Kapitel 2√

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4.September

Ich konzentrierte mich nur auf das Ticken der Uhr. Schlafen konnte ich nicht und wollte es auch nicht tun. Die Angst war wieder zu groß, dass ich wieder etwas aus meiner Vergangenheit träume.

Ich hatte viele schlaflose Nächte. Für andere inakzeptabel; für mich normal. Wenn jemand anderes in meiner Haut stecken würde, würde er nicht mehr leben wollen. Doch ich war noch nie von Suizid beeinträchtigt. Ich bin auch nur ein normaler Mensch mit einem Geheimnis.
Das Geheimnis meiner Vergangenheit.

Plötzlich ertönte der Alarm meines Handys. Das war der Zeitpunkt, indem ich aufstand. Ich nahm mir einen schwarzen Pullover und eine dunkelblaue Skinnyjeans. Ich zog mich um und wusch mein Gesicht und bürstete meine Haare. Danach ging ich nach unten in Richtung Esszimmer. Und ja, ich putze meine Zähne immer nach dem Frühstück. Ich werde es auch niemals verstehen können, wieso andere Menschen vor dem Frühstück ihre Zähne putzen.

Als ich im Esszimmer war, war wie erwartet, Emma da.
,,Guten Morgen", sagte ich leise und setzte mich an den Tisch.Arthur war schon auf der Arbeit wie jeden Tag. Er konnte nur am Wochenende mit uns frühstücken, was aber nicht so schlimm war, da ich mich selten mit Emma und Arthur unterhielt.

Ich redete schon immer wenig und war eher ein Einzelgänger.
,,Guten Morgen, mein Spatz." Sie lächelte mich an und legte auf meinen Teller ein Spiegelei mit Bacon. Wir aßen, ohne etwas zu sagen, zu Ende. Danach putzte ich meine Zähne, zog mir meine Jacke und Schuhe an und verabschiedete mich von Emma.

Eigentlich würde Emma mich zu Schule bringen, doch ich wollte es nicht, da sie schon genug für mich tat. Und Busfahren stört mich auch nicht. Als ich den Bus noch rechtzeitig erreichte, setzte ich mich etwas weiter vorne hin, da ich Leute aus meiner Jahrgangsstufe erkannte und nicht mit ihnen sprechen wollte.

Viele erfuhren, dass ich adoptiert wurde, als ich neu auf ihrer Schule kam und deswegen wurde ich von manchen angesprochen, wieso ich adoptiert wurde.
Wie ich solche Fragen hasste! Wenn man logisch nachdenkt, dann weiß man, dass ich in einem Heim war und danach adoptiert wurde. Sonst muss nicht irgendwer irgendwas wissen.

Das wird sich jetzt echt traurig anhören, aber ich hatte noch nie eine Freundin und brauche auch keine. Nicht mal im Kindergarten, aber das war nicht schlimm, denn wie gesagt, ich brauche keine Freunde, obwohl es ein Teil auch toll wäre. Nach gefühlten 3 Stunden, aber eigentlich nur 20 Minuten, stieg ich aus den Bus und ging zum Schulhof. Gelangweilt setzte ich mich auf einer von mehreren Bänke hin, die es zum Glück in dieser Schule gibt.

Ich beobachtete die Schüler auf den Schulhof aus Langeweile und merkte plötzlich, wie einer der Jungs aus der "The Destroyers-Gruppe" mich anstarrte. Doch als er merkte, dass ich ihn erwischt hatte, guckte er wieder zu den anderen Jungs.

Ich hatte gehört, als die Mädchen aus meiner Klasse und ich uns umzogen in der Mädchenkabine für Sport, wie sie über diese "Boys-gruppe" sprachen. Sie sind eine Jungsgruppe, die aus Insgesamt vier Jungs besteht und sie bleiben unter sich. Sie gehen  alle auch zum Kampfsport, aber ich habe keine Ahnung, wieso sie sich 'the Destroyers' nannten. Ich wette, sie fühlen sich einfach nur zu cool.

Ich machte mir nicht mehr so viele Gedanken darüber und stand danach auf, da die Schulglocke ertönte.
Ich ging ins Klassenzimmer und setzte mich ganz hinten in die Ecke vom Tisch hin, da ich nicht so auffallen wollte. Die Destroyers kamen in den gleichen Moment wie der Lehrer hinein und sofort trafen sich die Blicke von mir und dem Jungen, der mich aus irgendeinen Grund angestarrt hatte.

Doch plötzlich machte es bei mir 'Klick' und ich konnte, glaube ich, einen Grund gefunden haben, wieso er mich angeguckt hatte. Ich glaube, er wusste jetzt auch, dass ich adoptiert wurde, denn nicht die ganze Schule wusste davon.

Vielleicht denke ich einfach zu viel nach und der Junge hatte einfach so einen kurzen Blick auf mich geworfen. Natürlich muss ich nur fürs einmal Gucken einen Grund suchen. Doch ohne weiter nachzudenken, unterbrach der Lehrer meine Gedanken, indem er die Klasse begrüßte. Wir standen alle vom Stuhl auf und begrüßten ihn, Herrn Cooper, zurück.

Wir setzten uns wieder hin und was er danach sagte, schockierte mich.

The lost girl (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt