Kapitel 12 | Nightmares

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Der in die Jahre gekommene Holzboden ächzte unter Tonys schweren Motorradstiefeln, als dieser das Zimmer betrat. Panisch hielt die junge Frau den Atem an und presste eine Hand vor den Mund, um jedes weitere Geräusch im Keim zu ersticken. Seine schweren, rhythmischen Schritte durchbrachen die nächtliche Stille, während er quälend langsam durch den Raum wanderte. Sie lag zusammengekauert unter dem Bett und zwang sich so flach wie möglich zu atmen. Grace wusste, dass jedes noch so leise Geräusch ihren Tod bedeuteten konnte. Er hatte schon häufig gedroht, sie umzubringen. Heute wollte er diese Drohung wahr machen. Sie war sich dessen ganz sicher. Das Klicken der Sicherung hallte unaufhörlich in ihren Ohren wider. Tony hatte eine Waffe. Er würde sie erschießen. Sie würde sterben. Tränen rannen über ihr Gesicht. Für einen kurzen Moment war alles ganz ruhig, die Schritte verstummten. Dann spürte Grace plötzlich eine kräftige Hand an ihrem Fuß und wurde von einer unsichtbaren Macht unter dem Bett hervorgezogen.


„Nein! Nein! Lass mich los, Tony! Lass mich los!", mit aller Kraft warf Grace ihren zierlichen Körper in den Angreifer und schlug panisch um sich. „Bitte", bettelte sie mit tränenerstickter Stimme. „Lass mich los, bitte nicht, Tony." Ihre Stimme hatte einen solch flehenden Unterton, dass es Tom fast das Herz zerriss.

„Grace, wach auf!", seine Stimme drang wie durch einen dichten Nebel an ihr Ohr. Vollkommen überfordert mit der Situation ergriff Tom ihre schlanken Arme und presste sie über ihrem Kopf in die weiche Matratze. Grace wand sich unter ihm wie ein wildes Tier und schrie dabei in Todesangst.

„Wach auf! Gracie, das ist nur ein Traum!" Die Stimme über ihrem Kopf wurde immer lauter und lauter, bis sie sich ihr schließlich völlig erschöpft ergab. Grace hörte auf, gegen das Gewicht anzukämpfen, das sie in die Matratze presste und ihre Atmung entspannte sich augenblicklich.

Es dauerte weitere lange Sekunden, bis sie wieder vollständig zu sich kam. Den Anblick, der sich ihr bot, als sie die Augen öffnete, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Ein völlig verstörter Tom hockte über ihr auf dem Bett. Sein Gesichtsausdruck was dermaßen angsterfüllt, dass Grace den Blick für einige Sekunden abwenden musste. Noch immer hielt er ihre Handgelenke fixiert und machte es Grace somit unmöglich sich zu bewegen. Ein feines rotes Rinnsal floss von seiner linken Schläfe an seiner aschfahlen Wange hinunter und tropfte auf das blütenweiße Bettlaken. Grace schluckte, als ihr bewusst wurde, dass sie für diese Verletzung verantwortlich war.

„Tom...", ihre Stimme war kaum mehr als ein schwaches Krächzen. „Was machst du denn hier?"

Sie rührte sich unter ihm, bis er ihre Arme freigab und sie sich aufrichten konnte. Erschöpft ließ sich Tom neben Grace in die Matratze sinken und lehnte seinen Kopf schwer atmend an das hölzerne Bettgestell. Er schmeckte Blut auf seiner Zunge und befühlte seine Stirn, um den Ursprung des Rinnsals auszumachen.

„Aua", er verzog das Gesicht zu einem schmerzverzerrten Lächeln. „Du schlägst ganz schön fest zu."

„Scheiße", Grace fischte ein Taschentuch von ihrem Nachttisch und reichte es Tom, der den kleinen weißen Fetzen sogleich gegen seine Stirn presste.

„Es tut mir so leid!" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

„Ich gehe nicht davon aus, dass wir darüber sprechen werden", stelle Tom nüchtern fest und betupfte seine Stirn.

„Was zum Teufel machst du hier?", wiederholte Grace und zupfte ihre schwarze Camisole zurecht. Sie kam sich auf einmal seltsam entblößt vor.

„Ich dachte, du wärst heute Nacht nicht im Hotel."

Tom, der eine graue Pyjamahose und ein weißes T-Shirt trug, zuckte kraftlos mit den Schultern und erhob sich vom Bett. Sein Kopf schmerzte höllisch.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 09, 2019 ⏰

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