Als hätte sie ein Güterzug überrollt. Drei Mal. Hintereinander. So fühlte sich Alex, als sie am nächsten Morgen aus ihren Träumen gerissen wurde. Sämtliche Körperteile, die nicht gerade taub waren, schmerzten ihr und ihr Kopf brummte, als hätte sie den schlimmsten Kater ihres Lebens.
Mit zugekniffenen Augen und einer Hand vorm Gesicht, um die Helligkeit abzuschirmen, setzte sie sich auf. Nachdem sich ihre Augen an das grelle Licht im Zimmer gewöhnt hatten, blinzelte sie mehrmals und sah sich um.
Sie saß in einem großen Bett, King-Size, wie sie vermutete und eine weiche Samtdecke lag über ihrem Körper. Daneben stand ein kleiner Nachttisch in die Wand eingelassen, auf dem eine teuer aussehende Leselampe auf einem Häkeldeckchen thronte. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Türe aus dunklem Holz, rechts daneben ein massiver, aber dennoch leerer Schreibtisch. Sie ließ ihre Augen weiter nach rechts wandern und blieb an einem Fenster hängen. Die Vorhänge waren zugezogen, ein einzelner Sonnenstrahl bahnte sich seinen Weg durch eine Lücke und zeichnete einen hellen Punkt auf ihrer Stirn ab. Mit verzogenem Gesicht bewegte sie sich aus der Lichtquelle; war es ihr doch noch zu früh für spätsommerliche Glücksgefühle. Zu ihrer Rechten stand eine Kommode, ein Kleiderhaufen war sauber darauf drapiert.
Wie er es gestern gesagt hatte, dachte sie sich und wettete innerlich mit sich selbst, dass die Klamotten bestimmt von bezahlten Damen, die hier täglich ein und aus gingen, liegengeblieben sind und vergessen wurden. Aber sie wollte sich nicht beschweren, besser als ihre blutigen Klamotten von gestern waren sie allemal.
Ächzend schob sie die Decke von ihren Beinen und begann zu frösteln. Sie war nur in Unterwäsche bekleidet. Wer zur Hölle hatte sie ausgezogen?
Ihr Blick fiel auf den weißen Verband, der um ihren rechten Oberschenkel gewickelt war. Wurde der nicht genäht? Sie konnte sich an nichts erinnern.
Während sie vor sich hin grübelte und versuchte, die letzte Nacht in ihr Gedächtnis zurück zu rufen, klopfte es an der Tür.
"Miss Shaw, sind Sie wach?", fragte Christophers Stimme, gedämpft durch die Barriere zwischen ihnen.
"Ja, glaube ich.", krächzte Alex heiser zurück. Am Morgen war ihre Stimme zu nichts zu gebrauchen.
"Geht es Ihnen besser? Ich habe Ihnen frische Kleidung auf die Kommode gelegt. Sobald Sie sich umgezogen haben, können Sie ins Wohnzimmer kommen und frühstücken.", erklärte der alte Mann, noch immer vor der geschlossenen Tür. Alex musste schmunzeln. Sie kam sich vor wie in einem Film, so absurd war die Situation. Ein Butler. Das es so etwas überhaut noch gab.
Sie presste ein letztes "Vielen Dank, Christopher." heraus, bevor ihre Stimme endgültig abbrach. Sie brauchte dringend Flüssigkeit, nachdem sie gestern sämtliche Wasservorräte ihres Körpers anderweitig verbraucht hatte.
Vorsichtig stand sie auf, darauf bedacht ihr verletztes Bein nicht unnötig zu belasten und humpelte zu der Kleidung. Alles genau ihre Größe, wunderte sie sich. Sogar die Unterwäsche. Zu ihrer großen Freude, stellte die Basis des Haufens ihre Lederjacke von gestern da. Sie roch nach Seife und glänzte frisch gewaschen.
Sie tauschte ihre alten Klamotten schnell mit den anderen aus und huschte über den Flur, um im Bad ihr Gesicht zu waschen. Der erste Blick in den Spiegel über dem Waschbecken war ein Fehler. Ein Zombie starrte ihr aus seinen toten Augen entgegen. Ihr Zopf hatte sich endgültig gelöst, Haare standen in alle Richtungen ab und kleine Kratzer waren auf ihren Wangen zu erkennen, vermischt mit Dreck aus dem Wald. Ihre Lippe war aufgeplatzt und leicht geschwollen. Schnell beugte sie sich über das Becken und spritzte sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht.
Und noch eine.
Und noch eine.
Der Dreck war nun abgewaschen, zusammen mit dem getrockneten Blut und sie sah nur noch halb so schlimm aus. Ihre Haare band sie fix in einen frischen Zopf und verließ das Bad wieder.
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Change
ActionNachdem Alex einen schweren Autounfall erlitten hatte, fand sie auf ihrer Suche nach Hilfe Asly in der Villa des arroganten Millionenerbens Bill Betham, jüngster CEO der Betham Industries. Hätte Bill zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, dass Alex sei...