5. Kapitel

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Ellen überlegte. Sie erinnerte sich an den Sturz aus der unendlichen Höhe und wie Raphael panisch ihren Namen rief, was sie irritierte, da er zu dem Zeitpunkt ihren Namen noch nicht kannte. Jedoch wurde dies durch seine Fähigkeiten als Quaeris begründet, weshalb sie sich nicht weiter darüber den Kopf zerbrach.
Doch als sie fast am Boden angelangt war, passierte etwas eigenartiges. Ein plötzlicher Wind trat auf, der so stark war, dass er sie in der Luft hielt. Allerdings verschwand dieser so schnell er auch gekommen war und sie schlug mit dem Kopf auf den harten Stein.

»Ich weiß es nicht. Ich schätze das war pures Glück.«, sagte sie, doch er schüttelte frech grinsend den Kopf.

»Witzig. Wirklich witzig.«, kommentierte er amüsiert und lehnte sich zu ihr nach vorne, währnd sie ein wenig nach hinten zurück wich.

»Niemand würde den Sturz aus so einer Höhe überleben, außer einem Wesen mit einer speziellen Begabung!«, versuchte er etwas anzudeuten, während Ellen schwieg. Wollte er ihr gerade weiß machen, dass sie kein normaler Mensch war?
Was wollte er generell von ihr?

»Das ist doch komplett lächerlich! Noch nie gab es in meinem Leben einen Hauch von Magie. Noch nie! Warum jetzt?«, hakte sie nach. Sollte sie ihm überhaupt Glauben schenken?

»Vielleicht weil es das erste mal in deinem Leben eine lebensbedrohliche Situation war.«

»Jetzt wirst du aber wirklich witzig.«

»Mir kannst du nichts vormachen. Ich spüre deine Aura um mich herum, die fast vor Magie explodiert.«, gab er etwas lauter als gedacht wieder.
Ellen schüttelte ungläubig den Kopf.

»Verdammt nochmal ich bin keine von euch! Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.« Verzweifelt blickte sie sich im Raum um und versuchte Tränen zu unterdrücken, die in ihre Augen schossen. Raphaels sturer Blick wurde weicher, als er ihre Reaktion sah. Mitfühlend betrachtete er sie und legte sanft seine Hand auf ihre, um sie zu beruhigen. Doch Ellen zog ihre Hand blitzartig unter seiner weg und wischte unter ihren Augen entlang.
»Fass mich nicht an«, wimmerte sie.

»Es ist doch nicht schlimm so zu sein wie wir. Du veränderst dich dadurch nicht, sondern hast die Möglichkeit deine Fähigkeit auszubauen und... «, versuchte er sie aufzumuntern doch währenddessen liefen Ellen weitere Tränen hinunter.

»Du verstehst das nicht. Wenn mein Bruder das herausfindet dann wird er mich hassen. Er würde mir niemals wieder in die Augen sehen können! Es ist das schlimmste was mir hätte passieren können! Du hast doch gesehen, was für eine Einstellung meine Familie gegenüber Tentorias haben.«, entgegnete sie ihm weiterhin wimmernd.

»Und warum vertraust du mir, obwohl du genau wie er tickst?«, konterte er.

»Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann. Das kannst du nicht vergleichen.«

Raphael seufzte. Sie ließ sich nicht auf seine Worte ein, weshalb es fest stand, dass sie nicht weiter darüber diskutieren mussten.
»Ich verstehe dich.«, flüsterte er leise und hörte wie Ellen ungläubig schnaubte.
»Doch so absurd es jetzt auch klingen mag, sind das deine geringsten Sorgen!«
Langsam stand er auf und ging mit großen Schritten auf und ab. Ellen beobachtete ihn besorgt und wischte sich nach und nach die Tränen weg.
War das alles nicht schon schlimm genug?
»Wir haben nicht nur seit Jahren mit den Menschen Krieg, sondern auch unter den einzelnen Zirkeln. Jeder Zirkel hat Feinde, als auch Verbündete. Ich als Quaeris bin mit den Salutis verbündet. Das stellt für mich keine Gefahr dar. Allerdings bist du eine Entras des zweiten Zirkels und wir befinden uns gerade im Territorium des ersten und sechsten. Du bist der Feind der Stadt, wenn es nach den Zirkeln geht.«
»Was heißt das jetzt genau für mich?«, fragte sie ihn etwas kräftiger. Sie wollte nicht, dass er einen schwachen Eindruck von ihr hatte und sie für weich hielt. Tief atmete sie ein und aus, um nicht wahnsinnig zu werden. Alles war einfach zu viel. Sie wollte nicht mehr mit ihm reden.
»Du bist eine Luftbändigerin des zweiten Zirkels, ob du es wahr haben möchtest oder nicht und das macht dich in dieser Stadt angreifbar, da du hier nicht hin gehörst.«
»Das ist doch verrückt! Müsstet ihr nicht alle zusammenhalten? Die gesamte Menscheit ist auf euren Tod aus und ihr habt nichts besseres zu tun, als euch gegenseitig zu bekriegen?«
»Verrückte Welt nicht wahr? Aber bitte hör mich zu.«, schmunzelte er und fuhr mit einer Hand durch sein blondes Haar.
»Das ändert jedoch nichts daran, dass du in Gefahr bist. Pass auf dich auf. Hörst du?«, fuhr er fort.
Ellen verdrehte die Augen.

Kampf um KredonienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt