Das Laub raschelte unter Ellens Füßen, während sie sich ihrem Ziel Schritt für Schritt näherte. Den größten Teil ihrer Reise hatte sie bereits hinter sich gelassen, doch zu ihrem Bedauern nicht den gefährlichsten.
Mit einem Dolch in ihrer rechten Gürteltasche bewaffnet und einer Taschenlampe ausgestattet, gelangte sie auf eine kleine Lichtung zwischen dem dichten Wald. Das dort wachsende Gras wurde vom Mondschein beleuchtet, sodass es aussah, als wäre es mit Silber überzogen worden. Sie hielt einen Moment inne, bevor sie das Ungeschützte betrat, um sicher zu gehen, dass sich niemand in ihrer Nähe befand. Mit einer Hand, die den Griff ihres Dolches fest umklammerte, ging sie auf die offene Fläche und beobachtete konzentriert die Umgebung. Doch das einzige was sie wahrnahm, war das Rascheln der Blätter in den Baumkronen. Sie merkte, wie sich ihr Körper durch den Wind und den Duft von Gras entspannte und sie zunehmend schneller wurde, als sie sich der anderen Seite der Lichtung anfing zu nähern. Die Bäume wuchsen dort deutlich offener, als in den anderen Teilen des Waldes und ließen es zu zwischen ihnen hindurch zu spähen.
Ellen übekam ein Lächeln, als sie sich unter den letzten vereinzelten Ästen hindurch zwang und sich vor ihr eine große Stadt ertürmte, die in Dunkelheit getaucht war. Kein einziges Licht leuchtete und dennoch erkannte sie abermals, dass nur noch Trümmer von ihr übrig geblieben waren.
Normalerweise löste dieser Anblick Kummer bei ihr aus, doch nach dem weiten Weg war sie erleichtert ihr Ziel, die Stadt Kredonien, vor Augen zu sehen. Ihr Vater erzählte den Geschwistern ständig Geschichten von seiner Jungend aus der Stadt und wie er damals Loreen, ihre Mutter, kennen gelernt hatte. Sie wollte immer an so einem Ort wohnen, den er ihr immer beschrieben hatte, doch wenn sie die Stadt nun sah, fragte sie sich, ob es sich überhaupt noch lohnte darüber auch nur einen Gedanken zu verschwenden.
Vorsichtig schlich sie sich weiter an den ersten Häuser der Stadt vorbei, falls man diese als Häuser überhaupt bezeichnen konnte. Einzelne Fragmente von ihnen lagen überall zerstreut auf den verlassenen Straßen und Ellen musste sich größte Mühe geben nicht über einen von ihnen zu stolpern.
Angestrengt und mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie sich in der Dunkelheit einen Überblick zu verschaffen, um nicht von einem Tentoria überrascht zu werden, doch die Nacht ließ es ihr nicht zu, dass sie mehr als nur leichte Umrisse der Wohnungen wahrnehmen konnte. Am liebsten hätte sie ihre Taschenlampe hervorgezogen, damit sie sehen konnte wohin sie trat, doch dann wäre sie für jeden der sich während dieser Nacht in der Stadt befand eine offene Zielscheibe. Ihr Herz pochte bei jedem Schritt den sie langsam setzte und sie hoffte innerlich vor Anspannung nicht das Atmen zu vergessen, bis sie schließlich auf einer breit gebauten Straßenkreuzng ankam.Die Kreuzung diente ihr immer als Orientierungshilfe in der Stadt, weshalb sie wusste, dass es nicht mehr weit war bis zur Apotheke. In der Stadt herschte eine fast zu beunruhigende Stille, die Ellen eine Gänsehaut über ihre Haut fahren ließ. Jedes kleinste Geräusch konnte sie verraten und obwohl es nicht sicher war, dass überhaupt sich irgendeine Person oder Wesen außer ihr in der Stadt befand, hatte sie kein großes Interesse dies herauszufinden.
Immer weiter tastete sich Ellen die Straße hinunter, umgeben von Trümmern und Schutt, die am Rande der einzelnen Gebäube lagen, bis sie vor einem kleinen Häuschen stand, welches komplett von Efeu überwuchert war. Vor dem Gebäude lagen Glasscherben, die aus den zerschlagenen Fenstern des Hauses stammten, sowie Steinbrocken aus der einst hinauf führenden Treppe. Konzentriert hielt sie sich am Geländer fest, ging am äußersten Rand der Treppe hoch und betrat das türlose Haus, indem sich Schränke voller Medikamente vor ihr auftürmten. Ellen stand nun in der Mitte der Apotheke und warf ihren Rucksack von den Schultern, um einen kleinen Zettel hervor zu ziehen in dem der Namen des Medikaments stand, das sie für ihre Mutter benötigte.

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Kampf um Kredonien
ParanormalEllen lebte ursprünglich mit ihrer Familie am Rande der Stadt Kredonien. Auch dort herrschte, wie in allen anderen Teilen der Welt, Krieg zwischen den Magiebegabten und den Menschen. Die Begabten sind magische Wesen aller Art, die in sechs verschied...