Kapitel 10

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Ich blickte wütend zum Pool und sah einen schuldig dreinblickenden Thomas Müller. „Sorry, das war nicht für dich, sondern für Manu. Du hast leider strategisch ungünstig gesessen. Nicht böse sein.“

Ich sagte einfach nichts und wandte mich wieder Manuel zu. „Ist er immer so?“

„Meistens. Er ist ein Kindskopf und nimmt halt alles meistens sehr locker. Mit ihm hat man viel Spaß.“

„Ich kenn ihn als Spaßvogel halt aus Videos oder Interviews bei Bayern.“

„Bist du denn Bayernfan?“, fragte er etwas überrascht. „Ich dachte ja eher Arsenal wegen Mes.“

„Özil ist zwar mein Lieblingsspieler, doch wenn man in München lebt ist man fast zwangsläufig Bayernfan. Ist schließlich der beste Verein der Welt.“

„Ihr kommt aus München?! Und das sagst du mir erst jetzt.“

„Wieso hätte ich dir das auch früher sagen sollen. Wir kennen uns doch kaum fünf Minuten.“

„Na gut. Und wer ist dein Lieblingsspieler bei Bayern?“

„Da hab ich keinen. Aber euch Nationalspieler finde ich alle nicht so schlecht.“

„Nicht so schlecht?! Was heißt hier nicht so schlecht“, fragte er halb empört.

„Das heißt ich finde euch auch toll, aber gegen Özil kommt halt keiner an. Tut mir leid“, meinte ich schulterzuckend.

„Ich glaube du brauchst dringend eine Abkühlung.“ Mit diesen Worten zog er mich an den Rand des Pools und schubste mich rein. Da ich mich aber an seinem Arm festklammerte, fiel er mit rein und wir landeten beide im Pool. Prustend tauchte ich wieder auf und setzte mich auf den Rand des Beckens. Als ich einen Blick zur Seite warf, stockte mit der Atem. Özil kam in Badeshorts den Weg zum Pool runter und er sah einfach unglaublich heiß aus. Ich konnte mein Blick nicht von seinem Sixpack abwenden versank in dem Anblick. Um mich herum nahm ich nichts wahr und fand mich auf einmal schon wieder unter Wasser. Das Déja-vu Gefühl war unvermeidbar, nur diesmal schaute mich Manuel etwas belustigt. Von Reue konnte ich nichts sehen.

„Ich dachte mir du bist mir bestimmt dankbar für diese kleine Abkühlung. Es wurde auf einmal sehr warm. Findest du nicht auch?!“

Ich schaute ihn böse an, zumindest war das mein Plan. Doch wenn ich wie ein begossener Pudel aussehe, wirkte das nicht so wie ich wollte. Er fing einfach nur laut an zu lachen und lenkte damit die ganze Aufmerksamkeit auf sich.

TH: „Was ist so lustig. Ich will auch mitlachen.“

MN: „Ach nichts. Amara hat nur einen guten Witz erzählt. Den will ich dir aber nicht erzählen.“

TH: „Und wieso nicht?“

MN: „Würdest du nicht verstehen. Anderes Thema. Wollen wir Wasservolleyball spielen. Thomas und ich wählen die Teams und ich fange an. Ich wähle Amara.“

TH: „Ich wollte sie aber in meinem Team haben. Und wieso fängst du eigentlich an?“

MN: „Ich bin Ältere und jetzt keine Widerworte mehr. Wähl endlich, ansonsten stehen wir morgen noch hier.“

TH: „Na gut, dann Basti.“

MN: „Mesut.“

Als Manuel seinen Namen sagte, guckte ich etwas geschockt. Das kann er mir doch nicht antun. Ich würde mich ja nicht mal konzentrieren können. Also es ist jetzt nicht so, dass ich in ihn verliebt bin aber wenn du deinem Lieblingsfußballer auf einmal so nah bist und mit ihm deine Freizeit verbringst dann ist das schon etwas seltsam. In seiner Gegenwart war ich halt eher schüchtern. Während ich meinen Gedanken nachhing hatten die beiden die Teams gewählt. Es waren jeweils fünf Spieler pro Team. Bei uns waren noch Roman und Julian. Thomas Team umfasste noch Mats, Marco und Mario. Isi wollte nicht mitspielen und legte sich auf eine Liege am Rand. Beide Teams hatten sich auf eine Seite des Pools begeben. Wir wollten anfangen zu spielen als Julian auffiel das wir keinen Ball hatten. Während er einen holen ging, gab es wieder eine Wasserschlacht aus der ich mich raushielt und mich in die Ecke stellte. Ich ließ mir die Sonne aufs Gesicht scheinen und wurde auf plötzlich angesprochen.

„Und wie gefällt es euch  bisher?“

Da ich die Augen geschlossen hatte sah ich das Gesicht nicht, doch diese Stimme würde ich überall erkennen. Innerlich explodierte ich, probierte mich dennoch nichts anmerken zu lassen.

„Echt gut. Das Hotel ist der hammer und die Gegend auch. Vielleicht etwas spät, aber Glückwunsch zum Gewinn des FA-Cups. War ja kaum zum Aushalten.“

„Danke. Hast du das Spiel geguckt?“, fragte er etwas überrascht.

„Ja klar. Wieso auch nicht.“

„Keine Ahnung. Aber schön, dass wir auch Fans in Deutschland haben. Ich glaub wir können jetzt anfangen zu spielen.“, meinte er mit Blick auf den zurückkommenden Julian.

Wir stellten uns auf und ich musste erstmal gaaanz tief durchatmen. Ein Blick zu Isi reichte dann und ich fing an zu grinsen. Er hatte mit mir gesprochen! Und ich mit ihm. Es war zwar nichts bedeutsames, jedoch ein Anfang. Auch Manuel grinste mich an und ich war im Moment einfach nur überglücklich. Da ich gedanklich abwesend war, bekam ich nicht mit wie der Ball auf mich zuflog. In meinem Team waren zum Glück zwei Torwarte und Roman sprang hoch und fing den Ball ab. Das war ein kleiner Weckruf für mich und ich fing an mich zu konzentrieren. Man merkte sehr schnell, dass die Jungs alle sehr ehrgeizig waren. Mit einem gewissen Spaßfaktor nahmen sie es sehr ernst und als der Ball direkt an Thomas Stirn landete, war er der Erste der danach anfing zu lachen. „Das letzte Einhorn ist wieder da“, meinte er nur trocken. Nach einem fragendem Blick meinerseits, folgte die Erklärung: „Nach einem Spiel hatte ich eine Beule auf der Stirn und in dem Interview danach sagte ich, dass ich mich damit ein bisschen wie das letzte Einhorn fühle.“

Ich musste etwas lachen und dann konnten wir das Spiel fortsetzten. Am Ende ging es unentschieden aus, was bestimmt der bestmögliche Ausgang war. Insgesamt war ich echt von der positiven Stimmung in der Mannschaft überrascht. Man merkte nichts von der Rivalität zwischen den Bayern- und Dortmund-Spielern, grade nach den Gewinn des DFB-Pokals für Bayern.  Was ich bisher in den paar Stunden erlebt hatte, war eine harmonische Mannschaft. Diese musste jetzt auch zu einer weiteren Trainingseinheit und während sich die Jungs auf ihre Zimmer begaben, blieben Isi und ich noch am nun leeren Pool.

M10 - München, London und der Rest der Welt  *On hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt