Lieder für Rosie

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Sie trug einen Kranz aus Flieder, Kamille und Schleierkraut

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Sie trug einen Kranz aus Flieder, Kamille und Schleierkraut. Die Blüten hoben sich in strahlenden Farben vor ihrem Haar und dem weinroten Rock ab, der ihre Knöchel umspielte. Geflochtene, von Blumen und Blättern durchbrochene Strähnen warfen Schimmer aus verschiedenen Winkeln, glänzend wie Gold. Das lange, ebenholzfarbene Haar fiel in sanften Wellen bis zu ihrer Taille hinunter. Wann immer sie die Stirn runzelte, kräuselte sich die spitze Nase mit. Die schlanken Hände hatte sie in den Schoß gelegt und sie schlossen sich bisweilen zu lockeren Fäusten, wenn sie zu einem höheren Ton anhob. Die Melodie, die ihre Lippen verließ, verschmolz mit den Klängen der Naraline, die der junge Barde an ihrer Seite spielte. Sie war eine Träumerin. Mattys sah das in jeder ihrer Bewegungen, hörte es in jeder Note, die ihr über die Lippen kam. Eine Stimme wie die ihre glich einem Bann, brachte sein Herz zum Erbeben, sandte Schauer seinen Rücken herab. Sie war ein Glas Honig nach Wochen des Hungers, eine warme Umarmung nach einem Jahr bitterer Kälte. Sie war ein Sonnenstrahl nach einem Jahr voller Dunkelheit.

Sie hieß Rosalen Canaid. Und skog, er war so verflucht verliebt in sie.

Mattys hätte das natürlich niemals so offen gesagt. Sie hatten sich zwar stets gut verstanden und überhaupt war er sicher nicht auf den Mund gefallen – aber in ihrem Angesicht bekam er die Worte nur schlecht über die Lippen. Womöglich lag es daran, dass sie so wunderbar war. So witzig und liebenswert und charmant, dass er glaubte, sie würde bloß Mitleid mit ihm haben, wenn er ihr gestand, wie fantastisch er sie fand. Dass sie ihn nur mitfühlend anlächeln würde, ihn, der ihren Auftritten vom Zelt der Heiler aus zusah und vom Bardenleben bloß träumte.

Wahrscheinlich war es so. Rosalen Canaid war unerreichbar für jemanden wie ihn. Aber Mattys wollte diesen Gedanken nicht, deswegen schob er all das lieber auf den arroganten Kerl an ihrer Seite.

»Was ist das überhaupt für ein Name, Aran Trahans«, murmelte Mattys, der im Zelt der Heiler am Boden saß und wütend mit einem Stößel in einer Holzschale mörserte. Aus seiner Position konnte man Rosie und ihre Begleitung nur von der Seite sehen, doch der Wind trug ihre Stimme klar bis zu ihnen herüber.

Svenya lehnte an einem Zeltpflock und knabberte an einer Dörrwurst. Mollie, die neben Mattys saß und die Pfoten über sein Bein gelegt hatte, verfolgte jede ihrer Bewegungen aufmerksam. »Ich dachte, der heißt Trahaus. Ist ein traditioneller eshwener Bardenname. Sind überall in der Welt verteilt, diese Trahaus-Leute, und sie sollen alle fabelhaft aussehen.«

»Von mir aus kann der heißen und aussehen, wie er will«, brummte Mattys und bearbeitete die Kräuter mit dem Stößel. Sein Handgelenk ermüdete bereits. »Ist mir voll egal. Er ist mir voll egal.«

»Sicher. So klingst du.« Svenya lachte. »Guck mal, die Vorstellung ist vorüber. Hm, Rosie lässt diesen Aran aber ganz schön links liegen, find ich. Sie geht direkt runter, er muss ihr richtig hinterherrennen. Weißt du, sie schaut die ganze Zeit hierher.«

Mattys runzelte die Stirn. Während Aran Soundso das Gespräch mit Rosie suchte und sie ihm mäßig interessiert lauschte, huschten ihre dunklen Augen tatsächlich immer wieder zum Heilerzelt herüber.

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