Entnervt holte ich mein Handy nun schon zum ungefähr zehnten Mal aus meiner Jackentasche heraus, nur um zu schauen, wie viele Minuten seit dem letzten Mal, als ich darauf geschaut hatte, vergangen waren.
Jetzt stand ich hier schon eine halbe Stunde herum und wartete. Und auf wen? Auf meine beste Freundin, die mich hier stehen ließ, wie bestellt und nicht abgeholt.
Und das, obwohl sie mit mir über "DAS Thema aller Themen" sprechen wollte, wie sie es immer nannte.
Gerade als ich mein Handy wieder einstecken wollte, klingelte es jedoch und ein mir sehr bekannter Name tauchte auf dem Display auf.
Mit grimmiger Miene nahm ich den Anruf entgegen und ließ meiner Wut freien Lauf.
"Sag mal Antonia, wir haben uns vor einer halben Stunde hier bei "Cathy's" verabredet! Wo bist du?! Ich stehe hier die ganze Zeit vor dem Café rum und du kommst einfach nicht! Du hättest wenigstens absagen können!"
Diese Standpauke brüllte ich so laut in mein Handy, dass alle, die an mir vorbeikamen, mir tadelnde Blicke zuwarfen. Auch Cathy, die Besitzerin von meinem und Antonias Lieblingscafés blickte argwöhnisch zu mir hinüber, während sie die Gäste in dem kleinen Garten vor dem Café bediente.
Daraufhin senkte ich meine Stimme ein wenig. Ich wollte mir keinen Ärger von ihr einfangen oder im schlimmsten Fall gar ein Hausverbot für das Café kassieren.
"Hey, das tut mir echt leid Lori, aber du musst sofort zu mir kommen! Ich hab die besten Neuigkeiten der Welt, du wirst sehen, danach wirst du gar nicht mehr böse sein!"
Ich knirschte ungehalten mit den Zähnen.
Zuerst ließ sie mich einfach eine halbe Stunde lang ohne irgendeine Nachricht warten und jetzt wollte sie, dass ich mich auch noch zu ihr bemühte, um von irgendeiner tollen Neuigkeit zu erfahren, die dann vermutlich gar nicht so toll sein würde.
"Sag nichts!",fügte Toni hastig hinzu.
"Ich weiß, du bist gerade stinksauer auf mich, aber das musst du dir einfach anhören! Und nein, das kann ich dir nicht am Telefon erzählen, das muss ich dir persönlich sagen."
"Ich bin mehr als nur stinksauer, ich bin richtig wütend, verdammt!", schrie ich zurück.
Ich hämmerte auf die Anruf-beenden-Taste und machte mich stampfend auf den Weg zu Toni.
'Die würde heute noch was erleben!' ,schwor ich mir.Als ich in das Zimmer meiner besten Freundin trat, begrüßte sie mich mit einem Lächeln und sprang vom Bett auf, um mich zu umarmen.
So ein Mist! Wenn sie mit dieser Nummer ankam, konnte ich einfach nicht mehr böse auf sie sein. Das wusste sie auch ganz genau! Sie kannte mich eben viel zu gut!
"Also, was wolltest du mir denn so tolles erzählen?",brummte ich mit bemüht unbeeindruckt klingender Stimme.
"Du wirst es nicht glauben, aber ich hab Karten für das Konzert von Mason Lasendos bekommen! Oh mein Gott, heute ist einfach der beste Tag meines Lebens!"
Mason Lasendos?! Er war so ziemlich einer der berühmtesten Popsänger unserer Zeit und schon seit Jahren eines von Tonis Idolen. Sie war regelrecht verrückt nach diesem Typen, was ich eigentlich nicht so gut nachvollziehen konnte. Ja, vielleicht sah er ganz süß aus und sang supergut, aber die meisten berühmten Leute waren ja doch nur reiche Schnösel, die glaubten, sich alles erlauben zu dürfen.
Doch das sah die liebe Toni ganz anders. Sie stand vor einem riesigen Poster, das fast die gesamte Wand einnahm und strich verträumt mit ihren Fingern darüber.
"Schau ihn dir doch an, Lori! Er ist sooooooo süß!"
Ich verdrehte nur genervt die Augen. Ich hatte ihn mir schon zur Genüge angeschaut und wusste so gut wie alles über ihn, da Toni, wenn sie das Thema einmal anschnitt, überhaupt nicht mehr aufhören konnte zu plappern.
Ich hatte schon vor langer Zeit aufgegeben, sie dann daran zu erinnern, dass ich ja auch noch da war und mir das alles anhören musste.
"Und weißt du was, Lori? Das Beste hab ich dir noch gar nicht erzählt!", fuhr sie inzwischen aufgeregt fort.
"Prinz Liam wird auch da sein! Ist das nicht toll?!"
Oh mein Gott! Noch so ein Idol! Prinz Liam war Kronprinz von unserem Land Nouwland. Er sah, zugegebenermaßen, ziemlich gut aus und war ungefähr in unserem Alter.
Und ja, obwohl Toni und ich bereits 17 waren, träumte sie noch immer den Traum einmal Prinzessin zu werden und unseren lieben Prinz Liam zu heiraten. Manchmal fand ich sie einfach nur kindisch!
"Wow, ist ja fantastisch!",gab ich eher weniger begeistert zurück.
"Findet das deine Mutter denn auch so toll, wenn sie da mit dir hingehen muss?",fügte ich grinsend hinzu.
"Meine Mutter? Quatsch! DU wirst mit mir hingehen Lorena! Dafür hat man doch beste Freundinnen!".
Sie zog verschwörerisch die Augenbrauen hoch und grinste mich an.
ICH?! Verständnislos starrte ich Toni an. Hatte ich das richtig gehört? Eigentlich wusste sie ganz genau, was ich von ihren Idolen hielt und dann wollte sie mich auf so ein bescheuertes Konzert von einem Sänger schleppen, wo dann auch noch irgendwo der Prinz herumlungerte?!
Außerdem, ein Konzert? Ich war schon seit Jahren auf keinem mehr gewesen, aber meine guten Erfahrungen diesbezüglich hielten sich wahrlich in Grenzen.
Bei meinem ersten Konzert hatte mich jemand umgerempelt und ich musste von der Rettung abgeholt werden, da ich meinen Knöchel danach stark angeschwollen war.
Gott sei Dank war er nur verstaucht gewesen, aber eine schöne Erfahrung war es trotzdem nicht.
Und bei einem anderen Konzert war es so laut gewesen, dass ich mir die ganze Zeit die Ohren zuhalten musste und die Musik so gut wie gar nicht genießen konnte. Aus diesen Gründen hielt sich meine Begeisterung, wie schon gesagt, in Grenzen.
"Ich soll mitkommen?! Du weißt, dass ich bisher sehr schlechte Erfahrungen mit Konzerten gemacht habe! Außerdem will ich mir nicht stundenlang dein Gequatsche über deine ach so tollen Superhelden anhören!"
"Hey Lori, bitte verdirb mir den Tag nicht! Du musst einfach mitkommen, ich mach alles, was du willst, aber bitte, bitte, bitte geh mit mir dahin!"
Sie bettelte und flehte und irgendwann konnte ich gar nicht mehr anders als zuzustimmen.
Warum ließ ich mich nur immer zu so etwas überreden?
"Und wann gehen wir dahin?",wollte ich noch wissen, weil mir gerade ganz nebenbei aufgefallen war, dass ich das ja noch gar nicht wusste.
Vielleicht konnte ich mich ja so noch herausreden und einfach sagen, ich hätte schon etwas vor. Diesen Gedanken verwarf ich jedoch gleich wieder, denn als meine beste Freundin hätte mich Toni sicherlich sofort durchschaut.
"Wir gehen genau heute in einer Woche!",verkündete sie gerade feierlich.
"In einer Woche schon?!".
Na das konnte ja heiter werden!
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Wie hat euch der Prolog gefallen?
Soll die Geschichte weiter gehen? 💖🤔
Hab euch lieb! 😘🌹
~L. 💖
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Between Crown and Spotlights #WaveAward2019
Romance"Er oder ich. Du musst dich entscheiden, Lorena. Aber beeil dich, ich weiß nicht, wie lange ich das alles noch aushalte." In Lorenas Leben gibt es Entscheidungen über Entscheidungen, doch noch nie war eine von ihnen so schwierig wie diese. Liebe? Fr...