Pfauenauge

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Mit einer Hand streife ich durch meine Braids, während ich mitten auf dem grob gepflasterten Pfad stehen bleibe

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Mit einer Hand streife ich durch meine Braids, während ich mitten auf dem grob gepflasterten Pfad stehen bleibe. Der Feenglimmer kratzt mir noch immer im Hals und verleiht meinem Körper eine angenehme Leichtigkeit, doch die Wahnvorstellungen, die er hervorruft, sollten schon längst verflogen sein ... Wieso also huscht ein leuchtender Punkt zwischen unseren Zelten hindurch? Bläulich schimmert dieser Lichtfleck, der immer weiter über die Wiese in die Ferne schwebt.

Ist das nicht ... Ich taste meine Hosentaschen ab, dabei habe ich es doch zurückgegeben, noch bevor wir zur nächsten Bühne weitergegangen sind. Wurde es Alex geklaut? Das wäre ja nicht das erste Mal, dass sie mit einem wertvollen Ding prahlt und es dann plötzlich verschwindet ... Mein Herz macht einen Satz, eiskalt erfasst mich die blanke Panik und schnürt meinen Hals zu.

Ich muss die Ruhe bewahren. Es muss nicht gleich das sein, wonach es aussieht. Was ist, wenn ich mich einfach nur versehen habe und die Person dort hinten nur von einer Fee begleitet wird ... einer blauen ... die flackert. Nein, das Licht sieht genauso aus wie ... Eilig werfe ich einen Blick über meine Schulter, doch meine Freunde sind mir nicht gefolgt, der Bass dröhnt ihnen wohl immer noch in den Ohren und berauscht ihr Blut. Noch einmal findet mein Blick das Licht, das mir doch so bekannt vorkommt. Es leuchtet so wie das Pfauenauge, das Alex heute stolz in unserem Zelt ausgepackt hat. Natürlich wurde es ihr anvertraut und nicht jemandem Gewissenhafteres, doch so ist das nun mal, wenn man die Tochter unseres Oberhauptes ist.

Dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass das Pfauenauge nun davon schwebt, anstatt wie vorhin an ihrer Hüfte zu baumeln.

Ohne weiter Zeit zu verschwenden, laufe ich dem Wesen hinterher, das den Kristall gestohlen hat und sich mit ihm gemächlich auf die Grenze des Festivalgeländes zubewegt.

„Bleib stehen!", brülle ich. Das Adrenalin schießt durch meine Adern, während ein Kribbeln unter meine Haut fährt. Jetzt ist nun wirklich der falsche Zeitpunkt dafür. Doch das ist den ersten Federn egal, die vor Aufregung aus meiner Haut schießen. Der Dieb beschleunigt sein Tempo, doch sieht sich nicht um.

„Hey du!", ruft die unverkennbare Stimme eines Nixens hinter mir, die ich an diesem Abend schon viel zu oft gehört habe.

Ich verdrehe die Augen und renne weiter. Zwischen meinen Schulterblättern kitzelt das erste Federbüschel. Stechend bohren die Schwungfedern sich durch meine Haut, breiten sich braun gefärbt auf den Armen aus.

„Halte doch an!" Fest umgreift der Nixen meinen Oberarm. Mit einem Ruck bleibe ich stehen, werfe einen letzten Blick auf den Dieb, bevor dieser hinter dem nächsten türkisfarbenen Zelt verschwindet. Währenddessen streichelt der Dummkopf über meinen fleckig befiederten Oberarm.

„Habe ich dir nicht gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst?", fauche ich ihn an und ein Bündel Federn schießt in meinem Nacken hervor. Das Blut rast durch meine Adern, während ich den Kerl noch einmal genauer betrachte. Eine prächtig gemusterte Pfauenfeder steckt in seinem welligen Haar, dessen obere Hälfte zu einem dicken mit Perlen und Ringen geschmückten Zopf geflochten ist. Die Feder lässt mein Herz schneller schlagen, doch nicht aus dem üblichen Grund steigt das Blut in meinen Kopf. Der Anblick eines Menschen-Mischlings mit einer Feder meiner Art im Haar ist grotesk. Eine Beleidigung für mein Volk.

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