Kapitel 1

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Mit kritischem Blick betrachtete ich mich in dem großen Spiegel an meiner Schranktüre.

War dieses Outfit dem Anlass gerecht?

Ich wollte mich auf keinen Fall blamieren, ich wollte ein Konzert hinter mich bringen ohne zu sehr aufzufallen oder mich zu verletzen. Nur dieses eine Mal. Heute wollte ich mich nicht lächerlich machen!

Mein sorgfältig ausgewähltes Outfit bestand aus einem dunkelblauen, glitzernden T-Shirt und einem schwarzen Faltenrock, der mir nicht einmal bis zu den Knien reichte. Ich überlegte schon die ganze Zeit fieberhaft, ob ich mich so wirklich dort blicken lassen konnte, oder ob ich doch lieber einfach eine schwarze Hose anziehen sollte.

Naja, immerhin trug ich ja eine hautfarbene Strumpfhose darunter, die mir allerdings nicht viel helfen würde, wenn der Rock einmal etwas zu viel preisgäbe.

Des Weiteren hatte ich mich für schwarze Boots entschieden, da ich hohe Schuhe vermeiden wollte. Ich trug diese wirklich nur, wenn ich förmlich dazu gezwungen wurde, weil ich riesige Probleme hatte in diesen Mörderschuhen zu laufen.

Meine Haare hatte ich entschieden offen zu lassen. Ich mochte meine Haare so, wie sie waren und außerdem hatte ich keine Zeit und Lust mehr irgendeine komplizierte Frisur auszuprobieren, die bei meinem Talent sowieso nicht sonderlich gut ausgesehen hätte.

Meine Haare waren hellbraun mit einem ganz leichten Rotstich, oder besser gesagt Kupfer, wie ich es immer nannte. Ich hatte keine richtigen Locken, aber meine ellenbogenlangen Haare waren leicht gewellt. Das mochte ich sehr gerne. Eigentlich mochte ich meine Haare insgesamt sehr gerne, es nervte nur manchmal, wenn mir meine Stirnfransen ins Gesicht fielen, aber auch die mochte ich eigentlich.

Konzentriert beendete ich soeben die letzten Details meines Make-ups und beäugte abermals kritisch mein Spiegelbild.

Es starrte mit meinen braunen Augen zurück.

War das hier wirklich eine gute Idee? Sollte ich wirklich auf dieses Konzert gehen? Plötzlich überkamen mich Zweifel. Hatte ich die richtige Entscheidung getroffen?

Ich erinnerte mich an den Tag zurück, an dem ich meiner Mutter erzählt hatte, dass ich auf dieses Konzert gehen wollte und dachte noch einmal über ihre komische Reaktion nach....

"Hey mum, hast du kurz Zeit?".

Ich steckte meinen Kopf zur Küchentür herein und erblickte meine Mutter, die gerade dabei war, das Abendessen zu kochen.

"Für dich immer, Schätzchen.",erwiderte sie lächelnd.

Ich verdrehte die Augen. Schon tausend Mal hatte ich ihr versucht zu erklären, dass ich nicht 'Schätzchen' genannt werden wollte, aber sie wollte sich das einfach nicht abgewöhnen.

Natürlich möchte ich es nicht besonders, wenn sie mich so nannte, ich war ja schließlich kein kleines Kind mehr, aber wirklich übel nehmen konnte ich es ihr auch nicht.

Ich betrat die Küche und ließ mich auf einen Stuhl beim Esstisch sinken.

"Ich muss auf ein Konzert gehen. Mit Toni, sie bringt mich um, wenn ich da nicht mit ihr hingehe. Und zu meinem Pech ist das schon heute in einer Woche!"

Ich stützte mein Kinn auf eine Hand und stöhnte.

"Das hört sich doch wundervoll an!",meinte meine Mutter und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

"Du warst schon ewig nicht mehr auf einem Konzert. Es wird Zeit, dass du mal wieder raus gehst und dich amüsierst, Lorena."

"Du weißt ganz genau, warum ich so ungern auf Konzerte gehe!",knurrte ich.

Between Crown and Spotlights #WaveAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt