Kapitel III

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Ein starker, würziger Geruch weckte mich auf. Ich öffnete meine Augen und blinzelte wiederholt. Die Umgebung um mich war mir diesmal bekannt. Ich befand mich im selben Zelt, wie letzte Nacht. Keiner war im Zelt. Leise stand ich auf und sprintete zum Ausgang. Meine Füsse schmerzten beinahe nicht mehr. Ich hob den Stoff hoch und blickte mich um. Vereinzelte Zelte standen neben meinem. In der Ferne erkannte ich Berge und es schien so, als stünden wir in einem Tal. Vorsichtig trat ich aufs Gras und versuchte mich umzuschauen, doch zwei lachende Kinder rannten an mir vorbei. „Oh! Sie hat so ein hübsches Kleid an!", bewunderte das Mädchen mich. Ich schaute auf mein goldenes Kleid herab, welches nun schon lange nicht mehr sauber war. Die zwei rannten weiter und ich schaute mich weiter um. „Wo willst du denn hin, Kathy?", fragte mich eine bekannte Stimme und zuckte zusammen. „Nenn mich nicht so, Alexander", schnauzte ich ihn an. Alexander zuckte ergebend mit den Schultern. „Hast du Hunger? Es ist gerade Mittag", riet er mir an und ich konnte es ihm nicht leugnen. Er führte mich in ein anderes Zelt und begrüsste Hannah und Darell, welche schon im Zelt sassen. Alexander wies mich darauf hin, dass ich mich setzen soll. Ich hörte auf ihn und kniete mich auf den weichen Boden. „Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?", fragte ich aus dem Nichts, „Ich meine gestern." Alexander gab mir eine Schale enthalten mit einer Suppe. „Darell kann durch Pflanzen hören", erklärte Hannah kurz, „deshalb konnten wir dich schnell finden." Ich gab ein überraschtes Geräusch von mir, danach herrschte eine Stille zwischen uns. Leise ass ich begierig die Suppe. Mit gerunzelter Stirn erinnerte ich mich an Ethan. „Ich will zurück", forderte ich mit eiserner Stimme. Die Atmosphäre um uns änderte sich. „Tut uns leid", sagte Alexander bedrückt, „aber das können wir nicht tun." Meine Wut stieg in mir, doch ich versuchte sie zu unterdrücken. „Erklärt mir doch weshalb ich hier bin! Weshalb ihr meine Stadt angegriffen habt!", verlangte ich von ihnen. Hannah fuhr urplötzlich in die Höhe und trat auf mich zu. „Verstehst du es denn immer noch nicht?", fauchte sie mich an. Sie bemerkte wohl, dass ich nicht verstand, was sie meinte und verliess mit einem Zischen das Zelt. Das schien wohl eine Angewohnheit für sie zu sein. Mein Körper wurde heiss und ein unangenehmes Gefühl stieg in mir hoch. „Ich wollte doch nie, dass das hier passiert...", flüsterte ich mit gebrechlicher Stimme und kämpfte gegen meine Tränen. Keiner sagte etwas und ich stellte still die leere Schale weg. Alexander stand auf und lief in Richtung Ausgang. „Komm mit", forderte er mich mit
einem sanften Lächeln auf, „du brauchst neue Kleidung."

Ich warf meinem goldenen Kleid einen abstossenden Blick zu und nickte schliesslich. Solch dreckige Kleidung hatte ich bis jetzt noch nie getragen. Mit wackeligen Beinen stand ich auf und verabschiedete mich von Darell, der mir nur still zuwinkte. Ich trat aus dem Zelt heraus und folgte Alexander. Wir sagten nichts, wofür ich mich still bei ihm bedankte. Alexander führte mich in sein Zelt zurück. Auf dem Weg dorthin schaute ich mich besser um. Um uns herum ragten nur hohe Berge aus dem Boden. Wir befanden uns anscheinend in einem Lager. Der Himmel war wolkenfrei und die Sonne schien schon tiefer zu stehen. Alexander hielt vor einem bekannten Zelt an. „Warte hier", bat mich Alexander und liess mich alleine im Zelt. Ich setzte mich auf den mit Fell belegten Boden. Kaum konnte ich mich richtig umschauen, so platze er wieder in sein Zelt herein. Er übergab mir einen Haufen dunkler Stoffe. „Falls sie dir nicht passen, sag mir Bescheid", meinte er und gab mir zu verstehen, dass er draussen warte. Ich inspizierte den Kleiderhügel genauer. Kurz blickte ich mich um und streifte das goldene Kleid von mir. Mit wenigen Schwierigkeiten zog ich die neue Kleidung an und ich musste feststellen, dass ich sie nicht sehr bequem fand. Jeden Tag trug ich lange Kleider und jetzt plötzlich diese Veränderung. „Ich bin fertig", liess ich Alexander wissen, doch ich erhielt keine Antwort. Nervös blickte ich aus dem Zelt und erschrak, als ich ihn still auf dem Boden liegen sah. Der Himmel dunkelte schon. Ich kniete mich neben ihn hin. „Alexander", flüsterte ich und stupste ihn leicht an. Er grummelte etwas und öffnete seine Augen. „Oh", murmelte er, „du bist endlich fertig." Alexander setzte sich auf und streckte sich. „Du hast dir wirklich deine Zeit genommen", meinte er und schaute mich mit erhobener Augenbraue an. „Brauchte ich so lange?", flüsterte ich erschrocken und er nickte. „Ich verzeihe dir aber", lächelte er mich verschmitzt an, „sicher bist du nicht daran gewöhnt." Ich nickte leicht beschämt und er lachte. Alexander meinte, es wäre zu spät für das Abendessen, deshalb sollte ich einfach schon schlafen gehen. „Wo schläfst du dann?", fragte ich ihn blickte mich suchend um. „Mach dir keine Sorgen, ich schlafe draussen", erklärte er locker und breitete sich auf dem Boden aus. Ich war perplex, aber es war mir lieber, als würde er mit mir im selben Zelt schlafen. Bevor ich ins Zelt trat, glitzerte die blaue Kette auf Alexanders Brust. Der Kristall funkelte hellblau im Licht des Mondes. Seltsamerweise fühlte ich mich davon angezogen. Ich schüttelte meinen Kopf und wünschte ihm gute Nacht. Das wird eine lange Nacht.

Kathelyn und der TurmalinWhere stories live. Discover now