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Mia

Ich huschte zu ihm herüber und blieb stolz neben ihm stehen. Es hatte mich keine Sekunde Überredung gekostet und ich hatte jetzt eine gute mündliche Note. Was wollte ich mehr?

Ash und Tim meldeten sich und auch die Anderen Finger gingen hoch. Ich schaute hoch zu Simon, er war so rot wie eine Tomate und gab mir damit die Genugtuung, dass ich richtig lag.

Hätte er sich mal lieber nicht mit mir angelegt. „Ja Tim", nahm der Professor ihn dran. „Ich würde anhand der expliziten Beschreibung auf Simon tippen", grinsend nickte er mir zu.

Der Professor nickte und nahm einen anderen Jungen dran. „Nach der Analyse würde ich auch auf Simon tippen", sagte er und konnte sich ebenfalls ein Lächeln nicht verkneifen.

Nachdem der Professor noch ein paar Studenten drangekommen hatte, kristallisierte sich der Name Simon sehr klar heraus.

„Nun Silver, ich würde auch auf den jungen Graham tippen, wollen sie auflösen", fragte der Professor.

„Nur zu Gerne, es ist Simon", antwortete ich. „Simon, möchtest du dich zu dieser Analyse äußern und zwar ehrlich wenn ich bitten darf", fragte der Professor Simon.

Simon atmete einmal tief durch und wurde wieder feuerrot. „Was meinen sie mit ehrlich?", fragte er verunsichert.

„Ist ihr Vater alleinerziehend", der Professor fixierte ihn. „Ja..", stotterte der Arsch vom Flur und seine Hände zitterten.

„Aha und wie sieht es mit den Partys und der Technik aus?", der Professor legte den Kopf schief. „Beides richtig", presste Simon heraus.

„Interessant und wie steht es mit dem Verhalten gegenüber Mädchen", der Blick des Professor wurde steinhart. „Das ist nicht wahr", protestierte Simon, aber Tim ließ ihn nicht ausreden. „Glauben Sie mir Prof wenn ich sage, dass dies stimmt", mischte er sich an.

Einige Studenten nickten übereinstimmend, schließlich hatten sie das Spektakel am ersten Tag auch teilweise mitbekommen.

„Na gut, dann weiß ich nicht, was sie in diesem Kurs wollen Graham, jeder Mensch, egal ob Frau oder Mann hat ein Anrecht auf ein Studium, egal welcher Beruf, gerade Polizisten sollten jeden gleich behandeln", schloss der Professor, „Silver sie können sich wieder setzten".

Ich stieg die Treppen hinauf und ließ mich neben Simon fallen. „Das wird Konsequenzen haben", zischte er mir zu. „Konsequenzen? Ich glaube du solltest erst einmal lernen, dich um dich selbst zu kümmern", sagte ich ruhig zurück.

Den Rest der Stunde warf mir Simon immer wieder wütende Blicke zu, hielt sich aber ansonsten zurück, da er jetzt vom Professor mit Argusaugen beobachtet wurde.

Nach der Stunde ließ ich mir etwas Zeit zum einpacken und war somit eine der letzten, die den Raum verließ. Auf dem Flur, vor meinem Spind, wartete Simon. Er hatte sich locker an die Tür gelehnt und anscheinend auf mich gewartet.

„Was willst du?",fragte ich desinteressiert und ging auf ihn zu, weil ich noch ein Buch aus meinem Spind brauchte. „Ich will eine Entschuldigung", sagte er schneidend.

„Pech, da kommst du leider zu spät, frag morgen nochmal", antwortete ich und verdrehte die Augen, was dachte sich der Typ auch dabei? Als ob ich mich jetzt dafür entschuldigen würde.

„Das wirst du bereuen Silver, egal wie richtig du vielleicht lagst, aber du hattest nicht das Recht dazu", wütend taxierte er mich mit seinen Blicken.

„Ruhig Blut, ich hab dich gewarnt du Hornochse, du wolltest nicht hören, ich würde sagen, dass hast du dir diesmal selbst eingebrockt und jetzt kusch dich von meinem Schrank", meine Hand fuhr nach vorne und stoppte Millimeter vor seiner Nase, „es sei denn du willst, dass ich nicht nur deinen Stolz, sondern gleich deine Nase dazu breche".

Er zuckte zurück und sein Kopf schlug an das Metall meines Schranks. „Ich kriege immer das was ich will", warnte er, bevor er sich von dem Spind abdrückte und davon eilte.

Dafür, dass ich eigentlich ziemlich Panik geschoben hatte, war ich ziemlich stolz auf mich.

Zu Hause warf ich mich auf mein Bett und lernte zwei Stunden, dann holte mich meine Mum aus dem Zimmer, weil es Essen gab.

Mein Dad war mal wieder nicht da, also waren wir nur zu viert. Kyle saß gelangweilt da und stocherte im Kartoffelauflauf rum. Seine Gedanken schwebten komplett woanders und er interessierte sich null, was am Tisch besprochen wurde.

Mir ging es eigentlich ganz ähnlich, dass Heldengefühl hatte nachgelassen und ich bekam Gewissensbisse, weil ich Simon so sehr bloßgestellt hatte. Ich hätte mich wenigstens rechtfertigen sollen, um ihm zu erklären, was mich dazu gebracht hatte.

Entschuldigen kam aber nach wie vor nicht in Frage. Wie sah es denn aus, eine komplett richtige Analyse zurück zu nehmen und sich bei dem Jenigen zu entschuldigen, der dein Leiden verursacht hatte.

Ich stellte fest, dass ich in einer moralischen Zwickmühle saß und wusste, dass ich da eh nicht rauskommen würde, ohne, dass dabei jemand oder ich verletzt wurde.

„Und dein Freund, was macht der?", die Stimme meiner Mutter unterbrach mit diesem Wort die Gedankenmauer meines Gehirn und ich horchte auf.

Katy wand sich unter ihrem Blick und sie rutschte auf dem Stuhl hin und her. „Lass mich raten, der will nichts von dir", sagte Kyle gehässig. „Kyle du Idiot, lass sie doch", fluchte ich, selber nicht wissend, warum ich auf einmal so wütend war.

„Kinder es reicht, lasst Katy ausreden, bevor ihr euren Senf dazu gebt", mischte sich unsere Mutter ein und blickte wieder zu Katy. Alle drei Augenpaare waren jetzt auf sie gerichtet.

„Der wollte nichts von mir", würgte Katy hervor und Tränen standen ihr in den Augen. „Super gemacht, du Clown", feuerte ich Kyle entgegen, schließlich durften wir ja jetzt unseren Senf dazu geben.

„Rate doch mal, warum der nichts von ihr will", feuerte Kyle zurück und grinste überlegen, was mir einen kleinen Dämpfer verpasste. „Wieso sollte ich raten?", fragte ich irritiert, „kann doch alles sein".

„Mein Leben geht euch sowas von gar nichts an", schrie Katy dazwischen, sprang mit voller Wucht auf und rannte aus dem Zimmer.

„Und wer oder was soll jetzt schuld sein", meine Mum war die Ausbrüche von Katy gewohnt und blieb ganz locker. „Mia natürlich", schnippisch schaute Kyle mich an.

„Ich?", fragte ich sichtlich verwirrter als zuvor. „Ja natürlich in letzter Zeit ziehst du ja quasi alle Jungs nur so an", sagte er, „und damit hast du unserer kleinen Schwester den Fast-Freund ausgespannt". „Wie bitte?! Ich kenne den Typen nicht mal und der mich nicht, vielleicht ist er ja auch schwul oder du bist einfach nur Eifersüchtig", schrie ich, meine Ohren mussten schon dampfen und ich hatte das Besteck mit voller Wucht auf den Teller geworfen.

„Dann vielleicht auch nicht", Kyles Augen glühten. „Was ist eigentlich mit dir los?", die Frage traf ihn, dass konnte ich sehen.

„Ich will die alte Mia zurück, verdammt nochmal, die Witzige, die im Schlabberlook rumgelaufen ist und immer für mich und Katy da war und der Jungs sowas von am Arsch vorbei gegangen sind. Seit deinem verlorenen Crush bist du das größte Übel hier zu Hause!", brüllte er mich an.

„Jetzt bleib aber mal am Boden, ich bin zu Hause und kümmere mich genauso wie damals um euch. Aber wo bleibt denn meine Anerkennung dafür, sieh mich an, ich hab ne Jogginghose an und fettiges Haar, was hat sich Bitteschön so sehr verändert?", fragte ich.

„Dein Charakter, wie du dich gibst, einfach das, du fehlst mir und gleichzeitig bin ich verdammt stolz auf dich", seufzte er, seine Stirn lag in Falten und beinahe hätte ich gemeint, er hätte sich bei Katy und ihrem Gefühlskuddelmuddel angesteckt.

Liebe in der Halbzeit- Crashes und die Liebe 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt