Kapitel 7

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Innerlich freute ich mich total über diese Aussage aber offiziell war ich verwirrt und geschockt. “Äh was? Sag mal, hast du was genommen?”, fragte ich. Mai neben mir musste lachen. Zayn dagegen schien sichtlich genervt. Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und sah Mai um Hilfe flehend an. Sie drehte sich deshalb zu mir und nahm meine Hände in ihre. “Nein, Ava. Das ist unser ernst.”, sie sagte das so ernst, dass ich mir dumm vorkam mich über die Aussage lustig gemacht zu haben. Sie sah zu Zayn. “Lass es uns ihr beweisen”, sagte sie bittend. Er lachte gequält. “Ja, klar. Soll ich ihr jetzt zeigen wie ich dein Blut trinke, oder was?”, fragte er. Sie sah peinlich berührt zur Seite. “Nein, das jetzt nicht unbedingt “, antwortete sie. “Soll ich Elias holen? Er kann doch von ihr trinken. Ihm glaubt sie sicher.”, warf Melissa belustigt ein. “Was?! Nein!”,sagte ich schnell. Der Gedanke gefiel mir überhaupt nicht. Melissa und Mai mussten daraufhin lachen, weil sie beide wussten, dass ich in Elias verliebt war. Zayn dagegen sah noch genervter als zuvor aus. Er schien geradezu verzweifelt. Ich hatte Mitleid mit ihm, weshalb ich mich jetzt vor ihn stellte und ihm ernst in die dunklen Augen sah. “Du”, fing ich an. “Du meinst das wirklich ernst, oder?”, fragte ich. Er packte mich an den Armen und sah mich flehend an. “Ja, natürlich. Bitte glaub mir.”, flehte er. “Mai hat schon ewig gebraucht eh sie mir geglaubt hat.” “Ey! Gar nicht wahr!”, warf die angesprochene empört in unser Gespräch ein. Ich seufzte. “Okay, okay, ich glaub dir ja aber beweis es mir.”, bat ich. Er schien einen Moment zu überlegen eh er mir antwortete. Dann fixierte sein Blick meinen Brustkorb. Er fing an in einem gleichmäßigen Takt zu zählen und erst irritierte es mich aber ich begriff schnell, dass er meine Herzschläge zählte. “Du zählst meine Herzschläge?”, fragte ich ihn. Und ich hörte wie ein Hauch Begeisterung in meiner Stimme mitschwang. Er sah mich lächelnd an. “Ja, genau. Glaubst du mir jetzt?”, fragte er hoffnungsvoll. Ich trat ein paar Schritte zurück und fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht. “Ich”, fing ich an und ging gestresst im Raum auf und ab. “Ich äh ja, ich glaube dir, denke ich. Das ist ziemlich viel auf einmal. Aber ich glaube dir, ja. Trotzdem würde ich jetzt gerne wissen was hier abgeht. Die Schule äh der Amokläufer. Was ist eigentlich passiert?”, fragte ich. Es interessierte mich wirklich. Melissa hatte mir ja auch noch nichts näher erklären können und meine Sachen, mein Handy eingeschlossen, schienen auch unauffindbar. So hatte ich noch nicht einmal meine Nachrichten lesen können. Und davon hatte ich bestimmt eine Menge. Gott! Meine Freunde machten sich bestimmt schon Sorgen. Genauso wie die Leute aus meinem Team und….
Mein Team! Ich habe heute eine Mission! “Wie spät ist es?”, fragte ich panisch. Ich merkte, dass Zayn mir gerade antworten wollte aber der Amokläufer interessierte mich gerade nur noch halb so viel wie vorher. Er sah mich irritiert an. “Äh halb drei. Wieso? Hast du noch was vor?”, fragte er sichtlich verwirrt. “Halb drei? Scheiße!
Wie lange habe ich denn geschlafen?”, fragte ich total aufgebracht. Mai kam zu mir und sah mich besorgt an. “Du hast ziemlich lange geschlafen. Fast acht Stunden. Sag mal, was machst du Nachts eigentlich, dass du tagsüber so lange schläfst?”, fragte sie besorgt. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Melissa, die am anderen Ende des Raumes, gegenüber der Tür, an der Wand lehnte, interessiert ihre Nachrichten auf ihrem Handy las. Es schien wichtig zu sein und ich hatte das dringende Bedürfnis zu wissen was los war. “ Ich habe in letzter Zeit einfach wenig geschlafen. Wegen der Schule und -”, sagte ich aber weiter kam ich nicht da Elias in den Raum platzte. Seiner Mimik nach zu urteilen war er wohl ziemlich gestresst und ich fragte mich, von was. “Sorry”, sagte er abgehackt. “Ich muss für heute passen. Ich habe gerade einen wichtigen Anruf bekommen. Es ist wichtig.”, erklärte er nur und wartete auf ein bestätigendes Zeichen seitens Zayns. Dieser Nickte ihm lediglich zu und bevor Elias verschwand wandte er sich noch schnell mir zu. “Das von vorhin tut mir leid, Ava. Es wird nicht wieder vorkommen. Versprochen.”, versicherte er mir. Ich antwortete mit einem kurzen aber schlichten: ”Okay.” Mir fiel in dem Moment nichts besseres ein, weil ich nicht wusste, wie ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten sollte. Er nahm es schweigend hin und binnen eines Wimpernschlages war er verschwunden. “Vampire sind also wirklich so schnell wie in den Büchern und Filmen?”, fragte ich geradeheraus. Zayn schien kurz irritiert, lachte mich dann aber an. “Ja, willst du herausfinden wie schnell wir wirklich sind?”, fragte er grinsend. Ich lehnte dankend ab, weil ich das schon einmal mit Melissa gemacht hatte und kurz gesagt war es mir nicht besonders gut bekommen. Das war mir dann doch zu schnell gewesen und ich war nicht besonders erpicht darauf diese Erfahrung zu wiederholen.
Er nahm es lachend hin und Mai pflichtete mir bei, es bei Gelegenheit mal auszuprobieren. Nach ihrer Aussage sei es wohl nicht so schlimm wie ich es mir vorstellte.
Ich verbrachte noch zwei weitere Stunden im Vampir Orden in denen ich Zayn mit allen möglichen Fragen löcherte, was die Vampire und auch andere übernatürliche Wesen betraf. Er erzählte mir zwar so gut wie alles über die Vampire, auch, dass sie absolut nicht so wie die in den ganzen Filmen und Büchern beschriebenen Vampire waren, erzählte mir aber nichts über die anderen Rassen. Außerdem erlaubte er sich, sich über Twilight lustig zu machen, als wir gerade beim Thema Sonne und ihre Wirkung auf Vampire waren. Er erklärte mir lachend, dass Vampire in der Sonne auf keinen Fall zu laufenden Discokugeln mutierten, was mein Fangirl Herz zutiefst traf. Ich mochte Twilight. Sowohl die Bücher als auch die Filme. Aber das musste ich wohl einfach so hinnehmen. Desweiteren erklärte er mir die Gesellschaftlichen Strukturen der Vampire, sowie die Aufgabe des Ordens und der Ältesten. Obwohl ich das meiste schon von Melissa wusste, faszinierte es mich dennoch. Was vielleicht auch daran lag, dass Zayn genau wie Mai ein guter Redner war und die Fähigkeit besaß Leute für alle möglichen Sachen zu begeistern. Auch, wenn sie noch so langweilig waren. Zum Schluss erklärte er mir, dass der Orden einen Ball zu Ehren von Mai und Zayn veranstalten wollte und lud mich ebenfalls ein. Ich sagte, ich würde es mir überlegen. Während wir wenig später mit einem Hochgeschwindigkeits Fahrstuhl wieder an die Oberfläche fuhren überlegte ich, ob mein Team die Mission auch ohne mich gemeistert hatte. Melissa hatte mir, als sie mir die Toilette gezeigt hatte, einen Zettel zugesteckt, in dem stand,  dass mein Team die Mission unter Leitung eines anderen Teamführers erledigen würde. Ich wusste leider nicht wer das sein sollte, beschloss aber es herauszufinden. Als wir wenig später in einer Empfangshalle landeten und einen Sicherheitscheck wie am Flughafen über uns ergehen mussten war ich total verwirrt. Ein paar Minuten nach denen wir einen mit Naturstein belassenen Gang, in dem mehrere Wachen standen und ein großes Eisentor durchquert hatten und Schlussendlich in einer einfachen Holzhütte standen erbarmte sich Zayn und verdeutlichte mir, dass die Sicherheitskontrollen des Ordens sehr streng waren,weshalb es nach seinen Aussagen sehr schwer für Angreifer machte in den Orden einzudringen. Melissa hatte mir nie etwas über die Sicherheitsvorkehrungen erzählt, weshalb ich versuchte, alles heute gesehene im Kopf zu behalten. Schließlich waren das wertvolle Informationen, die mir mit Sicherheit irgendwann mal nützlich sein konnten. Nachdem wir Schlussendlich in einem Auto saßen in dem sich Zayn auf den Fahrersitz setzte, war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass er noch nicht alt genug sein konnte um den Führerschein zu besitzen aber da Vampire ja ohnehin die besseren Reflexe hatten, hinterfragte ich es nicht weiter. Und als wir wieder auf der Straße waren und Richtung Stadt fuhren, wurde mir klar, dass sich der Orden unweit unserer Heimatstadt in einem der umliegenden Wälder befand.
Als ein paar Tage später die Schulglocke das Wochenende ankündigte und ich mich schon auf dem Weg nach Hause befand hörte ich Elias meinen Namen rufen. Ich drehte mich zu ihm und wartete bis wir auf gleicher Höhe waren. “Und? Hast du dir schon überlegt ob du auf den Ball gehen willst?”, fragte er aufgeregt und das Leuchten in seinen Augen ließ ihn wie ein kleines Kind wirken, dass sich auf den Weihnachtsmann freute. “Nein, bis jetzt noch nicht”, antwortete ich wahrheitsgemäß. “Ich habe ja noch nicht mal ein Kleid”, fügte ich noch hinzu und blickte ihm während des letzten Satzes in die Augen. Ich hatte das Gefühl, dass seine ohnehin schon grasgrünen Augen nun zu leuchten anfingen. “Tja, dann solltest du dich schnell entscheiden, denn Mai wollte morgen mit Zayns Schwester ein Kleid für den Ball kaufen und davon mal abgesehen ist der Ball ja auch schon morgen Abend”, erzählte er mir und ich hörte ganz klar die Hoffnung in seiner Stimme. “Hm”, erwiderte ich nur. Er schien irritiert, weshalb er sich jetzt vor mich stellte um mich genauer anzusehen. “Oder liegt es daran, dass du noch keine Begleitung hast und dich deshalb nicht traust hinzugehen?”, fragte er während seine grünen Augen mich zu durchleuchten schienen. Ich seufzte, weil er voll ins Schwarze getroffen hatte. “Ja”, murrte ich, weil es mir peinlich war. Er packte mich an den Armen, zog mich ein Stück zur Seite damit wir nicht den ganzen Weg in Beschlag nahmen und sah mir ernst in die Augen. “Ava, das ist nichts was dir peinlich sein muss. Du weißt erst seit einer geschlagenen Woche, dass es Vampire gibt. Dir würde es keiner übel nehmen, wenn du deswegen Angst hättest. Zumal du die gar nicht haben brauchst. Das ist eine Veranstaltung des Ordens, die wird gut bewacht und es werden zudem nur Ordensvampire anwesend sein. Von denen tut dir keiner was. Zumal ich das nicht zulassen würde”, erklärte er mir leise. Im Augenwinkel sah ich, wie Leute aus meiner Klasse uns im Vorbeigehen anstarrten. Die Gerüchteküche würde mal wieder mehr als nur brodeln. “Es ist nicht so, dass ich Angst vor den Vampiren hätte, sondern eher davor etwas falsch zu machen. Diese Vampire sind doch um Jahrhunderte älter als ich und haben dementsprechend auch andere Normvorstellungen. Es wäre einfach gut, wenn mich jemand in Sachen Verhalten leiten würde. Ich will Mai und Zayn schließlich nicht den ganzen Abend am Rockzipfel hängen.”, erklärte ich ihm bedrückt. Und es entsprach mehr als nur der Wahrheit. Da konnte man noch so viel Kampferfahrung und Selbstvertrauen haben, in solchen sozialen Sachen war ich einfach schlecht. Elias trat einen Schritt zurück und streckte mir seine Hand entgegen ehe er fragte:” Willst du mit mir zu dem Ball gehen?”
Das Lächeln, dass er mir dabei schenkte ließ meine Knie und mein Herz weich werden. Ich konnte gar nicht anders als zusagen. Ich legte meine Hand in seine Ehe ich mit einem, “Ja”, antwortete. Er zog mich lächelnd zu sich und vergrub seinen Kopf in meinen Haaren. Eine Welle seines herrlichen Geruchs stieg mir in die Nase und aus Reflex lehnte ich mich noch mehr zu ihm. “Dir wird nichts passieren. Das verspreche ich dir, Ava”, flüsterte er. Und die Dunkelheit seiner Stimme ließ mich entgültig dahin schmelzen. Nach ein paar Sekunden des Schweigens ließ er mich los und bot mir an mich den restlichen Weg nach Hause zu begleiten. So berauscht wie ich war, sagte ich zu. Den restlichen Weg unterhielten wir uns über belanglose Themen und mir wurde klar, dass das erste richtige Gespräch war, dass ich mit Elias führte. Mich überkam daraufhin ein Schwall von Glücksgefühlen, der auch den Rest des Tages nicht nachließ und mich endlos glücklich fühlen ließ. Jenem Glück, nach dem ich mich so lange gesehnt hatte. Ausgelöst durch das Wesen, dass ich am meisten vergötterte.

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