Eine Welt im Untergang
Sie saß an ihrem Lieblingsort. Im Wald. Umgeben von vielen winzigen Glühwürmchen die fröhlich umher flatternden. Ihr Summen glich einer wundervollen Melodie. Hier und da hörte man ein Reh durchs Gebüsch treten und einen Vogel abheben.
Die Mittagssonne färbte sich orange-rot und der Abend brach hinein. Celistin, das perlweiße Einhorn graste auf der kleinen Wiese.
Kathara beobachtete ihr wunderschönes Tier. Sie war nicht nur ein ständiger Begleiter sondern auch eine Seelenverwandte. Sie schien sie zu verstehen.
Wie Elijah. Ihr Freund. Ihr bester und abgesehen von Celistin einziger richtiger Freund. Manchmal wusste sie nicht was sie fühlte. Manchmal war es wie ein Traum wenn die beiden spazieren gingen, sie ihren Bogen und er seinen Dolch herausholten und sich gegenseitig Techniken beibrachten. Dabei wehte Kathara immer wieder ihr langes Haar ins Gesicht, das er mit einem Finger wegstrich.
Sie neckten sich oft und wenn Elijah und sie zusammen auf Celistin ritten legte sie ihren Kopf seine Schulter und wünschte es würde niemals enden. Doch die beiden hatten keine Zukunft. Die Sigrotus erobert das Tal und Kathara, Elijah und Himal waren abgesehen von den Königen die einzigen Krieger im Umkreis. Himal war der Ältere Bruder von Elijah.
Eine sanfte Brise huschte über Kathara's Gesicht und wehte ihr eine Strähne über ihren Mund. Der Abend war hereingebrochen. Sie musste zu ihrem Unterschlupf zurück dort war es sicher, sicher vor den brutalen Sigrotus aber etwas hinderte sie. Sie wollte diesen Platz nicht verlassen. Er war magisch.
Es ertönte ein leises Rascheln, Celistin hob den Kopf und Kathara griff nach ihrem Bogen, der achtlos im Gras lag. Sie sprang leichtfüßig auf und drückte sich gegen einen Baum. Jetzt war es so weit. Jetzt musste sie ihre Familie ehren. Bedacht holte sie einen Pfeil aus dem Köcher
und spannte den Bogen. Mit dem Fingern strich sie über das silbern, gespannte Einhornhaar und stellte sich, bereit zum Kampf fest auf den Boden. Ein weiteres Rascheln. Dann stille. Kathara sprang von ihrer Deckung ab und zielte in das Gesicht eines Jungen Mannes. Langsam ließ sie den Bogen sinken.
,, Elijah" sagte sie leise.
,, Kathara." Er öffnete die Arme und Kathara ließ sich in diese fallen.
,,Ich dachte du wärst ein Sigrotus, Elijah" nuschelte Kathara als sie sich wieder aufrichtete.
,, Nun wie du siehst bin ich es. Dein Freund und niemand anderes" sagte er lächelnd. Er wirkte anders als sonst. Nicht stark wie sonst, sondern eingeschüchtert, allein, traurig.
,,Was ist los, Elijah? Ist etwas mit Himal?"
Elijah schüttelte den Kopf.
Kathara legte ihre Hand auf seine Schulter und strich leicht über die wertvolle Kriegerrüstung.
,,Sie kommen" sagte er trocken.
Kathara schaute in sein Gesicht und Tränen stiegen in ihre Augen.
,,Aber ich kann das ohne dich nicht!" sagte sie verzweifelt.
,,Du musst." Elijah schaute ihr direkt in die Augen und Kathara sah etwas, was sie nie zuvor gesehen hatte. Blau. Ein blaues Feuer, klar wie Wasser, heiß wie Kohle brannte in seinen Augen.
,,Bitte nicht..." etwas kaltes schloss sich um ihr Herz. Der Schrei der Sigrotus.
,,Ich spüre sie." Kathara's Augen waren weit aufgerissen. Dann drangen sie vor. Blutrünstige Gestalten. Celistin wieherte verängstigt als ein Sigrotus sie am Schweif packte und mit seinen Krallen in ihr Fleisch schnitt. Es war eiskalte und unbändige Wut die Kathara's Herz zerbrach. Sie packte nach ihrem Bogen und schoss mit voller Kraft den Pfeil in das nicht vorhandene Herz der schrecklichen Kreatur. Elijah stieß einen Dolch in den Rachen des Untiers, das grausam kreischte und wie Asche zerfall. Celistin biss in das Ohr des brutalen Wesens und es sackte kreischend vor Schmerz in sich zusammen.
Stille. Die Stille vor dem Krieg war hereingebrochen. Kathara stand angewurzelt auf dem Boden und betrachtete ihr blutendes Tier. ,,Bitte-nicht" sagte sie zitternd. Elijah ging rasch auf das Tier zu und füllte mit einer blauen Salbe die Wunden. Jeder im Tal sollte so eine Salbe mit sich führen seit dem Dunkelheit über die Wälder herrschte. Dann schloss er Kathara in eine feste Umarmung.
,,Die Welt ist im Untergang" flüstert er.
Kathara löste sich von ihm. Sie blickte in diese wundervollen Augen.
Sie kannte ihn so nicht. Er war ein aufstrebender Mensch. Glücklich und positiv. Nett und hilfsbereit.
Ein Prinz. Der Prinz des Tales, Sohn von König und Königin. Und nun fanden die beiden sich hier wieder, in ihren Armen. Und hielten sich fest damit die Welt nicht unterging.
,,Die Welt war schon immer im Untergang" sagte Kathara.
,,Und das wussten wir schon immer. So wie deine Eltern. Und sie haben alles gemacht was sie konnten." Elijah strich mit seinem Daumen über ihre Wange und lächelte sie traurig an.
Celistin schlief unter ihnen.
Es war surreal. Einfach komplett surreal.
Sie hatte die Kraft des Vorhersehens. Ein Stück in die Zukunft zu schauen. Er war intelligenter als das komplette Tal zusammen.
,,Elijah- bitte gib jetzt nicht auf. Nicht jetzt" sagte sie aufdringlich.
,,Und wann sollen wir aufgeben?" fragte er leise.
Ihre Augen verbanden sich.
,,Nie." Dann lagen seine Lippen auf ihren. Ihre Lippen auf seinen. Es war weniger als eine Sekunde aber es war wunderschön. Ein leises Knistern brach bei diesem Kuss aus, er war voller Emotion, und voller Gedanken.
Dann war ein stechender Schmerz in Kathara's Schulter zu spüren und warmes Blut tropfte auf ihren makellosen Arm.
Elijah schaute sie erschrocken an, bevor er realisierte was da geschah.
So durften die beiden nicht enden.
Nie aufgeben.
Sein Dolch blitzte im Mondschein auf.
Silber traf auf Grau. Aus Grau entstand Rot.
Die verunreinigte Haut des Sigrotus brach auf und das Blut tropfte hinunter auf das Gras, so das dieses verwelkte.
Mit tränenverschmiertem Gesicht und einen rebellischen Ausdruck in den türkisen Augen, sprengte Kathara los, dicht gefolgt von Elijah. Es war wie ein Band, was sie verband, wie ein Gedanke der den Feind tötete und die Unwissenheit zwischen den beiden der ihnen den Sieg sicherte.
Die Schuld war größer als die Angst vorm Tod.
Würden sie scheitern, würden alle sterben. Eine falsche Bewegung und das Tal wäre dem Untergang geweiht.
Doch wer wenn nicht sie?
Doch wer wenn nicht so?
Doch wann wenn nicht jetzt?
Es war der Zeitpunkt die Welt zu retten, so surreal das klingen mochte. Es war an der Zeit die Legende zu verwirklichen und Heldentaten nachzumachen.
Einen nach dem anderen ließen sie im eigenen Blut verrecken.
Sie kamen an einer Waldlichtung an.
Es war düster, düsterer als im Wald, erschreckender als die Wesen zuvor.
Von einem großen Fels vor ihnen ging eine purpurne Farbe aus. Sie war nicht warm so wie man es sich denken konnte. Sie war kalt. Kalt und grell.
,,Du weißt was das ist" sagte Elijah.
Kathara schluckte.
,,Ihr Oberhaupt."
Celistin war aufgewacht und ihrer Spur, ihrem Geruch gefolgt.
Traurig streichelte Kathara ihr übers nicht mehr ganz so weiche und weiße Fell.
,,Meine Eltern haben es verlangt." sagte Elijah ruhig.
,,Sie ist das einzige Einhorn!" brach es aus Kathara vor.
,,Genau. Deshalb müssen wir es jetzt machen bevor Celistin stirbt."
,,Du bist grausam!" entgegnet Kathara erschrocken.
Bevor Elijah darauf etwas erwidern konnte
leckte Celistin leicht Kathara's Hand ab.
Sie blickte abrupt zur ihrem Tier und sah wie es mit dem Kopf auf und ab wippte.
Verständnislos blickte Kathara sie an.
Dann trabte Celistin langsam auf den Stein zu. Kathara warf sich sofort nach vorne doch Elijah hielt sie am Bauch fest und zog sie zurück. Erschrocken beobachtete Kathara wie das Einhorn willig auf den Fels zu schritt und ihr Bein am Stein abkratzte.
,,Woher weiß sie das? Woher weiß - Celistin das wir ihr Blut brauchen?-" sagte Elijah versteinert.
Kathara reagierte nicht. Dann floss eine silberne, dicke Flüssigkeit Celistin's Bein hinunter.
,,Nein-"flüstert Kathara
Sie wusste was passieren würde. Der ganze Stein mitsamt Celistin würde in die Luft fliegen.
Elijah hielt sie immer noch stark; aber sanft fest.
,,Du gabst meinen Eltern das Wort."
Celistin humpelte auf den Stein zu. Solche Wesen hielten es nicht lange mit Verletzungen aus.
Sie warf ihren Kopf zurück. Ihr Blick traf Kathara's. Es lag so viel Mitleid, so viel liebe drinnen.
Dann passierte es: Celistin hielt ihren Fuß an das kalte Licht, Kathara riss sich von Elijah los, und wurde von der Explosion zurück geschleudert.
Ein Stein schnitt sie im Gesicht und Arm, doch sie rappelt sich auf und rief durch den Raum immer und immer wieder nach ihrem Einhorn.
Elijah war auf den Boden gefallen, dich nach einigen Sekunde stand er auf, ergriff Kathara's Hand und ging langsam auf den Trümmer Haufen zu.
Der Rauch brannte in ihren Augen, die Wunden blutenden doch Kathara wollte nur zu dem weißen Fleck in der Asche.
Nur so etwas reines, unschuldiges konnte das Böse bekämpfen.
Da lag sie. Celistin. Die weiße Mähne über der Schnauze, das weiße Fell geschwärzt vom Ruß.
Das Horn mit Macken, im Kristall...
Kathara schluchzte laut auf. Sie vergaß vollkommen das jetzt alles vorbei war. Sie hatten gesiegt. Gesiegt über die Sigrotus.
Die Dunkelheit war bekämpft.
Doch wie sollte sie glücklich sein wenn ihre Sonne tot am Boden lag?
Sie spürte wie das Graß am Boden zu wachsen begann und die Nacht freundlicher wurde.
Doch sie kniete an dem einzigen Einhorn was noch übrig war.
Ihre Tränen tropfen auf die Hufe, und sie streichelt mit der Hand über ihren Nacken.
,,Wach doch auf...Celistin- wach doch auf..." wiederholte Kathara immer wieder, doch Celistin blieb regungslos.
Elijah zog sie am Arm hoch.
,,Sie wacht nicht mehr auf." Auch er hatte einige Tränen in den Augen.
Dies aus seinem Mund zu hören war schrecklicher als alles was heute durchgemacht hatte. Ihrem Mund entwichen laute Schluchzer.
Elijah legte einen Arm um sie und kehrte Celistin den Rücken zu.
Sie waren schon fast an der Grenze der Waldlichtung angekommen als sie ein Streifen hörten.
Kathara drehte sich um.
,,Celistin?"flüsterte sie.
Ein blaues Auge blitzte ihr entgegen.
,,Celistin!" Sie brauchte sich nicht aus Elijah Arme zu reißen. Er war schon zu Celistin hingelaufen.
Sofort untersuchte er sie, maß ihren Blutdruck und rieb Salbe auf ihre Wunden.
Kathara ließ sie nicht mehr los so sehr umklammerte sie Celistin.
Kathara und Elijah hievten Celistin hoch.
Vorsichtig setzte sie das eine Bein vors andere. Beim ersten mal knickte sie sofort um. Doch mit einer Schiene aus Blattwerk, die Elijah für sie gemacht hatte kamen sie gut voran.
Der Mond schien auf den Weg, alles schien glücklich, wie geheilt.
Celistin trabte voran.
Kathara blieb stehen. Elijah tat es ihr gleich.
,,Weiß du was du heute geschafft hast?" sagte Kathara lächelnd.
,,Du meinst was wir geschafft haben? Du, Celistin und ich? Derer bin ich mir bewusst."
Elijah zog Kathara an sich ran. Nicht bedrängenden sondern sanft.
Kathara umfasste seine warmen Wangen und er drückte seine Lippen auf ihre.
Das zweite mal in dieser Nacht.
In dieser magischen Sommernacht.
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