Kapitel 2

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„Sie ist echt heiß und noch dazu dein Typ. Ich glaube ich lade sie ein mit uns Eis zu essen."
„Nein, Blue. Bitte nicht. Das war doch unser Nachmittag!"
„Rebecca?"
„Ja?"
„Hast du Lust nach der Schule noch mit uns Eis essen zu gehen?"
„Nein danke. Ich will euch nicht zur Last fallen."
„Tust du nicht. Ich lade dich ein."
Sie dachte kurz nach aber willigte ein.
„Dann geht jetzt zurück in den Unterricht."
„Hör auf dich immer wie die große Schwester aufzuführen."
„Ich bin deine große Schwester, Kleine."
„Vier verdammte Minuten", grummelte ich und erntete Gelächter von den Beiden.
„Wir gehen dann mal. Bis später."
„Tschau."
Blue umarmte uns noch kurz bevor sie in einen anderen Gang verschwand.
„Also, Kleine, wo müssen wir jetzt hin?"
„Nicht du auch noch...", flüsterte ich ehe ich ihr eine Antwort gab.
„Wo ist der Erdkundesaal?"
„Selber Saal wie Englisch."
„Kannst du mir trotzdem noch einmal den Weg zeigen?"
„Natürlich."
Wir gingen eine Weile schweigend.
„Blue ist echt nett."
„Ja das ist sie."
„Es war echt nett gewesen mich einzuladen."
„Ach, so ist Blue einfach."

Nach dem Unterricht gingen wir Eis essen. Erneut führten wir interessante Gespräche mit Rebecca. Wir fanden zwar nicht viel über sie heraus, außer, dass sie alleine in ihrer Wohnung lebte und dort eigentlich ziemlich gut klar kam.
„Und wieso bist du umgezogen?"
„Ich brauchte einen Tapetenwechsel."
„Und wie kannst du dir die Wohnung leisten?"
„Die Wohnung gehört meinen Eltern."
Ich nickte und sah auf die Uhr.
„Verdammt es ist schon fünf!"
„Wir sollten langsam echt los."
„Wenn ihr wollt begleite ich euch nach Hause."
„Vergiss es. Du bist allein und wir zu zweit. Wenn schon begleiten wir dich."
„Na schön."
Wir liefen zu dritt durch die Innenstadt und redeten und lachten. Das wäre die perfekte Freundschaft. Aber das Wort Freundschaft machte mich traurig. Wieso auch immer. Ich konzentrierte mich auf die Konversation mit Blue und Rebecca.
Als wir vor unserem Wohngebäude zu stehen kamen, wollte sich Rebecca von uns verabschieden.
„Es bringt nichts sich jetzt zu verabschieden. Wir müssen eh rein um zu uns zu kommen."
„Oh ihr wohnt auch hier?"
„Ja."
Zusammen gingen wir mehrere Stockwerke nach oben. Auch hier unterhielten wir uns.
Vor unserer Tür blieben wir stehen. Wir verabschiedeten uns von ihr.
„Bis morgen."
„Ja bis morgen. Hab einen schönen Abend."
„Danke."
Sie ging zu der Tür nebenan und öffnete sie mit ihrem Schlüssel.
„Ich würde mal sagen wir sind Nachbarn."
Blue war schon längst drinnen.
„Wieso bist du noch draußen?"
„Mir war noch nicht nach Reingehen. Aber da du nebenan wohnst, wird das Treffen einfacher sein."
„Das wird es. Geh besser rein bevor deine große Schwester noch denkt, du wärst umgekippt, oder jemand hätte dich entführt."
Wir lachten ein wenig.
„Schönen Abend, Skye."
„Dir auch, Becca."
Wir gingen gleichzeitig in unsere Wohnung.
„Jay!"
„Was?"
„Wo bist du?"
„Zimmer."
Ich begab mich in sein Zimmer.
Dort herrschte die gewohnte, geordnete
Unordnung. Er wusste schon immer wie man ein Zimmer so aufräumte, dass es einem nicht so verklemmt ordentlich und auch nicht so ekelig dreckig vorkam. Es war die perfekte Mischung aus Ordnung und Unordnung.
„Ich habe heute die heiße Nachbarin kennengelernt."
„Und?"
„Sie ist heiß, intelligent und hat Style. Nicht zu vergessen: sie sitzt in fast jedem Fach neben mir."
„Warte. Ihr geht in die selbe Klasse?"
„Ja. Und Blue musste sie unbedingt zum Eisessen einladen."
„Und?"
„Was und?"
„Magst du sie?"
„Sie ist nett."
Er zog eine Augenbraue hoch.
„Ich mag sie aber ich weiß nicht ob mehr als freundschaftlich."
„Ach Kleine."
Ich sah Jason wütend an und machte mich mit Blue ans Kochen. Blue und ich waren einfach das perfekte Team in der Küche. Wir konnten kochen was wir wollten, es gelang uns immer.
„Jason!"
„Essen!"
Er deckte den Tisch und wir aßen während wir uns über den Schultag unterhielten.
„Wie war es heute, Skye?", fragte Blue schließlich als wir alleine in unserem Zimmer waren.
„Es ging. Es gab nur dumme Kommentare und böse Blicke."
„Und die Lehrer?"
„Sie haben mich alle nach einer Weile aufgerufen, in der Hoffnung mich runtermachen zu können dafür, dass ich nicht aufgepasst habe."
„Und was hälst du von Rebecca?"
„Sie ist... nett."
„Nur? Habe ich sie umsonst zum Eis eingeladen?"
„Nein hast du nicht. Aber wie läuft es mit Alice?"
„Versuch nicht das Thema zu wechseln."
Sie warf ihr Kissen nach mir.
„Komm schon, Blue. Du liebst sie und du solltest es ihr endlich sagen."
„Aber es ist hoffnungslos. Sie liebt mich nicht."
„Woher weißt du das? Blue. Solange du es ihr nicht sagst wirst du nie erfahren ob sie deine Gefühle erwidert."
„Seit wann so weise, Kleine?"
„Seit Neustem."
Ich warf ihr das Kissen zurück und machte mich bettfertig.
„Schon müde?"
„Es war anstrengend heute."
Mit den Worten legte ich mich in mein Bett und schlief sofort ein.

„Skye! Wach auf!"
Genervt öffnete ich meine Augen um dann direkt in die roten Augen und das blasse Gesicht meiner Schwester zu sehen.
„Du bist zu spät!"
Und sofort war ich wach. Ich zog mich in Windeseile an und machte mich fertig. Ich trat aus der Wohnung nur um festzustellen, dass ich nur noch zwanzig Minuten hatte und den Bus hatte ich auch verpasst. Schnell zog ich meine Jeansjacke über meine gestreifte Bluse und Sneakers an und lief nach einem geschrieenen ,Viel Spaß und hab einen schönen Tag' so schnell es ging auf den Flur. Dort begegnete ich Rebecca.
„Hey. Wieso bist du so gestresst?"
„Ich hab meinen Bus verpasst."
„Du kannst bei mir mitfahren wenn du willst."
„Gerne aber nur wenn es dich nicht stört."
„Nein das passt schon. Ich hole dir nur noch schnell einen Helm."
„Warte. Du fährst Motorrad?"
„Willst du rechtzeitig ankommen oder nicht?"
Ich nickte und sie lief schnell zurück in ihre Wohnung. Sie kam mit einem Helm in der Hand zurück. Sie gab ihn mir und zsm gingen wir nach unten. In einer der Garagen stand ihr Motorrad. Sie stieg auf und setzte sich den Helm auf.
„Worauf wartest du? Steig auf!"
Ich setzte meinen Helm auf und setzte mich hinter sie.
„Bist du schon einmal gefahren?"
„Nein."
„Dann halt dich gut fest."
Ich legte meine Hände auf ihre Taille und sie fuhr los. Sofort schlang ich meine Arme um sie und hörte sie lachen.
Das Gefühl sie so festzuhalten war angenehm.
„Alles in Ordnung?"
„Ja passt schon. Es ist halt mein erstes Mal."
Erneut lachte sie. Ihr Lachen war wunderschön.
„Wir sind in fünfzehn Minuten da."
„Wieso fünfzehn?"
„Ich hole uns noch einen Kaffee."
Sie hielt nach wenigen Minuten vor Starbucks und nahm ihren Helm ab.
„Was willst du?"
„Einen Kaffe mit Zucker und ganz viel Milchschaum."
Sie sah mich fragend an, ging dann aber rein.
Zwei Minuten später kam sie mit zwei Starbucks Thermobechern raus.
„Halt die mal."
Sie drückte mir die Becher in die Hand und ich spürte sofort die Wärme.
„Ich habe den Milchschaum ausgelassen, dir aber dann normale Milch reinmachen lassen."
„Danke."
Sie zog sich ihren Helm an und setzte sich wieder vor mich.
„Schaffst du es die Becher zu halten?"
„Ich denke schon."
Ich schlinge meine Arme wieder um sie und halte die Becher jeweils in einer Hand.
„Auf geht's."
Sie fuhr los. Ich genoss die Fahrt. Der Wind, der mir in Gesicht wehte, die Häuser, die an mir vorbei zogen, Rebeccas Körper so dicht an meinem... Es war echt toll. Aber leider endete es viel zu schnell. Nach bloß fünf Minuten hielt sie vor der Schule.
Sofort stieg sie ab, nahm ihren Helm ab und nahm sich die zwei Thermobecher. Auch ich stieg ab und nahm den Helm von meinem Kopf. Dabei fuhr ich mir ein Mal durch die Haare um sie ein wenig aufzulockern.
„Wenn du willst fahre ich dich nach der Schule auch wieder nach Hause."
„Nein das brauchst du nicht. Ich will dir nicht noch mehr zur Last fallen."
„Das tust du nicht. Versprochen. Ich muss ja sowieso nach Hause fahren. Dann kann ich dich ruhig mitnehmen."
„Na gut. Aber nur weil du darauf bestehst."
Sie gab mir meinen Kaffeebecher und wir gingen langsam auf das Schulgebäude zu. Von allen Seiten wurden wir dumm angeschaut. Irgendwann legte Rebecca ihren Arm um mich und sah mich mit einem besorgten Blick an.
„Ignorier die Idioten einfach. Tu so als wären sie nicht da."
Ich nickte und versuchte so gut wie es ging dir Blicke zu ignorieren während ich mit ihr sprach und meinen Kaffee trank. Ihre Hand verweilte dabei auf meiner Schulter und ich muss zugeben, es war angenehm. Ich fühlte mich dadurch ein wenig sicherer.
„Hey Neue! Ich schmeiß am Freitag ne Party für das neue Schuljahr. Du und die Lesbe seid eingeladen."
Ich zuckte zusammen. Seit ich in der Highschool war beleidigt er mich so und trotzdem traf es mich jedes Mal aufs Neue.
Rebecca ignorierte ihn einfach.
„Wieso ist Blue heute nicht da?"
„Krank."
„Wünsch ihr gute Besserung von ihr."
„Mach ich."
Plötzlich blieb sie stehen. Sie legte ihre Hände um mein Gesicht und sah zu mir herunter.
„Hör mir jetzt mal zu. Wir kennen uns erst seit gestern aber ich habe das Gefühl, dass wir eine sehr gute Freundschaft aufbauen werden. Falls du willst, dass diese Freundschaft etwas wird, dann musst du mit mir reden, okay?"
Ich nickte.
„Es ist einfach schwer."
Sie erkannte die Tränen in meinen Augen und nahm meine Hand. Sie zog mich etwas abseits von allen.
„Es ist schwer für mich. J-Jedes Jahr beleidigt e-er mich. J-Jedes Jahr werde ich von ihm runtergemacht. U-und deswegen bin ich a-auch mit n-niemanden befreundet. Sie-Sie wollen sich nicht m-mit Roy anlegen."
Ich wollte gerade weiter reden, da zog sie mich in ihre Arme. Ich weinte mich bei ihr aus und sie sprach mir aufmunternd zu. Ich genoss die Umarmung. Fühlte mich zum ersten Mal seit Ewigkeiten sicher und beschützt. Ich spürte aber auch, dass am Anfang jeder Muskel ihres Körpers angespannt war und sich erst nach einer Weile gelockert hatte. Immer mehr genoss ich ihre Nähe, und immer mehr beruhigte ich mich.
„Komm jetzt. Wir müssen zum Unterricht."
Wieder lagen ihre Hände auf meinen Wangen. Sie strich mir die Tränen weg und nachdem ich eine gefühlte Stunde in ihre grünen Augen gesehen hatte nickte ich.

Was wäre wenn...  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt