kann. Am Ende des Gangs, schiebe ich einen Ast zur Seite, der diesen verdeckt. Draußen scheint mir schon die Sonne entgegen, sie ist gerade am aufgehen. Ich muss mich beeilen! Geschickt renne ich durch das Unterholz und es fühlt sich so gut an! Es fühlt sich auf einmal gar nicht so an, als hätte ich ein halbes Jahr nur in dem Berg verbracht. In kürzester Zeit bin ich am Waldrand angekommen. Von hier aus, habe ich einen perfekten Blick auf das Tor und dort stehen auch schon drei Gestalten. Zwei kleine und eine große! Sie scheinen wohl gleich auf zu brechen. Schnell wende ich mich um und Pfeife. Die Entfernung ist groß genug, dass die 3 Männer ihn nicht hören konnten! Sie sind ja auch keine Elben! Ich hoffe das Pfeifen, hat die gewünschte Gestalt gehört. Wieso kommt er denn nicht? Mein Blick schnellt wieder zum Tor und der Anblick bringt mich noch mehr in Panik. Boromir und Gimli sind schon aufgebrochen. Zwar sehe ich sie noch, aber nicht mehr lange.
„Akuya! Wo bleibst du denn?" Muss er mich den jetzt unbedingt im Stich lassen? Jetzt wo ich einmal die Chance habe ein neues Leben zu starten? Eins von den vielen verschiedenen Leben. Vielleicht ist ja irgendwann das wahre dabei. In dem Moment höre ich hinter mir ein rascheln und ich drehe mich schnell um.
„Kannst du nicht mal pünktlich sein?" Unschuldig schaut er mich an und ich kann ihm nicht länger böse sein. Schnell schmeiße ich meine Tasche über seinen Rücken und schwinge mich davor auf ihn. Mittlerweile ist er groß genug, aber ich bin erst einmal auf ihm geritten. Im Schatten des Waldes folgen wir den beiden Herren. Immer mit einem Auge auf ihnen, erzähle ich Akuya von meinem Plan und er scheint auch hell auf begeistert! Umso mehr ich erzähle, kann ich es immer weniger fassen! Ich bin wirklich abgehauen und jetzt frei! Bin ich es wirklich? Frei? Ich habe mich nicht von Minet verabschiedet und von Thorin konnte ich es nicht. Also bleibt doch ein Teil von mir zurück? Nein, daran darf ich jetzt nicht denken! Vor meinen Augen flimmert es, aber ich unterdrücke die Tränen. Es ist das richtige was ich hier mache! Es ist das Beste für alle! In dem Berg wäre ich nur gestorben, ohne etwas von meinem Leben zu haben und so kann ich noch etwas erleben! Wir kommen den beiden immer Näher, denn sie befinden sich jetzt auch im Wald. Nur das sie dem vorgeschriebenen Weg folgen und ich mit Akuya durchs Unterholz schnellen. Jetzt schon fühlt es sich anders an! Ohne Begrenzung durch Mittelerde reisen und dann noch im Schatten. Es ist jetzt schon ein Abenteuer! Wie ich hoffe, dass es nicht auffällt das wir ihnen folgen. Meine Hände vergraben sich noch mehr in Akuyas Fell, als dieser plötzlich los spurtet. Erst da bemerke ich, dass die zwei Männer sich nicht mehr neben uns befinden.

Das Juwel (LegolasFF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt