Kapitel 20

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„Kommst du, Becca?"
Nach zweieinhalb Wochen im Krankenhaus konnte sie endlich nach Hause. Ich konnte es gar nicht erwarten sie endlich wieder bei mir zu haben.
„Warte doch mal, Süße."
Ich drehte mich zu ihr. Es tat zwar weh sie so zu sehen, doch sie lebte und das zählte. Auf ihren Krücken humpelte sie mir hinterher.
„Ich würde dich ja tragen, aber du hast eben abgelehnt."
„Ich bin viel zu schwer für dich, Love."
Sie küsste mich kurz.
„Hahaha. Du hast mich doch auch die ganze Zeit getragen."
„Du tust dir noch weh, Süße. Außerdem bist du viel kleiner und leichter als ich."
Gespielt beleidigt sah ich sie an.
„Sieh es doch mal positiv: du kannst, wenn wir uns umarmen, mein Herz hören und das schlägt nur für dich."
Ich küsste sie auf die Wange.
„Ich liebe dich."
„Ich dich auch."
Sie gab mir ihre Autoschlüssel.
„Auf gar keinen Fall."
„Wie sollen wir denn sonst hier raus kommen?"
„Nur dieses eine Mal."
„Ich werde aber jetzt eine Weile nicht fahren können, also solltest du nicht so ein Drama draus machen und deine Freundin, die gerade aus dem Krankenhaus gekommen ist, nach Hause fahren."
„Natürlich, Darling."
Ich schulterte ihre Tasche erneut und lief langsam neben ihr her.
„Meine Eltern haben zu Hause übrigens etwas vorbereitet. Sie sind so froh, dass ihre Tochter endlich aus dem Krankenhaus ist, dass sie unbedingt ein Abendessen mit unseren Familien haben wollen."
„Ich weiß ja nicht."
„Sie lieben dich, du musst kommen. Sie fanden es nur Schade, dass sie sich durch solche Umstände kennengelernt haben. Sie fanden es übrigens toll wie du mich beschützt hast und nicht von meiner Seite gewichen bist. Auch nicht als der Arzt dich rausschicken wollte."
„Dafür bin ich da."
„Und sie fanden es auch toll, dass du ganz normal mit ihnen geredet hast und nicht, wie alle anderen, ausgeflippt bist als du sie gesehen hast."
„Ich hatte in dem Moment andere Dinge im Kopf, mein Engel."
Sie grinste mich an und blieb kurz stehen um sich die Augen zu reiben.
„Sobald wir Zuhause sind, legen wir uns ins Bett. Einverstanden?"
„Sehr gerne. Ich habe echt schlecht geschlafen in letzter Zeit. Mein Kissen hat mich verlassen."
„Dein Kissen ist jetzt wieder da. Du weißt nicht wie schlimm die Nächte ohne dich waren."
„Ich kann es mir vorstellen."
Ich lud die Krücken und die Tasche in den Kofferraum und half ihr sich in ihr Auto zu setzen. Sie seufzte.
„Endlich nach Hause."
„Endlich nach Hause."
Ich schloss ihre Tür, stieg ein und startete den Motor. Ich fuhr uns nach Hause.
„Wo wollen deine Eltern heute Abendessen?"
„Bei uns."
„Uns?"
„Ich dachte mir, da du dich dort sowieso fühlst wie Zuhause, könnte ich es so nennen."
„Unser Zuhause. Daran könnte ich mich gewöhnen."
„Tu das, Love."
Ich konzentrierte mich weiter auf die Straße.
„Was hast du eigentlich Zuhause gemacht?"
„Ich habe da geschlafen und Hausaufgaben gemacht. Die meiste Zeit war ich ja bei dir."
„Stehen Eric oder Raymond immer vor der Tür?"
„Ja. Sie passen schon auf mich auf, keine Sorge."
„Ich muss mir Sorgen machen, Süße. Ich werde von einem Psychopathen verfolgt, da will ich, dass du sicher bist."
„Ich bin sicher, solange du aufhörst mit mir zu reden wenn ich fahre. Du weißt, ich bin den Wagen noch nie gefahren und er ist wirklich ungewohnt."
„Ist gut, Love. Ich werde ruhig sein."
Ich nickte und fuhr weiter. Sie war wirklich den ganzen Rest der Fahrt über ruhig, aber ich spürte ihren Blick auf mir und sah aus dem Augenwinkel, dass sie lächelte. Leicht verfärbten sich meine Wangen rot und ich musste grinsen.
„Starr nicht so."
„Wenn ich nicht mit dir reden darf, darf ich dich wenigstens ansehen."
„Du lenkst mich ab, mein Engel."
„Tut mir leid, Love. Aber du bist wunderschön und wie könnte ich anders als dich anzustarren."
Nun waren meine Wangen dunkelrot und ich konnte ihr nicht antworten.
Ich fuhr in die Garage rein, stieg aus, nahm die Krücken aus dem Kofferraum und öffnete ihre Tür. Ich hielt ihr meine Hand hin.
„Soviel zu: Ich werde dich wie eine Königin behandeln wenn du meine Freundin bist."
„Ich kümmere mich gerne um dich, Darling."
Ich half ihr aus dem Auto, überreichte ihr die Krücken und schulterte die Tasche.
„Komm. Wenn du willst trage ich dich."
„Nein. Der Arzt hat gesagt ich soll mich so viel wie möglich selbstständig bewegen und du sollst mich nicht tragen. Ich will das nicht."
Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Ist gut, mein Engel."
Ich lief langsam neben ihr.
„Also: Schlafen und danach Essen für unsere Familien kochen. Ich habe mir deinen ersten Tag anders vorgestellt."
Erschöpft sah sie mich an. Sie hatte tiefe Augenringe unter ihren Augen.
„Ich mir auch, Love."
Wir machten eine kurze Pause.
„Schaffst du es?"
Sie nickte und humpelte weiter die Treppen hoch. Ich sah, dass ihre Hände zitterten. Ich wollte ihr das wirklich nicht antun.
„Lass mich die Treppen hoch tragen, bitte. Becca, ich sehe doch, dass du Schmerzen hast."
Sie sah etwas verzweifelt zu mir.
„Bitte, Becca."
Widerwillig nickte sie schließlich und ich dachte nach welche Position die Beste wäre.
„Komm auf meinen Rücken."
Erneut nickte sie.
Ich ließ sie auf meinen Rücken und sie klammerte sich mit ihrem gesundem Bein an mir fest und schlang ihre Arme, den linken etwas schwächer, da er zwar nicht mehr in einer Schiene war, aber immer noch weh tat, um mich. Ich nahm ihre Krücken in die eine Hand und die Tasche in die andere.
„Siehst du? Ist gar nicht so schlimm."
Ich strengte mich zwar wirklich an ihr nicht zu zeigen, dass ich es schwer hatte mit ihr auf dem Rücken die Treppen hoch zu gehen, aber sie bemerkte es.
„Du musst das nicht."
„Ich will es aber. Lass mich mich um dich kümmern. Bitte."
„Ist ja gut."
Die nächsten Stufen wurden immer schwerer hoch zu steigen. Aber ich schaffte es. Ich setzte sie vor meiner Haustür ab und legte einen Arm um ihre Taille.
„Guten Morgen, Miss Campbell, Miss Monroe."
„Guten Morgen, Eric."
„Wie geht es Ihnen, Miss?"
„Es ist erträglich, Eric. Gleich geht es mir bestimmt besser."
Er nickte und ich öffnete uns die Tür. Rebecca kam herein nachdem wir Eric noch einen schönen Tag gewünscht haben.
„Ab ins Bett."
Sie nickte und ging vor. Ich schloss die Tür, sperrte beide Schlösser ab und machte den Display an. Ich ging ins Schlafzimmer und zog mir etwas gemütliches an.
„Kannst du mir helfen?"
Ich sah zu ihr. Sie saß auf dem Bett und hatte ihre Klamotten neben ihr. Ich nickte und kam auf sie zu. Ich küsste sie.
„Ich weiß, dass du es nicht magst so hilflos zu sein, Becca."
Sie nickte.
„Aber ich mag es mich um dich zu kümmern. Genieß es und lass dir helfen, okay?"
Erneut nickte sie.
Ich zog ihr das T-Shirt aus und blickte auf ihren von Blutergüssen übersehenen Körper. Sie sah weg.
„Ich wollte nicht, dass du mich so siehst."
„Ich habe dich schon schlimmer gesehen, mein Engel."
Ich platzierte Küsse auf jeden einzelnen Bluterguss und zog ihr dann ihr T-Shirt an.
„Ich verstehe nicht wie man dir so etwas antun kann."
„Er ist enttäuscht von mir. Ich habe mich verliebt und er ist nun mal gegen mich."
Ich machte mit ihrer Hose weiter, wobei das schon weitaus schwerer war. Ihr linkes Bein war fast komplett in einen Gips gewickelt. Aber ich schaffte es und zog ihr dann noch die Trainingshose an. Sie legte sich ins Bett und ich legte mich zu ihr.
„Du kannst dich ruhig normal hinlegen, Love."
Ich nickte und legte meinen Arm und mein Bein auf sie, den Kopf hatte ich auf ihrer Brust. Sie stöhnte leise.
„Alles okay?"
„Jetzt ja."
Sie lächelte mich an und ich erwiderte ihr Lächeln.
„Ich mag es nicht, wenn Leute mich schwach sehen. Dann bin ich verletzbar und sie wissen es dann. Und das macht mich verwundbar."
„Ach Becca."
Ich küsste sie kurz.
„Ich liebe jede Seite an dir und du weißt, ich würde dich niemals verletzen wollen. Und wenn ich dir sage, dass ich jede Seite an dir liebe, dann meine ich es so. Deine verletzte Seite, deine liebenswürdige Seite, deine liebende Seite und, ja, sogar deine gefühllose Seite. Ich liebe dich."
„Ich dich auch, Love."
Sie platzierte einen Kuss auf meiner Stirn lehnte ihren Kopf zurück.
„Schlaf gut, mein Engel."
„Das kann ich ja jetzt. Schlaf gut, Love."
Ich kuschelte mich enger an sie und schlief nach kurzer Zeit auch schon ein.

„Aufstehen, Love. Wir müssen kochen."
Ich schüttelte den Kopf und kuschelte mich enger an sie. Sie lachte.
„Komm schon. Wir haben noch zwei Stunden."
„Noch zwei Minuten."
„Kommt gar nicht in Frage."
Sie hob mein Kinn mit ihrer gesunden Hand an.
„Komm schon, Love."
Sie küsste mich so kurz, dass ich es nicht erwidern konnte.
„Hey!"
Ich öffnete meine Augen und sah sie gespielt beleidigt an.
„Schon besser."
Sie lehnte sich nach vorne und unsere Lippen verschmolzen miteinander. Wir küssten uns leidenschaftlich und ich hatte meine Beine rechts und links von ihr, stützte mich mit meinen Armen neben ihrem Kopf ab.
„Ich liebe dich."
„Ich dich auch, Becca."
Sie verteilte Küsse auf meinem Hals und saugte an manchen Stellen. Mehrmals stöhnte ich leise.
„Becca!"
„Ich markiere bloß was meins ist."
Mit einem Grinsen auf den Lippen küsste sie mich wieder. Immer leidenschaftlicher küssten wir uns. Doch sie hielt sich zurück. Ihre Erwiderung wurde immer zurückhaltender.
„Nicht jetzt, Süße. Nicht wenn ich so bin."
Ich nickte und küsste sie wieder. Ich hauchte ihr Küsse auf den Hals und dann auf ihren Wange und dann schließlich auf ihre Lippen. Sie lächelte und auch ihr entfuhr ein Stöhnen. Irgendwann löste ich mich von ihr und sah ihr in die Augen.
„Kochen wir?"
Sie nickte, hatte sich noch nicht ganz gefasst. Ich küsste sie nochmal kurz und stand dann auf, nahm ihre Hand und half ihr hoch. Sie legte ihren Arm um mich und griff zu ihrer Krücke.
„Auf in die Küche."
Ich nickte und zusammen gingen wir los.
„Ich sollte noch meinen Eltern Bescheid sagen."
„Das ist eine gute Idee. Was sollen wir kochen?"
„Überrasch mich, Darling."
„Etwas einfaches?"
„Ja."
„Wie wäre es mit Schwedischen Fleischbällchen?"
„Das klingt lecker."
Ich blieb stehen als wir in der Küche waren. Ich legte meine beiden Arme um sie.
„Ich geh meinen Eltern Bescheid sagen."
„Du solltest dir vielleicht etwas anderes anziehen. Ich habe ein wunderbares Werk auf deinem Hals vollbracht."
Ich küsste sie ganz kurz.
„Ich dachte du hast das gemacht um zu zeigen, dass ich zu dir gehöre. Jetzt soll ich den Knutschfleck verstecken?"
Sie küsste mich nochmal.
„So etwas brauchen Eltern nicht zu sehen, Love. Außerdem erlaube ich dir nicht in Hotpans rüber zu gehen. Eric ist auch nur ein Mann, Love."
„Ist ja gut. Ich werde mich umziehen."
Erneut küssten wir uns und ich löste mich von ihr.
„Bin in zwanzig Minuten zurück."
„Vergiss nicht dich umzuziehen."
„Selbst wenn Eric nur ein Mann ist, sobald er mich anfasst bekommt er Probleme mit dir."
„Es ist ja nicht nur er, Süße. Wenn du weiter mit einer so kurzen Hose vor mir rumläufst, dann kann ich dir nichts versprechen", knurrte sie in mein Ohr.
Ich wurde rot, doch ich spielte das Spiel weiter.
„Und was ist, wenn ich das will."
Erstaunt sah sie mich an. Ich drückte sie gegen die Kücheninsel. Ihre Hand glitt zu meinem Hintern und hob mich hoch. Mit einem Mal drehte sie uns um und setzte mich auf der Kücheninsel ab. Sie stand zwischen meinen Beinen und küsste mich wild. Ich erwiderte den Kuss. Meine Hände glitten unter ihr T-Shirt genau wie ihre. Immer wilder wurden unsere Küsse und immer näher drückten wir uns aneinander. Ich hatte meine Beine um ihre Taille und drückte sie enger an mich während sie mir beinahe das T-Shirt vom Leib riss. Immer öfter glitt ihr Mund oder meiner an den Hals der anderen. Mittlerweile hatte sogar sie zwei Knutschflecken und ich wusste nicht wie viele ich schon von ihr hatte. Drei vielleicht vier oder fünf. Meine Hände glitten über ihren Rücken. Sie stöhnte leicht in meinen Mund.
„Skye... Wir müssen aufhören... Wir haben noch zutun..."
Ich nahm ihre Stimme nur im Hintergrund mit, doch irgendwann drang was sie gesagt hatte zu mir durch.
„Du hast Recht. Ein andermal wäre tausendmal besser."
Sie nickte und die Hitze in unseren Körpern kühlte sich langsam ab während wir uns zurückhaltend küssten.
„Ich liebe dich, Rebecca."
„Ich liebe dich, Skye."
Ich lehnte meine Stirn gegen ihre.
„Ich habe dich unglaublich vermisst."
„Ich dich auch, Love."
Wir sahen uns in die Augen und ich grinste.
„Du hast das mit Absicht gemacht."
Es war nichtmal eine Frage. Sie stellte es fest.
„Ja."
Jetzt grinste auch sie.
„Du bist wirklich hinterhältig, Süße."
„Ich weiß nun mal wie ich dich verführen kann, Darling."
Ich sprang von der Arbeitsplatte und ging ins Schlafzimmer, wobei ich extra meinen Hintern zur Geltung stellte.
„Das zahl ich dir heim, Süße."
„Ich freue mich schon drauf, mein Engel."
Grinsend zog ich mir eine Jeans und einen Rollkragenpullover von ihr an, darauf bedacht die Knutschflecken abzudecken. Ich hatte sie eben im Spiegel angesehen. Es waren drei große Flecken, einer auf meiner Schlagader, der andere auf meinem Schlüsselbein und der letzte genau in der Mitte meines Dekolletés. Ich ging wieder zu Becca und küsste sie kurz.
„Die Knutschflecken hast du toll hinbekommen, Becca."
„Du auch, Süße."
Ich betrachtete ihren Hals und sah die zwei deutliche Knutschflecken. Ich musste erneut Grinsen.
„Grins nicht so blöd. Du hast mich provoziert."
Ich küsste sie kurz.
„Das wiederholen wir mal."
Sie nickte und ich machte mich auf den Weg zu meiner Familie.

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