Kapitel 15

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Schon als wir in die Straße in der unsere Schule stand einbogen, hörte ich ein bedrohliches Knurren aus Elias Kehle. Ich spürte eine starke Aura. Ich hatte sie schon vor einer Weile gespürt aber jetzt schienen wir direkt darauf zu zu fahren. Vor dem Schultor, auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein teuer aussehendes Auto. Die Marke kannte ich nicht. Es sah auch nicht so aus als wäre es auf der Erde hergestellt worden. An dem Auto lehnte ein junger Mann mit braunem Haar. Ich schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Neben ihm stand ein zierliches Mädchen. Ebenfalls mit braunem Haar. Sie trug es als Longbob und ich schätzte sie auch auf Mitte zwanzig. Elias neben mir knurrte noch lauter als wir die beiden passierten und aufs Schulgelände fuhren. Als wir ausstiegen stand das Mädchen plötzlich neben Elias. War die etwa auch ein Vampir? Sie lächelte mich freundlich an, wandte sich dann aber an Elias. "Der Prinz wünscht mit der Prinzessin zu reden. Unter vier Augen." Na wenn die mal nicht mit der Tür ins Haus gefallen war. Ich ahnte schlimmes. Elias positionierte sich vor mich um mich von ihr abzuschirmen. "Geh schon mal rein. Ich komme gleich.", zischte er mir zu. "Nein, schon gut Elias. Ich glaube nicht, dass die uns etwas tun wollen." Ich nickte den Mädchen freundlich zu. Sie lächelte dankbar. "Elias, du musst nicht 24/7 den eifersüchtigen Vampir raushängen lassen", merkte sie genervt an. Das Knurren wurde wieder lauter. Es klang wie Donnergrollen. "Na na, als Wächter solltest du doch darauf hören was dir deine Prinzessin befiehlt, oder nicht Elias?" Der blonde Mann tauchte hinter seiner Gefährtin auf, welche augenblicklich den Weg frei machte. Soso. Die war also auch eine Wächterin. Interessant. "Lange nicht mehr gesehen, Elias.", höhnte er. "Wie ich sehe hast du dich in den letzten Jahren kein Stück verändert. Du klebst immer noch an ihr als wäre sie dein einziger Lebensinhalt und der Vampir in dir kennt immer noch keine Grenzen", lachte er. "Avalin, es freut mich dich endlich wieder zu sehen", sagte er nun an mich gewandt. Verstehe, wir kannten uns. Allerdings konnte ich ihn zu keiner Person aus meinen Erinnerungen zuordnen. "Äh ja,  freut mich auch", erwiderte ich nur. Immer freundlich bleiben. Konnte ja nicht schaden.  Gab es sowas wie einen Ratgeber für Prinzessinnen?
Elias konnte mein Gegenüber hör- und sichtbar nicht leiden.
"Was wollt ihr?", fauchte er. Ich wusste ja nicht mal wie er hieß.
"Ich wollte Prinzessin Avalin zu ihrer Rückkehr beglückwünschen und ihr ein Present überreichen.", sagte er an mich gewandt. "Danke aber..." "...das ist nicht nötig. Ihr könnt ihr ohnehin nichts schenken, was sie nicht unlängst schon besitzt oder sich selbst zu eigen machen könnte.", fuhr Elias dazwischen. "Das glaube ich nicht", sagte der angesprochene. "Geh es holen!", befahl er seiner Gefährtin in hartem Ton. Ich zuckte bei dem Tonfall zusammen. Sie verbeugte sich kurz und verschwand dann in Richtung Auto.
Verstehst du jetzt warum ich ihn nicht leiden kann? Und eigentlich solltest du genauso denken oder was hat deine Meinung geändert?
Wer ist der Typ überhaupt?
Das ist Prinz Aden vom Mars. Er ist ein arroganter und hochnäsiger Zeitgenosse. Du mochtest ihn vom ersten Moment an nicht. Du hast nur seine Aura gespürt und gesagt, dass du ihn nicht leiden kannst. Deine Eltern fanden das überhaupt nicht witzig. Ich dagegen schon. Und du warst damals nur ein Kind. Irgendwie hatte er recht seine Aura hatte was arrogantes und meine Erinnerungen sagten das selbe. "Aden, das ist wirklich nicht nötig. Du musst mir nichts schenken.", sagte ich um Elias Aussage zu bekräftigen. Letzterer grinste gehässig und trat einen Stück zur Seite, damit ich Aden in die Augen sehen konnte. Seine Gefährtin kam in den Moment zurück und reichte ihrem Prinzen eine kleine edel aussehende Schachtel. "Das ist von uns allen. Du warst damals ja nicht da als man uns zu Planetenwächtern ernannte"
Ich nahm die Schachtel ehrfürchtig entgegen. Planetenwächter? Ich musste später einiges klären. "Danke", sagte ich ehrfürchtig auch wenn ich nicht wusste wofür ich mich gerade bedankt hatte und verbeugte mich leicht. Ich gab die Schachtel an Elias weiter damit er sie ins Auto packte. "Wir sollten jetzt langsam gehen", sagte ich und deutete auf das Schulgebäude. Elias wurde schon ganz unruhig und einige Leute aus meinem Jahrgang starrten uns im Vorbeigehen an. Das würde Gerüchte geben. Aden lachte. "Natürlich Ava", sagte er. Elias knurrte bei der Verwendung meines Spitznamens. "Geh nur und stopf deinen Kopf mit unnötigem Menschenwissen voll", fügte er sarkastisch hinzu. Er drehte sich um und ging. Auf halben Weg drehte er sich allerdings nochmal um und winkte mir. "Wir sehen uns, Avalin"
"Was für ein Spast", stieß Elias hervor. "Komm, lass uns gehen", sagte er. Was für ein Start in den Tag.
Mir war spätestens dann klar, dass uns so ziemlich jeder gesehen hatte als wir den Klassenraum betraten und uns ausnahmslos jeder mit einem wissenden Blick anstarrte. Die Frage war nur: Was glaubten sie zu wissen?
Ich ließ mich auf meinen Platz neben Vina fallen und atmete erst mal tief durch. Zum Glück war sie nicht die Art von Person, die sich brennend für mein Privatleben interessierte. Wahrscheinlich war es ihr auch egal. Nur den anderen Mädels nicht. Aber sie beließen es beim anstarren. Sie hoben sich ihre Fragen für die Pause auf. Das spürte ich. Die Stunde war der absolute Horror. Mein Handy vibrierte gefühlte tausend mal in meiner Jackentasche. Vanessa, eine meiner Freundinnen schrieb mir wahrscheinlich Nachrichten. Sie grinste mich jedes mal viel sagend an, wenn ich zu ihr sah. Warum war ich heute interessanter als ihr Freund? Da ich ganz vorne saß traute ich mich nicht auf mein Handy zu schauen. Nach der Stunde ging ich wie immer in einen der Aufenthaltsräume in der Schule. Zu meinem Bedauern folgten mir abgesehen von Vina und Vanessa auch Alina und Katja, die ebenfalls zu meinen Freunden zählten. Katja hatte gerade nicht mal im selben Kurs wie wir Unterricht aber Alina schien sie auf den Weg aufgegabelt zu haben. Als wir alle saßen starrten sie mich gespannt an. Ich versuchte mich nicht beirren zu lassen und fischte meine Brotbüchse aus meinem Rucksack. Wo war Elias in solchen Momenten? Die Jungs durchlöcherten ihn wahrscheinlich gerade. "Also. Erzähl schon. Was läuft da zwischen euch?", ergriff Alina das Wort. Ich stellte mich dumm. "Zwischen wem?", fragte ich. "Na dir und Elias", riefen alle vier. Ich stöhnte. "Da läuft nichts. Er ist ein guter Freund des Freundes meiner Schwester. Die hängen oft miteinander ab. Zwangsläufig begegnet man sich da"
"Du hast mir heute morgen geschrieben, dass du gefahren wirst. Hat Elias dich gefahren?", fragte Vina. Ich verfluchte sie dafür, dass sie so viel Interesse zeigte. Ich lachte gespielt. "Nein, meine Eltern. Wir haben uns auf dem Weg zur Schule getroffen"
"Ihr standet an seinem Auto", warf Vanessa ein. "Komm schon. Du musst uns nicht anlügen. Wir freuen uns für dich", fügte Alina mit einem grinsen hinzu. Wann war die Pause endlich vorbei?
"Ich lüge euch nicht an. Er hat mich gebeten ihm was bei seinem Auto zu helfen. Mehr nicht. Daran ist nichts falsch dran. Außerdem empfinde ich nichts mehr für ihn. Nicht mehr als Freundschaft", sagte ich genervt. "Und wer waren die anderen die da standen? Elias hat dich ja richtig vor denen verteidigt. Der Typ wollte wohl was von dir?", fragte Alina. Ich ließ meinen Kopf auf die Tischplatte knallen. Tat mehr weh als ich dachte. "Au", sagte ich gequält. Die anderen lachten nur. Ich sah sie flehend an. "Können wir das Thema nicht einfach ruhen lassen? Da läuft wirklich nichts.  Das schwöre ich euch!" Das wäre nämlich Inzest oder so.
Die vier bejahten zwar aber ich merkte, dass das Thema noch lange nicht gegessen war. Vor allem nicht für Vanessa und Alina. Ich musste mit Elias unbedingt die Fronten klären. Er konnte sich auf der Erde nicht so benehmen wie er es auf dem Merkur tun würde. Wir mussten zu alten Verhältnissen zurück kehren.
Ich hatte in der Pause kein Stück von meinem Brot runtergekommen. Das fiel mir  erst wieder ein als ich im nächsten Kurs auf meinem Platz saß und mein Magen knurrte. Elias, der genau wie Vanessa und Christian aus meinem Team auch in diesem Kurs saß, sah mich schelmisch an. Sein Blick zeigte seinen starken Blutdurst. Ach da war ja was gewesen. Ich musste ihn in der nächsten Pause heimlich von mir trinken lassen. Christians Blick gefiel mir gar nicht. Er sah vorwurfsvoll aus. Ach man, ich hoffte ich könnte in der Pause auch noch mit ihm reden. Ich war immerhin seine Teamleiterin und irgendwie wollte ich ihm das erklären, damit er kein falsches Bild von mir bekam. Ach deswegen wollte er so unbedingt wissen, ob was zwischen uns läuft, sagte Elias in meinem Kopf. War ja klar. Er hat mir sogar gedroht, gluckste Elias in meinen Gedanken. Christian wusste ja nichts von meiner Herkunft und meiner Beziehung zu Elias. Für ihn war er nur ein nerviger Vampir.
Ich laufe nach der Schule nach Hause.
Was? Warum?
Weil du noch Unterricht hast und ich unnötige Gerüchte vermeiden möchte.
Aber wir haben doch eh Mittagspause. Da kann ich dich doch schnell nach Hause fahren. Das macht mir nichts.
Aber mir. Hier auf der Erde bist du nicht mein Wächter, sondern nur Elias. Und ich bin weder eine Prinzessin noch sonst irgendetwas. Ich bin nur Ava. Alles klar? Also bleib hier auf Abstand. Elias schwieg. Das ist ein Befehl, schob ich noch hinterher. Nicht, dass ihm noch irgendwas einfällt. Er sah mich noch einmal kurz ausdruckslos an eh er den Geschwafel unserer Lehrerin weiter zuhörte. Ich versuchte ihn in der Stunde links liegen zu lassen, was mir recht gut gelang. In der Pause darauf quälte ich meine Schulbrote herunter und hörte Vina zu wie sie sich bei mir über ihren kleinen Bruder und ihren Stiefvater ausließ. In der darauf folgenden Stunde in der ich nichts von dem Geschwafel meiner Lehrerin verstand, ließ mich Elias weiterhin in Ruhe. Ich fragte mich gerade wieso ich als Prinzessin des Merkurs nichts von einfacher Physik verstand als mich meine Lehrerin irgendwas fragte und ich aus meinen Gedanken hoch schreckte. Peinlich berührt fragte ich sie, ob sie die Frage noch einmal wiederholen könnte, verstand aber selbst dann nicht was sie von mir wollte. Ich war meines Titels nicht würdig. Und vor allem wurde ich dem Ruf meines Planeten nicht gerecht.
Auf weltlicher Ebene repräsentiert Merkur Forschung, Logik, Orientierung und steht für Kommunikation, Intellekt und Taktik.
Alles Dinge die ich nicht wirklich verkörperte. Ich zweifelte an mir selbst. Selbst auf dem Weg nach Hause dachte ich noch darüber nach und auch darüber wie meine Zukunft wohl aussehen mochte.
Der Tag hatte schon nicht wirklich gut begonnen und Zuhause angekommen würde es nicht besser. "Das ist purer Selbstmord!", schrie Mai. Na super. Was hatten die jetzt schon wieder für ein Problem?

The Planet Guardians - Mercury PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt