Kapitel 17

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Nachdem er mir mit meinen Hausaufgaben geholfen hatte schlug er vor spazieren zu gehen. Ich willigte ein, da ich hoffte so in Ruhe mit Elias reden zu können. Es gab einige Fragen in meinem Kopf und ich dürstete nach Antworten. "Ich denke, jetzt können wir in Ruhe reden. Wir sind weit genug weg", sagte er nach einer Weile.
"Sicher? Sollten wir nicht woanders hingehen?", fragte ich misstrauisch und klammerte mich an seinen Arm. Er lachte. "Alles ist gut. Ich weiß, dass du dich nicht wohl dabei fühlst aber uns hört hier keiner." Wir waren mittlerweile in einem der vielen Glacis meiner Heimatstadt und setzten uns auf die nächstbeste Bank. "Hast du getrunken?", platzte es als erstes aus mir raus. Ich hörte ein amüsierte Lachen. "Bist du etwa eifersüchtig, weil ich nicht von dir getrunken habe?" "W-was? Das...ich...was soll diese komische Frage?", stotterte ich.
Ich sah das Grinsen in seinem Gesicht vor meinem geistigen Auge. War ich eifersüchtig? Nein, eher neidisch. Ich wollte wissen was Mai daran so toll fand sich von Zayn beißen zu lassen. "Also ja, ich habe getrunken. Ich habe nicht von dir getrunken, weil ich das unhöflich fand. Du bist die Prinzessin. Sowas ziemt sich nicht. Außerdem warst du doch so genervt von meinem Verhalten, da wollte ich dich nicht noch mehr reizen" "Du...das hätte mich nicht gestört. Ich hab es dir ja selber angeboten. Deshalb, weißt du? Ich wollte so gerne wissen was Mai daran findet", sagte ich kleinlaut. "Hm", brummte er. "Willst du es immer noch wissen?", fragte er gedankenverloren. Erschrocken sah ich ihn an. "Was?", erwiderte er auf meinen Gesichtsausdruck. "Du guckst als hätte ich dir erzählt, dass ich gerade den Papst umgebracht hätte", scherzte er.
"Das ist nicht lustig!", fauchte ich. "Und ja, aber..." "Was aber?", fragte er amüsiert. "Elias, nicht hier. Lass uns das Zuhause machen." Er schnaubte verächtlich. "Wieso? Hier ist doch keiner und bei dir laufen wir Gefahr, dass dieser Vollidiot was mitbekommt und sich noch mehr denkt als so schon." "Und wenn wer was riecht?", druckste ich herum.
"Ava!", seufzte er. "Vertraust du mir?", fragte er plötzlich ganz ernst. Die Farbe seiner Augen wurde eine Nuance dunkler und ich ärgerte mich innerlich darüber. Aber sie waren eh schon dunkel durch den emotionalen Ausbruch von vorhin gewesen. "Ja", erwiderte ich ohne meine Augen von den seinen zu lösen. "Dann lass mich trinken, wenn ich dir sage das es okay ist." Seine Stimme war fest und duldete keinen Widerspruch. "Na gut", ergab ich mich. Er lächelte zufrieden. "Geht doch, Prinzessin"
Er nahm meinen linken Arm und hauchte einen Kuss auf mein Handgelenk. Sein Blick durchleuchtete mich förmlich. Mein Herz begann zu rasen. "Ruhig", mahnte er mich. "Wir sind hier nicht in irgendeiner deiner Vampir Love Storys die du dir immer reinzieht. Ich empfinde nicht so. Das weißt du." Ja, das wusste ich aber es war so aufregend. Seine Fänge fuhren zur vollen Länge aus. Auch wenn ich das schon hundert mal gesehen hatte, so faszinierte es mich dennoch. Er vergrub seine Fänge in meinem Arm und saugte behutsam daran. Es kitzelte ein wenig und ich musste mich beherrschen still zu halten. Ich hatte gedacht, dass sich irgendeine heftige Emotion bei mir zeigen würde aber Fehlanzeige. Es fühlte sich an wie das normalste auf der Welt. So als ich hätte ich ihm schon zehntausend mal mein Blut gegeben. Nach drei Zügen ließ er von mir ab und hauchte anschließend einen Kuss auf die Wunde. Sie verschloss sich auf der Stelle. Er hatte seine Augen beim Trinken geschlossen gehabt und als er sie jetzt öffnete sahen mich helle Smaragde erwartungsvoll an. "Und?", fragte er. