Kapitel 26

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Als ich hinter Oliver die Stahltreppe nach unten in unser Hauptquartier herunter stieg, war ich noch immer vollkommen neben der Spur. Von dem Moment an, in dem ich in Zoeys kleines und mir so vertrautes Gesicht geblickt hatte, nahm ich alles wie in Trance war. Ich hatte die Dankbarkeit ihrer Mutter mit einem knappen Nicken abgetan und den Zettel mit ihrer Telefonnummer entgegen genommen und in meiner Hosentasche verschwinden lassen, ohne es wirklich zu wollen. Noch bevor ich die letzte Stufe hinter mir gelassen hatte, schlangen sich zwei schlanke Arme um mich und die Haare meiner Schwester kitzelten an meiner Wange.

"Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", Lylas Stimme zitterte. Ich ließ meine Arme schlaff hängen und machte keine Anstalten die Umarmung zu erwidern. Ich wollte mir selbst nicht eingestehen, wie gut mir die Berührung tat. Am Rande nahm ich wahr, dass Oliver Felicity und John erzählte, wem ich soeben das Leben gerettet hatte. Lyla schien es ebenfalls zu hören, denn sie ließ mich augenblicklich los und musterte mich aus ihren schimmernden Augen. Ich atmete tief durch, um nicht in Tränen auszubrechen und setzte meine gewohnt emotionslose Miene auf. Als ich Digs Blick begegnete, der mich von der anderen Seite des Raumes aus mit verschränkten Armen musterte, fiel es mir um einiges schwerer meine Fassade aufrecht zu erhalten. Er wirkte nicht annähernd so erleichtert mich zu sehen, wie Lyla, auch wenn es ihm nicht gelang seine Freude darüber, dass es mir gut ging, vollständig aus seinem Blick zu verbannen.

"Wo hast du gesteckt?", fragte er ernst und seine Stimme veranlasste mich auf der Stelle dazu meinen Blick zu senken. Er war eindeutig wütend.

"Unwichtig", unterbrach Olli die unangenehme Stille, die sich auszubreiten drohte. Ein Muskel an Digs Kiefer zuckte gefährlich und sein Bizeps spannte sich bedrohlich, aber er ließ locker und drehte sich grummelnd weg. Lyla hatte eine Hand auf meinem Arm liegen lassen und ließ mich noch immer nicht aus den Augen, während ich ihrem Blick mit voller Absicht auswich. Der Druck ihrer Finger nahm leicht zu: "Geht es dir gut?"

Jetzt sah ich sie doch an und in meinem Inneren focht ich einen Kampf gegen den Teil von mir aus, der sie anschreien wollte. Natürlich ging es mir nicht gut. Wie sollte es auch? Ich schluckte alles herunter und schüttelte nur leicht den Kopf: Sie wusste nicht mal von der Hälfte der Dinge, die mich bedrückten. Wie also sollte ich ihr böse sein?

"Was machst du überhaupt hier?", fragte ich stattdessen. Sie ließ resignierend meinen Arm los und antwortete mit gerunzelter Stirn: "Oliver hat uns Bescheid gegeben, dass er dich endlich gefunden hat und da sind wir sofort her gekommen... Außerdem scheint Waller nicht mehr besonders scharf darauf zu sein, mich bei ihren Einsätzen dabei zu haben, nach dem, was das letzte Mal passiert ist..."

Sie brach ab, als ihr bewusst wurde, woran sie mich erinnerte und sah mich entschuldigend an. Ich drehte mich von ihr weg und ging in Richtung des kleinen Badezimmers der Arrow-Höhle, während eine eisige Faust sich immer wieder in meinen Magen rammte. Nicht nur die Trauer um Deadshot schnürte mir die Kehle zu, sondern auch das schlechte Gewissen. Lyla hatte keinen blassen Schimmer, warum Waller sie nicht mehr einsetzte und was sie möglicherweise gegen sie plante. Ich wusste, dass ich dringend mit ihr sprechen musste, aber ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, wie ich das tun sollen. Über allem schwebte die unglaubliche Angst davor, dass sie mich wieder von sich stoßen würde, sobald sie herausfand, wie ich sie verraten hatte. Ganz egal, wie Oliver versucht hatte mich zu beruhigen. Im Badezimmer angekommen verschloss ich die Tür hinter mir und schlüpfte aus meiner Kleidung, bevor ich mich unter die heiße Dusche stellte und das duftende Shampoo, das Felicity hier deponiert hatte, in meine Haare einmassierte. Es tat gut sich den Dreck der letzten Tage vom Körper zu waschen, aber meine Seele wurde dadurch nicht reiner und dementsprechend groß blieb der Stein in meinem Magen. Ich schaltete mein Denken weitestgehend aus und war mir nicht ganz sicher, wie lange ich das heiße Wasser auf mich einprassel gelassen hatte. Der heiße Wasserdampf, de Bilr das ganze Badezimmer ausfüllte, als ich aus der Dusche stieg, verriet mir, dass es lange gewesen sein musste. Ich streifte mir gerade ein graues Top und eine dunkle Jeans über, als von außen jemand gegen die Tür hämmerte: "Jenna, es tut sich was!"

Arrow -Shadows- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt