Angriff!

683 52 22
                                    


 „WAS WAR DAS DENN?‟ Das Entsetzen war Kira deutlich ins Gesicht geschrieben.

War soeben wirklich eine maskierte Gestalt in der Säulenhalle aufgetaucht? Mit einer Drohung? Und war danach sofort wieder verschwunden?

Unwillkürlich krallte sie sich in Intefs Leinenkleider. „Bitte sag mir, dass ich halluziniere.‟

„Wenn du halluzinierst, dann tue ich es auch, glaube ich.‟ Perplex starrte er auf die Stelle, an der die dunkle Gestalt vor einem Augenblick noch gestanden hatte.

Kira tat es ihm gleich. Als würde die Person noch vor ihr stehen, tauchten zwei giftig grün leuchtende Augen in ihrem Geist auf. Wie zwei tödliche Smaragde hatten sie unter den schwarzen Kleidern hindurch geleuchtet.

„Mir gefällt das nicht...Wer war diese Frau?‟ Mit besorgtem Gesichtsausdruck löste Intef sich von ihr.

Die furchteinflößenden Augen der Fremden hatten sie so in ihren Bann gezogen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass es eine Frauenstimme gewesen war, die zu ihnen gesprochen hatte.

„Warum soll uns das Lachen vergehen?‟ Unwillkürlich lief ein Schauer ihr den Rücken herunter.

„Wir sollten zu Ramose gehen.‟ Mit einem Mal breitete sich wieder Klarheit in ihrem Verstand aus. „Er muss wissen, dass eine maskierte Frau in seinem Palast herumläuft.‟

Intef nickte ernst und gemeinsam liefen sie aus der Säulenhalle, das Hallen ihrer Schritte tönte wie das Ticken einer Uhr durch die Stille.

Im Eiltempo hasteten sie Gänge entlang Richtung Ramoses Privatgemächern. Kira kam sich wieder vor wie bei ihrer Flucht vor den Soldaten, die sie durch Memphis gejagt hatten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als wolle es ein Wettrennen gegen sie gewinnen.

Mit einem Mal merkte Kira, das sich niemand auf den Gängen aufhielt. Ohne langsamer zu werden sah sie sich um, konnte jedoch keinen der sonst so zahlreich umher wuselnden Beamten entdecken.

In dem Moment wurde ihr klar, das irgendetwas nicht stimmte.

Als beide schließlich vor der Tür zu Ramoses Gemächern angelangt waren, stellten sich ihr endgültig alle Nackenhaare auf; die Wachen, die sonst den Eingang bewachten, waren nirgends zu sehen.

„Die Wachen sind weg.‟ Auch Intef schien ihr Fehlen bemerkt zu haben.

Ohne groß zu überlegen trat Kira an die Tür und hämmerte mit aller Kraft gegen das Holz.

„Ramose! Bist du hier?‟ Keine Antwort.

Wieder hämmerte sie gegen die Tür, doch auch diesmal blieb es im Inneren still.

„Vielleicht ist er im Thronsaal.‟ Ohne auf ihre Antwort zu warten, machte Intef auf dem Absatz kehrt und rannte Richtung Thronsaal. „Bleib du hier, falls er wiederkommen sollte!‟, rief er ihr noch über die Schulter zu, ehe er hinter der nächsten Biegung verschwand.

Als Intef außer Sicht war, fühlte sich Kira plötzlich, als würden ihre Knie nachgeben. War es wirklich ratsam, sich zu trennen, wenn eine maskierte Frau sich im Palast befand?

Bei der Vorstellung, wieder in die durchdringenden grünen Augen blicken zu müssen, drehte sich ihr der Magen um. Sie dachte zurück an die dunkle Kleidung, die sie getragen hatte. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt, eine große Kapuze über dem Kopf und einen schwarzen Schal im Gesicht hatten sie an irgendetwas erinnert... Dann viel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das erste Wort, was ihr beim Anblick der Frau in den Sinn gekommen war, das Wort, was sie zuvor nicht genau benennen, geschweige denn über die Zunge bringen konnte, brannte sich plötzlich wie glühendes Eisen in ihren Verstand: Auftragskiller.

Time Traveler - Durch den heißen WüstensandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt