Inzwischen sind einige Tage vergangen, Dylan und ich redeten ganz normal miteinander und ich beachtete nicht mehr, dass er berühmt ist. Ich kannte nun Teile von seinem wahren Gesicht, dass Gesicht das er hinter der Kamera hat, sein wahres ich. Natürlich wusste ich längst noch nicht alles von ihm, er wusste ja auch noch nicht, warum ich hier lebte. Er hat zwar nicht mehr danach gefragt, doch der erste Monat ohne meinen Vater ist bald um und mir wurde immer mehr bewusst, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Ich konnte nicht einmal sein Grab besuchen, weil es einfach zu weit weg war und das Ticket nach Denver sehr viel kostete und zu teuer war, für nur ein paar Stunden Aufenthalt.
je näher der Tag rückte, desto schlechter wurde auch meine Laune. Leila, Jaden und Mason merkten dies natürlich. Oftmals fragten sie nach, was los sei, doch ich traute es mich nicht ihnen zu sagen. Oder eher wollte ich es ihnen nicht sagen, denn auf Mitleid konnte ich gut verzichten.
Leila und ich waren gerade auf den Weg in die Schule, als sie plötzlich anhielt. "Lil? Warum bleibst du stehen?" Ein entschlossener Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit. Sie packte meinen Arm und zog mich wieder Richtung mir zurück. Da ich nicht wusste, was los war wehrte ich mich nicht gegen ihren Zug. Ein paar Stunden fehlen würden schon nicht so schlimm sein. An meinem zu Hause wieder angekommen, sah ich, dass Jaden und Mason vor meiner Haustüre standen und sie schienen auf uns zu warten. Jaden erblickte uns als erster und kam uns sofort entgegen. Auf der Hälfte der Auffahrt war Jaden bei uns, er packte mich an der Hüfte, warf mich über meine Schulter und ging auf das Haus zu. Leila hatte unseren Ersatzschlüssel unter der Matte hervor geholt und schloss die Tür auf. Ich sollte wohl meiner Mutter sagen, dass dies nicht das beste Versteck war.
"Könnt ihr mir bitte mal erklären was das hier soll? Und Jaden, lass mich endlich runter!" Jadens Schulter bohrte sich in meinen Bauch und das Rumgehüpfe machte es nicht besser.Im Haus ließ Jaden mich auf die Couch fallen.
"So meine Liebe, du wirst uns jetzt endlich mal erklären, warum du seit Tagen immer schlechter gelaunt bist. Und keine Wiederrede. Wir werden hier solange stehen beziehungsweise sitzen bleiben, bis du uns alles erzählt hast." Masons Blick war streng und deutete an, keine Widerrede zu leisten. Ich wusste, sie machten sich bloß Sorgen, doch ich konnte es ihnen nicht sagen. Zu tief saß noch der Schmerz. Je mehr ich darüber nachdachte, desto wässriger wurden meine Augen, was Leila aufzufallen schien. "Hey Maus, was ist den los? Ist es so schlimm?" Mitleidig legt sie einen Arm um meine Schulter. "I-i-ich...m-m-mein Vater ist vor einem Monat gestorben. An Krebs. Darum bin ich hergezogen." Inzwischen rannen mir die Tränen über die Wange, Jaden, Mason und Leila sahen sich verdutzt an. Ich konnte mir denken, dass sie sehr erschrocken waren, wer rechnet denn auch mit so etwas?
