Kapitel 17

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„Also: Wir waren gerade am Kochen. Rebecca hatte mich in der Nacht davor auf ein Date eingeladen."
„Wie kam das denn?"
„Naja, mein Engel wollte wissen ob ich auch Gefühle für sie habe und hat mich dann halt eingeladen."
Blue und Alice sahen mich grinsend an. Sofort wurde ich rot.
„Habe ich gerade ‚mein Engel' gesagt? Ich meinte natürlich Rebecca."
„Wir wissen wen du meintest. Erzähl weiter."
„Stress sie nicht, Blue. Sie wird sonst noch mehr rumstottern."
„Ist ja gut."
„Wir haben beim Kochen immer Musik laufen und wir haben angefangen zu tanzen. Es war unser Lied das gerade lief."
„Euer Lied?"
„Als Becca bei uns war und wir an unserem Referat gearbeitet haben, haben wir auch zu dem Lied getanzt als wir gekocht haben und hätten uns fast geküsst."
„Meinst du das Wochenende wo ihr, als wir nach Hause gekommen sind, miteinander geschlafen habt?"
„Ja- Also nein- Wir haben nicht miteinander geschlafen. Zusammen. Ich hatte einen Alptraum."
Mein Kopf musste mittlerweile einer Tomate ähnlich sehen, so rot war ich.
„Also wir waren am Tanzen und ich habe sie gefragt ob ihre Gefühle klar wären, würde ich sie küssen. Und sie hat vielleicht gesagt. Ich habe sie gefragt ob ich sie küssen darf und sie hat ja gesagt und wir haben uns geküsst."
„Das klingt wie so ein Liebesroman."
„Ja."
„Jedenfalls: Als wir uns lösten habe ich sie gefragt ob sie sich ihrer Gefühle sicher sei und sie meinte sie bräuchte noch einen Kuss."
„Awww", kam es wie aus einem Mund.
„Sie hat mir gesagt sie würde mich lieben und sie wollte mit mir zusammen sein und ich habe ja gesagt. Später habe ich dann erfahren wer sie wirklich ist."
„Und was ist dann passiert?"
„Nichts. Wir hatten keinen Streit oder sonst irgendwas falls ihr das denkt. Wir sind seit einem Tag zusammen. Da waren wir es gerade mal eine Stunde. Ich wollte und will immer noch keinen Streit und außerdem war ich nicht wütend oder habe ihr Vorwürfe gemacht. Ich kann es sogar nachvollziehen."
„Es wurde echt Zeit, dass ihr zwei zusammen kommt."
„Sogar ein Blinder hat gesehen, wie ihr immer angesehen habt."
„Ich weiß wirklich nicht was ihr meint."
„Ihr seid echt blind. Alle beide."
„Wir dachten wirklich alle, dass ihr heimlich zusammen seid."
„Wir sind wirklich erst seit gestern zusammen."
„Das wissen wir jetzt auch."
Alice und Blue sahen sich an und nickten. Beides gleichzeitig. Mich nannten sie blind, aber sie waren beide nicht besser.
„Wie hat sich der Kuss angefühlt?"
„Hattet ihr schon Sex?"
„Für wie unverantwortlich hälst du mich, Blue?"
„Ich weiß ja nicht. Ihr verheimlicht euch gegenseitig solange eure Gefühle, dass man nicht weiß was passiert, wenn der Damm bricht."
„Du bist verrückt."
„Und wie hat sich der Kuss jetzt angefühlt?"
„Das ist schwer zu beschreiben, Alice. Er war sehr zurückhaltend, wir wussten beide nicht was wir davon halten sollten. Aber er war gleichzeitig so toll. Er war sanft und trotzdem hatte ich einen Adrenalin Schub als wäre ich Achterbahn gefahren. Ich hatte diese Gänsehaut auf dem ganzen Körper und einen Schauer, der mir über den Rücken führ. Es war einfach unbeschreiblich toll."
„Ihr seid echt beide verknallt wie sonst was."
„Ich liebe sie und sie liebt mich, das wissen wir jetzt."
„Ihr seid echt wie Protagonisten aus einem Liebesroman."
„Hahaha."
„Und was habt ihr für Spitznamen?"
„Das geht dich echt nichts an."
„Ach komm schon."
„Nein."
Es klingelte, zu meiner Erleichterung.
„Nächste Pause wieder hier?"
„Wie immer."
Ich nahm mir Blues Hand und wir gingen zusammen zu unseren Klassen.
„Ist alles in Ordnung mit dir, Blue?"
„Es geht. Ich versuche den Gedanken zu verdrängen, dass Mum bald sterben wird."
„Du darfst nicht so denken."
„Wie denkst du denn, damit du so glücklich bist?"
„Ich werde die Zeit mit ihr genießen solange ich kann."
„Dann solltest du nach Hause kommen. Mum war gestern beim Arzt. Er hat gesagt, dass sich ihr Zustand jeden Moment verschlechtern könnte und, dass sie außer Schmerzmitteln nichts mehr für sie tun können."
„Ich werde nach Hause kommen. Versprochen."
„Du kannst ja ruhig bei Rebecca bleiben, aber verbring Zeit mit Mum. Rebecca kann ja mitkommen, aber sie will uns alle bei sich haben."
„Ich rede mit ihr und ich verspreche dir, dass ich Zeit mit Mum, mit allen verbringen werde."
Ich nahm sie noch einmal in den Arm und dann ging ich in meine Klasse. Ich malte diese Doppelstunde meine Mum. Ich malte ihr Gesicht, lächelnd mit ihren Grübchen und den klaren, strahlenden Augen.

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