Holly nutzte Toms kurze Abwesenheit, um ihr eigenes Handy zu überprüfen. Sie hatte acht neue Nachrichten. Sieben davon waren von Charlotte, die wissen wollte, ob bei ihr alles in Ordnung war und ankündigte, in Hollys Wohnung auf sie zu warten. Grinsend schüttelte die junge Frau den Kopf. Das war typisch Charlotte. Nachdem sich die beiden Frauen vor sechs Jahren an der University of Birmingham kennengelernt hatten, waren sie im wahrsten Sinne des Wortes unzertrennlich. Charlotte war nicht nur Hollys beste Freundin - sie war auch ihre ganze Familie. Der Kontakt zu Hollys Eltern war bis auf ein paar sporadische Telefonate zu den Feiertagen mittlerweile fast vollständig abgebrochen. Die beiden lebten ihr eigenes Leben weit weg in Edinburgh, Schottland und das war, soweit es Holly betraf, auch gut so. Geschwister gab es keine, sodass Charlotte damals schnell zu ihrer wichtigsten Bezugsperson geworden war. Eilig tippte Holly ein paar Zeilen in den Messenger, um ihre Freundin zu beruhigen.
Keine Sorge. Alles läuft nach Plan. Bin bald zuhause. -H-
Die letzte und achte Nachricht zeigte den kürzlich verpassten Anruf einer unbekannten Nummer an. Holly legte die Stirn in Falten und starrte auf das Display. Sie hatte keine Ahnung, wer sich hinter den Ziffern verbarg - ein Grund mehr nicht zurückzurufen entschied sie ohne lange darüber nachzudenken. Mit einer schnellen Fingerbewegung löschte Holly die Nachricht und zuckte mit den Schultern. Wer auch immer versucht hatte sie zu erreichen, würde es mit Sicherheit noch einmal probieren, sofern es wichtig war.
„Hey."
Holly sah erschrocken auf und blickte in Toms blasses Gesicht. Völlig versunken in ihr Handy hatte sie gar nicht bemerkt, dass er zurück an den Tisch gekommen war. Er wirkte ausgesprochen niedergeschlagen und abgekämpft, so als habe ihn das Telefongespräch viel Kraft gekostet.
„Hey", erwiderte Holly lächelnd und ließ das Handy schnell in ihrer Handtasche verschwinden. Obwohl es das Letzte war, was sie in diesem Moment fühlen wollte, hatte sie Mitleid mit Tom. Das Telefonat schien ihn merklich mitgenommen zu haben. Sein Gesicht war kreidebleich und seine blauen Augen strahlten plötzlich eine unglaubliche Schwermut aus. Es war ungewohnt ihn so zu sehen. Holly konnte sich eigentlich gar nicht daran erinnern, Tom jemals wirklich bedrückt erlebt zu haben - außer natürlich an dem Tag, als... - Holly zwang sich reflexartig nicht weiter zu denken und leerte stattdessen ihr halbvolles Glas Weißwein in einem Zug. Neugierig musterte sie die blasse Gestalt, die ihr nun zusammengesunken gegenübersaß und ins Leere starrte. Zu gern hätte Holly gewusst, worüber sich Tom und Taylor am Telefon gestritten hatten, doch das war wohl kaum eine angemessene Frage in Anbetracht ihrer noch recht frischen und vor allem rein geschäftlichen Beziehung.
„Schlechte Nachrichten?", Holly bemühte sich möglichst unbekümmert zu klingen, was ihr angesichts der Umstände auch recht gut gelang. Tom schaute sie an, als bemerkte er erst jetzt, dass sie noch immer vor ihm saß.
„Nein, nicht wirklich", beeilte er sich zu antworten und richtete sich etwas auf. „Das heißt, eigentlich bin ich mir da nicht so sicher", er verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht", gab er schlussendlich zu und lächelte Holly entwaffnend an. Sie warf ihm einen verständnisvollen Blick zu.
„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht."
„Bitte was?" Tom runzelte irritiert die Stirn und schaute sie verständnislos an. Holly pfriemelte an der weißen Tischdecke herum.
„Das ist eines meiner Lieblingszitate von Ringelnatz", erklärte sie schlicht und sah ihn nun direkt an.
„Ringelnatz?" Ratlosigkeit schwang in seiner Stimme mit.
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Schatten der Vergangenheit [Tom Hiddleston]
RomanceHolly Clark war sich einer Sache völlig sicher: Sie hasste den Mann mit jeder Faser ihres Körpers. Fünfzehn lange Jahre waren vergangen, seit er ihr Leben zur Hölle auf Erden gemacht hatte. Niemals wollte sie ihn wiedersehen müssen. Als sie jedoch ü...