"Laurissa, das tut uns leid. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir dich nicht so gedrängt." Aber sie konnten es nicht wissen. Obwohl es mir so weh tat, dass mein Vater tot ist, tat es gleichzeitig so gut, dass ich es ihnen erzählen konnte. Ich war mit meinem Leid zwar alleine, aber ich hatte drei besondere Menschen die mir helfen würden, darüber hinweg zukommen oder mir etwas leid abnehmen würden. "Maus, wenn wir dir irgendetwas tun können, du kannst mit uns reden." – "Danke, aber ich wäre euch nur dankbar, wenn ihr mich am 01.02. nicht alleine lässt. Ich werde sicher nicht viel reden wollen, aber ich will auch auf gar keinen Fall alleine sein." Nickend stimmten mir alle drei zu und versicherten mir, an diesem Tag mir beizustehen. Dankend nahm ich alle in die Arme, froh darüber, dass sie nicht weiter nachfragten und froh, dass ich sie Freunde nennen konnte."Laurissa, wer weiß noch davon?" – "Meine Mutter und Patrick ... Ich war noch nicht dazu gekommen es Dylan zu erzählen. Beziehungsweise bin ich der Frage immer aus dem Weg gegangen. Ich wollte es ihm nicht erzählen, bevor ich ihn noch nicht besser kennenlerne. Aber ich denke, lange kann ich es ihm eh nicht mehr verheimlichen. Er hat schon angefangen Patrick und Mama danach zu fragen, sie halten zwar beide dicht, doch lange wird es nicht mehr dauern bis sie es ihm erzählen werden. Es ist ja auch sein gutes Recht zu wissen, warum ich plötzlich hier auftauche und einziehe." Ich knetete meine Hände durch und blickte zu Boden, während ich Mason meine Antwort gab. Es stimmte ja auch. Lange wird es nicht mehr dauern, dann musste ich Dylan wohl oder übel davon erzählen. Je später desto besser aber spätestens nächste Woche würde er es erfahren.
"Wer hat ein gutes Recht was zu wissen?" Erschrocken drehten wir uns alle zum Eingangsbereich. Wie konnten wir ihn alle nicht kommen hören?
"D-Dylan, hey, äähm ... Was machst du denn so früh schon hier? Du wolltest dich doch mit deinen Drehkollegen treffen?" – "Ich hab mich nur mit Thomas getroffen, doch der musste wieder nach Hause, hab vergessen warum. Außerdem sollst du nicht ablenken." Auffordernd blickte Dylan mir in die Augen und als er merkte, dass ich einknicken würde, wurde sein Blick intensiver. "Laurissa, du kannst doch mit mir reden, ich bin jetzt sowas wie dein Bruder. Du kannst mir vertrauen." – "Dyl ... können wir vielleicht später auf meinem Zimmer darüber reden? Ich sollte eigentlich noch in die Schule um nicht allzu viele Stunden zu verpassen." – "Nagut, aber am Nachmittag erzählst du mir was los ist okay? Gut, dann kommt, ich fahr euch in die Schule." Auf sein Wort nahmen wir unsere Schulsachen und Dylan fuhr uns in die Schule. Er entschuldigte uns alle noch im Sekretariat und machte sich dann wieder auf den Weg nach Hause, vermutete ich. "Lauri, wenn du willst, kann ich dabei sein, wenn du es ihm erzählst, denn ich denke er wird die ganze Geschichte hören wollen." – "Danke, Lil', aber ich muss das alleine machen. Na los, gehen wir in die Klasse."
Während der Unterrichtsstunden machte ich mich innerlich schon dazu bereit, heute mit Dylan über meinen Vater zu sprechen. Ich baute mir Sätze zusammen die ich ihm sagen wollen würde. Je mehr ich darüber nachdachte, desto schneller kam das Ende der letzten Schulstunde auf mich zu und ehe ich mich versah, klingelte es auch schon das Ende der Stunde an. Na dann, auf ins Gefecht.Ich betrat gerade das Haus, als ich Dylan aus der Küche reden hörte. Ich hatte zwar gehofft, dass er noch unterwegs war und nicht zu Hause, doch zu meinem Glück schien er gerade zu telefonieren. "Nein, Tommy, ich weiß wir wollten uns heute nochmal treffen, aber ich hab ein wirklich wichtiges Gespräch mit Laurissa ... Was, nein ich weiß es noch nicht ... Ja okay, dann bis später." Dylan beendete sein Gespräch und wandte sich zu mir um. "Bevor du zu erzählen beginnst, willst du noch etwas essen? Ich hab Spaghetti gekocht." – "Können wir's einfach hinter uns bringen bitte?" Dylan nickte und deutete mir an vorauszugehen. Ich leitet uns in die Bibliothek, da ich mich dort am wohlsten fühlte und ich dort eine innerliche Ruhe habe. Wir setzten einander gegenüber auf die Sitzbank am Fenster. Ich saß im Schneidersitz, mit einem Kissen auf meinem Schoß umklammert.
"Es war letzen Monat. Ich war auf eine Party und mein Vater hatte mir verboten noch solange aus zu bleiben. Er war die ganze Nacht wach. Solange bis ich nach Hause kam. Ich war etwas betrunken, aber noch lange nicht so betrunken, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ein Fan von zu viel Alkohol war ich noch nie, wahrscheinlich weißt du eh warum." Dylan nickte und deutete mir an fortzufahren. "Jedenfalls saß mein Vater im Wohnzimmer als ich Heim kam. Er wollte mit mir noch etwas besprechen, aber ich wollte, dass wir es auf den nächsten Tag verschieben. Er sprach dagegen, meinte es wäre wichtig und er hätte es mir schon viel zu lange verschwiegen gehabt. Mir kam das ganze etwas seltsam vor also redete ich nicht mehr dagegen und setzte ich mich ihm gegenüber. Er erklärte mir, dass er Knochenkrebs habe und das schon länger. Er habe Operationen und Chemotherapien hinter sich. Doch die Krebszellen haben sich schon zu weit ausgebreitet. Sie waren bereits in die Organe vorgedrungen. Er ist an Silvester verstorben. Es war sein letzter Wunsch, dass ich hierher, zu meiner Mutter ziehe. Ich verstehe nicht, warum ich nicht sehen konnte, dass er krank ist. Ich konnte nicht sehen, dass er eine Chemotherapie gemacht hat. Ich hab mich nie gefragt, warum er Tage lang mehrmals weg war. Ich habs einfach nicht gesehen."
Innerhalb von Sekunden war ich in Tränen ausgebrochen. Dylan rutschte zu mir her und nahm mich in den Arm. Wir sprachen kein Wort, er hielt mich einfach nur fest im Arm und versuchte mich zu beruhigen. Nach einigen Minuten wurden meine Tränen weniger und mein Schluchzen verebbte langsam. Dylan strich mir immer wieder über meinen Rücken, solange bis ich mich löste und ihm dafür dankte, dass er nichts sagte und mich einfach nur in den Arm nahm.
"Weißt du Laurissa, ich habe früh einen Freund verloren, der mir sehr wichtig war. Er half mir bei der Scheidung meiner Eltern und holte mich aus meinem Zimmer raus. Als er gestorben war, war es das schlimmste für mich, wenn mir jemand sein Mitleid oder Beileid aussprach. Ja es gehört dazu dies auszusprechen, aber ich konnte es nie ab. Die meisten wussten nicht wie ich litt als er starb und Mitleid konnten sie nicht haben. Denn sie litten nicht MIT mir. Ich weiß zwar ungefähr wie du dich fühlst, aber ich kann nicht mit dir leiden, da ich deinen Vater nicht gekannt habe. Ich kann dir aber sagen, dass ich verstehe wie du dich fühlst und ich kann dir auch sagen, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn du mir mit reden willst." –"Danke, Dylan. Und du hast recht. Viele sprechen ihr Mitleid aus, leiden aber nicht mit mir. Sie fühlen vielleicht den gleichen oder einen ähnlichen Schmerz, aber viele leiden nicht mit."
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How life changes / Thomas Brodie-Sangster FF *pausiert*
FanficLaurissa ist 18 Jahre alt und zieht nach dem Tod ihres Vater nach London. Dorthin wo ihre Mutter mit ihrem neuen Freund wohnt. Am Anfang scheint alles gut. Die riesige Bücherei die extra für sie dazu gebaut wurde, das Zimmer mit dem wundervollen Aus...