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Ja, war okay" Was besseres viel mir nicht ein. "Das Gefühl war dir nicht fremd, oder?" Ich schüttelte mit dem Kopf. "War ja auch nicht das erste mal das ich von dir getrunken habe." Er lehnte sich zurück und starrte in die Leere. "Das erste Mal war echt kein schönes Erlebnis. Aus deiner Sicht ist es eher krank.  Deine Eltern haben mich ganz schön zur Schnecke gemacht. Du hast fürchterlich geweint." Er fokussierte mich mit seinem Blick. "Weil ich Ärger bekommen habe.", lachte er. "Du warst schon immer ein komisches Kind. Ich hatte dich verletzt und du hast geheult, weil ich Ärger bekommen habe", grinste er. "Weil ich Empathie zeigen kann?", fragte ich empört. "Du spinnst doch, Ava", sinnierte er, brach dann aber in schallendes Gelächter aus. "Selber!", lachte ich. Es war einfach zu ansteckend. Unser Lachen wurde wehemmt durch lautes Gegrölle unterbrochen.  Vier Männer, nicht viel älter als Elias und ich kamen auf uns zu. Ihre Aufmachung würde man auf gut Deutsch schlichtweg als Assi bezeichnen. "Oh nein.", hauchte Elias. Lykantrophen. Er wollte schon mit mir die Flucht ergreifen als sie uns etwas zu riefen. "Ey Alter, willst du die Süße nicht mit uns teilen?", rief einer von denen. Elias drehte sich um schob mich aber hinter sich. Seine Haltung war abwehrend. "Nein, ich teile ungern.", erwiderte er bloß. Sie waren nun nur noch ein paar Schritte von uns entfernt. Sie brachen alle in Gelächter aus. "Aber sie sieht aus als könnte sie etwas Spaß gebrauchen.", raunte der eine. Ich stöhnte genervt auf. Werwölfe waren so kurz vor ihrer Verwandlung unerträglich. "Lass uns gehen. So einen Scheiß müssen wir uns nicht geben", sagte ich für alle hörbar. Ich wollte Elias schon mit mir ziehen als sie anfingen bedrohlich zu Knurren. Sie umzingelten uns. "Wer hat dir erlaubt zu gehen, Püppchen?", fragte einer bedrohlich. Die würden wohl auf uns los gehen, wenn wir nicht schnellstens die Biege machten. "Ich mir selbst, du Spast", warf ich ihm entgegen. Durch Elias Körper ging ein Ruck. Na super du Leuchte. Reiz sie halt noch mehr. Ups. Naja zu spät und mal ehrlich: Vier Werwölfe waren nichts im Vergleich zu den Dingen gegen die ich schon gekämpft hatte. Als Antwort kam nur ein aggressives Knurren. "Du Schlampe, dir bringe ich noch Manieren bei.", sagte der den ich eben beleidigt hatte. Ich wollte gerade etwas darauf erwidern als Elias mich von hinten umklammert hielt. Seine  Hände hielten mir die Augen zu. Danach hörte ich ein dumpfes Aufprallen. Die anderen drei schrien erschrocken auf, eh sich ihre Wut durch lautes Knurren zeigte. Wieso waren die alle hinter mir? Drei weitere Körper fielen dumpf zu Boden und ich fragte mich was da eben passiert war. Elias nahm seine Hände von meinen Augen aber ehe ich Gelegenheit hatte etwas zu sehen wurde ich schon geschnappt und keine 10 Sekunden später fand ich mich vor unserem Haus wieder. Elias war mit mir bis hierher gerannt. Seine Haare durch den Wind zerzaust. "Was ist passiert?", fragte ich total verwirrt. Wieso hatte er mir die Augen zugehalten? Tot waren sie nicht. Ich konnte ihre Augen noch spüren. Also bloß bewusstlos. Elias antwortete nicht, sondern starrte mich nur an. Nein, er starrte an mir vorbei. Ängstlich drehte ich mich um, um zu sehen was er so anstarrte aber da war nichts. Bloß das geschlossene Hoftor zu unserem Grundstück. "Was ist? Warum starrst du so?", fragte ich immer noch verwirrt. "Sie ist hier.", sagte er und zog mich mit sich. In der Hofeinfahrt fragte ich ihn abermals was los sei aber er schwieg und zog mich weiter auf den Hof. Vor der Treppe, die zur Terrasse führte blieb er unvermittelt stehen. Ich lief volle Kanne gegen ihn. "Ey! Warum bleibst du stehen?", beschwerte ich mich. Er ging einen Schritt zurück um jemandem Platt zu machen und zog mich mit sich. Eine Frau mit schulterlangen, braun gelockten Haar stand auf der Treppe und war im Begriff zu gehen. Sie starrte Elias und mich mit einem geschockten Blick an, ganz so als könnte sie nicht glauben, dass wir echt waren. Aus irgendeinem Grund kam sie mir bekannt vor aber ich kam nicht darauf woher. Ich konnte nur zurück starren. Keiner sagte etwas und keiner bewegte sich. Die Zeit schien wie still zu stehen. Doch bevor das Schweigen unangenehm werden konnte unterbrach Zayn die Stille: "Da seid ihr ja wieder! Ich dachte schon ihr währt Tod, weil ihr gar nicht mehr wieder gekommen seid." Der Zorn der unterschwellig mitschwang war nicht zu überhören. "Wo wart ihr?", fragte Mama, die hinter der Frau stand. Sie klang auch nicht gerade begeistert. "Wir waren spazieren.", antwortete ich, da Elias sich noch immer nicht rührte. "Das ist Avalin. Meine Erstgeborene.", wandte Mama nun das Wort an die Brünette. Diese Worte versetzten meinen Herz einen Stich. Ich war ja nicht ihr Kind. Erst als man sie ansprach, schien sie aufzuwachen. Ihr Blick fokussierte mich, dann erschien ein zartes Lächeln auf ihren Lippen und sie setzte ihren Weg fort. Unten angekommen reichte sie mir die Hand. "Hallo, ich bin Niña. Freut mich dich kennen zu lernen.", sagte sie freundlich. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite", erwiderte ich und schüttelte ihre Hand. Himmel, warum sprach ich so hochgestochen?! Und ich war mir sicher mit dem Kopf eine Verbeugung angedeutet zu haben. Gott! Die fand das bestimmt komisch hoch zehn. Zu meinem Erstaunen wurde ihr Lächeln noch breiter und für den Bruchteil einer Sekunde erreichte es sogar kurz ihre Augen. Niña. Irgendwo hatte ich den Namen schon mal gehört aber wo? Auch Elias gab sie die Hand verabschiedete sich dann nochmal winkend von allen. Mama begleitete sie noch zur Tür. Selbst als sie schon längst weg war standen Elias und ich noch genau so da. "Kommt hoch oder wollt ihr da fest wachsen?", rief Mama nach uns. Elias zuckte zusammen und sah mich dann forschend an. Ich grübelte immer noch woher ich sie kannte. "Du siehst aus als wüsstest du nicht wem du da gerade die Hand gegeben hast", sagte er nachdenklich. Ich sah erschrocken zu ihm "Wieso? Wer ist Sie? Sie kommt mir so bekannt vor.", fragte ich nervös. Er brach in schallendes Gelächter aus. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, drehte er seinen Kopf mit einem Grinsen zu mir. Das war Herzogin Niña. Die Schwester deines Vaters. Deine Tante. Ach du heiliges Frickadellenbrötchen! Was zur Hölle wollte die hier?
Ich weiß es nicht aber sie wird dich sicher bald aufsuchen, sagte er mit einem Ton der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

The Planet Guardians - Mercury PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt