Kapitel 18

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Ich hatte den restlichen Abend keine Gelegenheit Elias darüber auszufragen was er mit der Aussage 》Sie wird dich sicher bald aufsuchen《 gemeint war und warum er dabei so hasserfüllt geklungen hatte. Was hatte er gegen sie? Sie hatte auf mich einen freundlichen Eindruck gemacht. Nachdem Elias "gegangen" war und ich darauf gewartet hatte, dass er in meinen Schatten zurück kehrte, ging ich Schlafen. Es war schon dunkel und mein Zimmer wurde nur von der Laterne der anderen Straßenseite erleuchtet. Eh ich mich versah war die Tür geschlossen und das Rollo an meinem Fenster fiel nach unten. Ich wollte gerade Schreien, doch eh ich dazu kam wurde mir der Mund zugehalten. Niña stand vor mir und nur langsam began ich mich zu beruhigen. Das Adrenalin ließ nach und sie löste ihre Hand von meinem Mund. "Es wäre ungünstig, wenn du jetzt schreien würdest", sagte sie und ließ sich in meinen Schreibtischstuhl fallen. Er jetzt spürte ich das Pochen in meinem Kopf. So als würde jemand verzweifelt versuchen einzudringen. Instinktiv fasste ich mir an den Kopf. "Elias", hauchte ich. Im selben Moment versuchte Elias aus meinem Schatten heraus zu brechen. Seine Gestalt zerfiel immer wieder. "Oh Gott Elias!", rief ich. 
"Du verdamme Hexe!", zischte er während er weiterhin versuchte Gestalt anzunehmen. Mein Blick schoss zu Niña. "Was machst du? Du tust ihm weh!", schrie ich hysterisch. Sie rollte bloß mit den Augen. "Beruhige dich, Ava. Ihm geht es gut. Er soll nur bleiben wo er ist.", erklärte sie ruhigem Ton.
"Was? Warum?" Das pochen in meinem Kopf würde stärker. Elias wehrte sich wehhemment gegen ihre Magie. Ich sank ab meiner Zimmertür zu Boden. Besorgt erhob sich Niña aber ich winkte ab. "Elias, hör auf. Bitte. Sie wird mir wohl kaum den Kopf abreißen.", flüsterte ich mit Schmerzverzerrtem Gesicht. Augenblicklich ließ der Schmerz nach bis er nach wenigen Sekunden ganz verschwunden war. Ich atmete erleichtert auf, blieb jedoch wo ich war. "Ich nehme an er hat dir gesagt wer ich bin.", fragte sie. Ich nickte. "Ja" "Gut. Ava, ich bin so froh, dass es dir gut geht.", schluchzte sie aufeinmal. 
"Wir alle sind froh, dass du noch lebst. Und auch wenn ich es ungern zugebe aber Elias, ich bin dir zutiefst dankbar, dass du sie bis heute beschützt hast. Wo wir es doch nicht konnten. Wenn Niklaus doch nur-" "Schon gut. Ich weiß worauf du hinaus willst", stoppte ich sie. Sie sollte nicht über ihn reden. Ich wusste nicht wieso aber der Gedanke, dass er tot sein könnte hinterließ ein beklemmendes Gefühl in meiner Magengegend. Wahrscheinlich wollte ich es einfach nicht wahr haben. Und das obwohl mich nichts weiter als vermeintlich fremde Erinnerungen mit dieser Person verbanden. Dennoch empfand ich etwas wie Liebe für ihn. "Was wolltest du heute hier?", fragte ich um mich auf einen anderen Gedanken zu bringen. "Dein...nein, Thorsten ist ein alter Freund von mir und ich wollte ihn mal wieder besuchen." Aha, mein Stiefvater. "Warte! Soll das heißen er-?", fragte ich entsetzt. Sie hob beschwichtigend die Hände. "Oh nein, Liebes. Niemand hat mein wahres Ich gesehen. Keine Sorge. Aber ich war ganz schön überrascht, als ich Elias und vor allem dich gesehen habe." Sie zwinkerte mir zu. "Du siehst deinem Vater so ähnlich", schwärmte sie. Äh was? Ich hatte schon Bilder von König Niklaus gesehen und ich kann mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass ich ihm definitiv nicht ähnlich sah. Sie bemerkte meinen...naja verwirrten Blick. "Oh du weißt es nicht? Ich meine deine wahre Erscheinung. Meinen Respekt, Elias. Aber nach 14 Jahren lässt selbst bei ihr eine Abstoßreaktion nicht mehr lange auf sich warten.", erklärte sie. Wieso dachte ich gerade an Organabstoßung? Elias versuchte wieder Gestalt an zu nehmen, womit auch die Kopfschmerzen wieder einsetzten. "Kannst du ihn bitte in Ruhe lassen?", stöhnte ich genervt. "Damit er mich wie ein wildes Tier anfallen kann?", fragte sie stattdessen und schüttelte anschließend mit dem Kopf. "Nein, Ava. Er bleibt wo er ist. Seine Meinung ist gerade nicht gefragt.", erklärte sie daraufhin. Die Kopfschmerzen wurden noch schlimmer und ich dann noch mehr zusammen. Niña war sofort bei mir. "Mein Gott, der Junge besitzt keinerlei Selbstbeherrschung." Behutsam legte sie ihre Hände an meinen Kopf. Ich spürte wie heilende Magie in meinen Körper floss und versuchte die Schmerzen zu lindern, nur schien das Elias gar nicht zu gefallen. Da kam die vampirische Eifersucht durch. Er duldete es nicht, dass jemand mich berührte. Egal ob gut oder böse. "Herrgott! Jetzt hör schon auf! Du tust ihr weh! Siehst du das denn nicht?", rief sie. Ich spürte, dass ihr noch etwas auf der Zunge lag. Sie behielt es aber für sich. "Elias", stöhnte ich gequält. "Welchen Grund sollte ich haben ihr etwas anzutun? Sie ist meine Nichte! Meines Bruders Fleisch und Blut! Eher sterbe Ich als ihr Leid zuzufügen!" Nur langsam ließ Elias mit seinem Widerstand nach und beruhigte sich. Niñas Magie konnte nun vollends ihre Wirkung entfalten. Danach ließ sie sich neben mir auf den Boden fallen. "Dein Vater, ich weißt nicht mal ob er noch lebt, aber er vergöttert dich oder hat es zumindest immer getan. Genau wie deine Mutter und wir anderen auch. Du warst unser ganzer Stolz. Und das bist du immer noch. Du bist die Hoffnung unseres Planeten und die einzige Erbin des Merkurs. Du musst so bald wie möglich zurückkehren. Hier auf der Erde kannst du unmöglich bleiben. Sie ist kein geeigneter Ort für jemanden wie dich. Für jemanden mit deinen Fähigkeiten." Ihr Blick lag die ganze Zeit auf mir und untersuchte mein Gesicht auf die kleinste Regung. "Ich-" begann ich. "Sie wird nirgendwo hingehen!", rief Elias der halb in meinem Schatten steckte und halb Gestalt angenommen hatte. "Halt die Klappe, Schatten!", rief Niña genervt. Er versuchte weiter heraus zu brechen aber ich hielt ihn auf ehe er die Möglichkeit dazu hätte mein Gehirn zu zermatschen. "Elias blieb ruhig. Ich entscheide was ich tue und was nicht." "Siehst du", sagte er mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht. "Aber Fakt ist, die Erde ist kein Ort für mich. Und ich habe nicht vor länger als nötig zu bleiben.", sagte ich nüchtern. "Was? Ist das dein Ernst?", rief er entgeistert. Mit einem genervten und flehendem Blick zu Niña beförderte sie ihn wieder in meinen Schatten. Manchmal war er wirklich unausstehlich. "Was ich sagen will ist: Ich fühle mich hier nicht wohl. Ich bin nie wirklich glücklich und ich finde hier einfach nicht meine Erfüllung. Zumal ich es Leid bin mich zu verstecken und zu verstellen. Ich will endlich einfach ich sein und das kann ich nur, wenn ich das Leben auf der Erde endlich hinter mir lasse." Nun sah ich Niña an. "Nach meinem Abschluss kehre ich zum Merkur zurück." Der Gedanke wann mir sogar ein kleines Lächeln ab. Natürlich war das keine einfache Sache. Angefangen bei meinen Eltern. Was sollte ich ihnen sagen? Ich seufzte. Niña legte einen Arm um meine Schultern und lehnte sich gegen mich. "Keine Sorge, Liebes. Wir finden schon eine Lösung für das Problem. Zerbrich du dir nicht den Kopf darüber. Wir klären das schon."
"Wir?", fragte ich verwirrt davon dass die immer in  der Mehrzahl sprach. "Deine Mutter und ich. Frauenpower!", lachte sie. "Was ist mit den anderen aus der Familie?", fragte ich nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. Sie seufzte. "Maria hat keine Geschwister und außer mir ist dir auch von Seiten deines Vaters keine andere Tante oder Onkel vergönnt. Deine Großeltern, mütterlich wie väterlicherseits, sind seit deinem und auch dem verschwinden deines Vaters im Exil. Maria und ich versuchen hin und wieder Kontakt zu ihnen aufzunehmen aber alles erfolglos. Sie wollen es nicht wahr haben." Sie klang traurig. Meinetwegen ist also eine Familie zerbrochen. "Verstehe", sagte schwach. Mit einem stöhnen erhob sie sie sich und reichte mir anschließend die Hand um mich ebenfalls auf die Beine zu ziehen. "So! Es ist schon spät. Ich sollte langsam gehen. Ich wollte mich ja nur mal kurz mit dir unterhalten. Für weitere Gespräche bleibt uns ja noch die Ewigkeit", sagte sie mit einem Augenzwinkern.
Sie umarmte mich und dann war sie verschwunden. Keine Sekunde später schoß Elias wutentbrannt aus meinem Schatten. Sein Augen waren Schwarz wie Kohle. "Ich bringe sie um!", knurrte er.

The Planet Guardians - Mercury PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt