Kapitel 4

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Den Rest des Tages war die Stimmung bei uns ziemlich angespannt. Jeder versuchte penetrant zu tun, als wäre nichts gewesen. Aber es war wohl offensichtlich, dass sich so ein Vorfall nicht einfach verschweigen ließ. Dennoch wunderte es mich, dass Zayn nicht versucht hatte meine Erinnerungen zu löschen. Immerhin war es ja logisch, dass ich das alles nicht einfach so hinnehmen und vergessen konnte. Ich versuchte mir deshalb nicht anmerken zu lassen, dass ich von allem Bescheid wusste und das mir dieser Vorfall sorgen bereitete. Weshalb ich mich auch in meinem Zimmer verbarrikadierte und versuchte jeglicher Konversation aus dem Weg zu gehen. Zayn blieb den restlichen Tag bei uns und würde wohl auch noch über Nacht bei uns bleiben. Er versuchte immer wieder auf mich ein zu gehen und fragte mich mehrmals wie es mir ging und ob alles okay sei. Einmal hatte ich sein Klopfen an meiner Tür nicht gehört, weil ich Musik gehört hatte, weshalb er einfach rein gekommen war und als er mich dann an der Schulter berührte, ich hatte ihn nicht gesehen, weil ich mit dem Rücken zur Tür saß, hatte ich mich dermaßen erschrocken, dass ich erstmal das ganze Haus zusammen schrie und ihm dann auch noch fast aus Reflex eine rein gehauen hätte. Und glaubt mir, dieser Schlag hätte selbst einem Vampir weh getan. Ich konnte mich gerade noch zurückhalten, als ich bemerkte, dass es Zayn war. Kurz darauf standen Mai und Mama im Zimmer. Wollte ich mich nicht unauffällig verhalten? Das konnte ich mir somit abschminken. “Spinnst du? Was kommst du ungefragt in mein Zimmer rein? Und überhaupt, was machst du hier? Ich dachte, deine Mutter läge im Krankenhaus, weil sie einen Unfall hatte? Normale Menschen würden sich jetzt sorgen machen und ins Krankenhaus fahren!”,schrie ich ihn wütend an. Eigentlich wollte ich das gar nicht sagen aber meine Laune sank gerade mehr und mehr. Was man mir anhand der Ereignisse wohl nicht übel neben konnte. Eigentlich wollte ich doch jeglicher Konversation aus dem Weg gehen. Vor allem mit ihm. Aber dennoch interessierte mich seine Antwort. Er lachte kurz auf. “Normale Menschen, ja. Ich habe vorhin mit meinen Eltern telefoniert und ihr geht es gut. Sie wird bald wieder entlassen. Mein Vater ist bei ihr.”, sagte er gelassen. Und diese Gelassenheit machte mich noch wütender, weil ich genau wusste, dass seine Mutter nicht im Krankenhaus war und auch niemals dort sein würde. Weil Vampire einfach nie einen Unfall haben würden. Und weil ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte. Am liebsten würde ich ihn weiter an schreien, auf ihn einschlagen und ihm sagen, dass ich ihn abgrundtief verabscheute. Aber das konnte ich nicht. Nichts davon konnte ich tun. Ich hasste es einfach nur da zu sitzen, nichts zu tun und zuzuschauen wie alles seinen Lauf nahm. Statt ihn an zu schreien oder auf ihn ein zu schlagen, schwieg ich und murmelte: ”Mach doch was du willst.” Dann drehte mich um und schob noch ein genervtes: ”Und jetzt raus hier!” hinterher. Ich meinem Magen zog sich alles zusammen. Ich wollte mit niemandem reden und einfach nur allein sein. Zu meinem Glück folgte Zayn sofort meiner Aufforderung und trat fast schon fluchtartig den Weg Richtung Balkon an. Wenige Minuten später, als ich allein in meinem Zimmer war und meine Laune den absoluten Nullpunkt erreicht hatte, verstand ich seine Flucht. Ich hatte meine Tage bekommen und zum ersten Mal in meinem Leben war ich dafür dankbar, denn das bedeutete, dass Zayn und auch all die anderen Vampire mir für den Rest der Woche nicht mehr am Hals kleben würden. Danke, Gott. Danke. Nachdem ich mich für eine halbe Stunde im Bad verbarrikadiert hatte um meinem Problem Einhalt zu bieten und mich bemüht hatte nicht in einem Heulkrampf auszubrechen, ging ich ohne etwas gegessen zu haben ins Bett. Ich schlief sofort ein. Ohne die Vorahnung, dass der nächste Tag einer der schlimmsten in meinem Leben sein würde.

The Planet Guardians - Mercury PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt