Kathelyn und der Turmalin

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Das tägliche Zwitschern der Vögel säuselte durch den sanften Wind. Die Blätter der Bäume raschelten leise und regelmässig. Die Sonne erhob sich über die weiten Wiesen und grünen Hügel und beleuchtete das grosse weisse Schloss, welches inmitten einer riesigen ummauerten Stadt stand. Die grossen Türme des Schlosses leuchteten in einem gloriosen Gold. Die glücklichen Bewohner machten sich auf, ihre tägliche Arbeit zu beginnen. Der süsse Duft von frisch gebackenem Brot lag in der Luft. In der Nähe hörte man die helle Melodie eines Streichinstrumentes. Ein scheinbar normaler Tag begann im Königreich der Clournes. Aber in dieser Welt ist kaum etwas normal. Jede Person im Königreich besitzt eine unbekannte von Geburt an bestimmte Fähigkeit. Diese unbekannte Fähigkeit wird aber nur dann aktiviert, wenn man etwas, was mit dieser Fähigkeit zu tun hat, berührt. Ein Mädchen hat die Kraft, Feuer zu bändigen, da sie mit sechs Jahren ins heisse Feuer fasste. Ein Junge hat die Kraft, andere Leute mit seinen blossen Händen zu heilen, da er eines Tages im Wald gespielt und dabei eine Blume mit Heilkräften berührt hatte. Viele Leute fanden ihre Fähigkeit schon früh, aber es gab auch gewisse Leute, die sie erst später entdeckten. Andere fanden sie nie. Eine solche Person war auch die Prinzessin Kathelyn Abigail Clourne. Als Kathelyn noch jung war, kamen ihre Eltern auf brutalster Weise ums Leben. König Markus und Königin Leana waren beide unterwegs in ihrer Kutsche, als sie plötzlich von Rebellen überfallen wurden. Die Rebellen hatten die Oberhand und brachten die zwei unschuldigen Eltern kurzerhand um. So hatte es Kathelyns Onkel ihr immer erzählt. „Du bist die einzige Thronerbin, Kathelyn. Du musst verstehen, weshalb du nicht nach draussen gehen darfst. Wenn auch noch du sterben würdest...", erklärte Gabriel, ihr Onkel, beklommen, „Mein Bruder, dein Vater wäre nicht sehr glücklich mit mir, denn ich habe ihm versprochen, dass ich dich beschützen werde". Kathelyn, im Alter von nur acht Jahren, nickte und versprach ihrem Onkel, sie würde nie nach draussen gehen. So verbrachte sie ihre Jahre nur im Schloss und in den königlichen Gärten, welche sich um das Schloss herum befanden. Ihr wurde es dennoch nur selten langweilig, denn sie hatte die grösste Bibliothek des Königreiches für sich alleine und eine unglaubliche Begleitung, die ihr immer beistand. Sein Name war Ethan und er war Kathelyns gleichaltriger Leibwächter. Sie kannten sich schon bevor Kathelyns Eltern gestorben waren. Er war ein Volutier. Volutiere sind nicht oft gesehene Kreaturen, welche halb Mensch, halb Vogel sind. Ihre Flügel wachsen aus ihrem Rücken heraus. Volutiere haben keine speziellen Kräfte, aber sie können fliegen und haben eine extrem schnelle Regenerationsfähigkeit. Ethan besass dunkelbraune lange Flügel, welche an die Flügel eines Bussards erinnerten. Seine welligen Haare hatten dieselbe Farbe, wie seine Flügel und seine Augen glitzerten golden. Ethan begleitete Kathelyn überall hin und passte auf sie auf. Sie verstanden sich gut und Ethan erzählte ihr von der Aussenwelt, wenn sie alleine waren. Kathelyn sah Ethan als ihren einzigen Freund, doch er behauptete immer, er sei nur ein Leibwächter. Kathelyns Tage verliefen normalerweise immer gleich. Aufstehen, Berichte über ihr Königreich lesen, Spaziergänge im Garten, in der Bibliothek lesen, schlafen gehen. Ihr tägliches Leben war immer gleich und nicht beschwerlich, da die meisten Arbeiten ihr Onkel verrichtete. Auch wenn Kathelyn ihr Leben nur in ihrem Schloss verbrachte, würde sie nie Verlangen nach draussen haben. Doch wie lange wird sie das wirklich aushalten? Ist ihr Leben wirklich so schön wie sie denkt?

Kathelyn und der TurmalinWhere stories live. Discover now