Kapitel 5

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"Sag mal was hast du denn die ganze Zeit gemacht? Ich habe gefühlt eine Ewigkeit auf dich gewartet!"

Toni starrte mich sauer an, als ich endlich aus dem Gebäude trat und auf sie zu lief.

"Sorry, meine Mutter hat mich angerufen und es gibt zu Hause ein kleines Problem, sie hat gesagt ich soll möglichst schnell nach Hause kommen. Tut mir echt leid Toni. Wirklich. Aber wir müssen uns jetzt echt beeilen. Komm wir brauchen ein Taxi."

Sie schnaubte, lief mir aber ohne ein weiteres Wort hinterher.

Die ganze Fahrt über sprachen wir kein Wort miteinander. Vor meinem Haus hielt das Taxi und ich verabschiedete mich. Schnell umarmte ich meine beste Freundin und flüsterte ihr noch ein "Ich schreib dir dann!" zu.

Als ich gerade nach dem Türknauf unserer Haustüre greifen wollte, wurde diese schon aufgerissen und meine Tante schob mich hektisch ins Haus hinein.

"Hey Schwesterherz! Lange nicht mehr gesehen, du hast dich nicht mal von mir verabschiedet, als du gegangen bist!"

Mein großer Bruder lehnte am Türrahmen und zog eine Schnute.

Unglaublich! Dieser Typ war 23!
Und wie benahm er sich? Wie 5!

"Hey, Adrien", erwiderte ich nur kurz und ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer.

Dort waren schon alle beim Sofa versammelt: Mum, Tante Vera, Mason und sogar unser Hund Simba war da.  Ich nahm neben meiner völlig aufgelösten Mutter Platz und umarmte sie kurz.

Kurz darauf gesellte sich auch Adrien zu uns.

"Also....."

Meine Tante begann nervös zu sprechen und schien jedes ihrer Worte genauestens zu überdenken, bevor sie es aussprach.

"Ich weiß, das wird für euch alle jetzt schwierig zu verstehen sein. Ich bitte euch nur darum uns zuzuhören und uns zuerst rechtfertigen zu dürfen. Bitte versucht auch uns zu verstehen, es war ebenfalls nicht leicht für uns, das alles vor euch zu verheimlichen. Aber irgendwann müsst ihr es erfahren und das war uns auch klar, aber wir haben nicht damit gerechnet, dass es so plötzlich sein würde. Aber ich denke, jetzt ist der Moment gekommen um die Wahrheit zu sagen und ihr habt ein Recht darauf, es zu erfahren."

"Warte mal, wen meinst du überhaupt mit uns?", unterbrach mein Bruder meine Tante.

Meine Tante blickte zu meiner Mutter, die den Tränen nahe schien.

"Es-es tut mir leid, Adrien... Ich wollte nicht-"

"Du weißt es also auch."

Mein Bruder fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, bevor er sich zurück lehnte und tief durchatmete.

"Lass es uns erklären", meinte meine Tante. "Du weißt doch noch gar nicht, worum es überhaupt geht."

Mein Bruder erwiderte nichts und gab somit meiner Tante die Erlaubnis fortzufahren.

"Mason, es begann alles damit, als du auf die Welt kamst. Du.. du wurdest im Schloss geboren... und... d-deine Mutter ist-"

"Moment mal, soll das heißen du bist nicht meine Mutter?!"

Mason war aufgestanden und hatte seine Hände zu Fäusten geballt.

Meine Tante senkte den Kopf und sagte leise: "Nein Mason, das bin ich nicht. Es tut mir so leid."

Als sie ihren Kopf wieder hob, hatte sie Tränen in den Augen.

Mason starrte sie einfach nur an, bevor er dich mit einem ausdruckslos Gesicht wieder auf das Sofa fallen ließ.

"Du bist der Sohn des Königs."

Ich atmete scharf ein. Wie bitte?! Mason Lasendos, der berühmte Sänger und Mädchenschwarm, war der Sohn des Königs?!

"Dein Vater hatte eine Affäre mit einer reichen Geschäftsfrau. Deiner Mutter. Er erfuhr erst sehr spät, dass sie mit dir schwanger war und natürlich durfte das nicht an die Öffentlichkeit geraten. Deine Mutter ist kurz nach deiner Geburt aus dem Schloss geflohen. Ich denke ihr wurde einfach alles zu viel. Sie hat dich da gelassen. Du bräuchtest jemanden, der sich um dich kümmert. Ich habe dich aufgenommen, ich hatte dich vom ersten Moment an lieb gewonnen."

Eine Träne rann ihre Wange herunter. Trotzdem hörte sie nicht auf zu erzählen.

"Wie du weißt haben die Königin und der König auch ein Kind zusammen. Prinz Liam. Er ist dein Halbbruder. Er ist fast eineinhalb Jahre älter als du, also fast 21. Nachdem er auf die Welt kam, war das Verhältnis des Königspaares stark geschädigt. Das ist es eigentlich bis heute, nur weiß niemand davon. Sie hatten danach beide Affären, die jedoch nie an die Öffentlichkeit gelangten. Eine davon war deine Mutter."

Es entstand eine kurze Pause, in der völlige Stille herrschte. Niemand sagte etwas. Schließlich ergriff meine Mutter dann das Wort.

"Wir waren zu dieser Zeit sehr eng mit beiden befreundet und mussten zusehen, wie sie sich immer weiter von einander entfernten. Das war natürlich auch für uns nicht leicht. Vera nahm Mason dann auf. Das gefiel der Königin natürlich gar nicht und sie brach den Kontakt zu uns völlig ab. Auch der Kontakt zum König wurde immer weniger, bis er sich irgendwann gar nicht mehr meldete. Am Anfang habe ich Vera noch sehr viel mit Mason geholfen, aber dann wurde ich selber zum zweiten Mal schwanger und Vera hat Steven kennengelernt und ihn geheiratet."

Na toll. Das hieß, auch mein Onkel musste von der ganzen Sache wissen. Wie hatten sie uns das nur allen verheimlichen können?

"Und warum habt ihr uns das alles nie erzählt?", fragte Adrien sichtlich aufgelöst.

"Wir wollten euch nicht damit belasten, es ist ja schließlich nicht eure Schuld, dass alles so gekommen ist."

"Wer ist meine Mutter?"

Mason's Stimme war monoton und er schaute stur geradeaus. Er weigerte sich irgendjemanden anzuschauen.

Obwohl ich ihn nicht sonderlich mochte nach dem Gespräch, das wir geführt hatten, hatte ich dennoch Mitleid mit ihm.

Es war doch schrecklich wie aus dem Nichts zu erfahren, dass die Menschen, die man sein Leben lang für seine Eltern gehalten hatte, nicht seine Eltern waren, sondern irgendwelche wildfremden Menschen, die man überhaupt nicht kannte.

"Mason-"

"Beantworte meine Frage. Wenn sie eine reiche Geschäftsrau ist oder war, kennt man ihren Namen doch sicher. Außerdem kannte du sie doch persönlich, also musst du ihren Namen wissen."

"Cora O'Brien. Sie heißt Cora O'Brien", antwortete meine Tante mit einem Seufzer.

Cora O'Brien? Dieser Name kam mir wirklich bekannt vor. Sie war wohl eine wirklich sehr reiche Geschäftsfrau.

In diesem Moment viel mir noch etwas ein.

"Warte, wie kann Mason im Nachnamen denn Lasendos heißen, wenn du doch Curling heißt?", fragte ich meine Tante.

Sie lächelte.

"Er heißt nicht Lasendos. Das ist sein Künstlername. Er heißt Mason Curling. Eigentlich."

Oh. Hätte ich mir doch denken können, oder?

"Naja, wir sollten den König informieren, Mason hat schließlich ein Recht darauf, seinen echten Vater kennenzulernen. Aber für heute war das glaube ich genug Aufregung. Wir sollten nach Hause fahren. Ich melde mich bei dir Aliza, wenn es Neuigkeiten gibt."

Diese Worte richtete sie noch an meine Mutter und umarmte sie.

Dann verließen Mason und Tante Vera das Haus und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.

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Und, was sagt ihr dazu?? Erstaunt?
😜💖

Wie wird die ganze Sache wohl weitergehen?

Auf dem Bild oben seht ihr übrigens Adrien! 💕😉

Hab euch lieb! 😘🌹

~L. 💖

Between Crown and Spotlights #WaveAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt