Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen und das erste, was mir durch den Kopf ging war: Schule. Heute war verdammt noch mal Schule.
Langsam quälte ich mich, wie immer, aus dem Bett, schleppte mich ins Badezimmer und machte mich fertig.
Gerade wollte ich den Kühlschrank öffnen, als plötzlich eine Stimme die angenehme Ruhe unterbrach.
"Keine Zeit mehr für Frühstück! Wir sind eh schon wieder viel zu spät dran! Wenn wir noch rechtzeitig kommen wollen, müssen wir jetzt fahren, also schwing dich ins Auto."
Mein Bruder sah ziemlich genervt aus, wie er da so stand und die Arme vor seiner Brust verschenkt hatte.
Auch ich stöhnte genervt auf. So lange konnte ich doch gar nicht gebraucht haben, dass ich nicht mal mehr frühstücken durfte!
"Du brauchst gar nicht so zu schauen, ist ja schließlich nicht meine Schuld, dass du immer so lange brauchst. Außerdem könntest du dich ruhig bei mir bedanken, dass ich dich überhaupt in meinem Auto mitnehme!"
"Danke."
Ich verdrehte die Augen und schnappte mir meine dunkelblaue Lederjacke. Ein bisschen war ich meinem Bruder wirklich dankbar, dass er mich mitnahm, sonst hätte ich den ganzen Weg zur Schule zu Fuß gehen müssen. Ohne Frühstück war ich dazu noch nicht im Stande.
Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis Adrien vor der Schule parkte und wir beide ausstiegen.
Zum Abschied umarmte ich ihn noch kurz, bis wir uns trennten und jeder seinen eigenen Weg ging. Das machten wir immer so, ich hatte den Verdacht, dass ich meinem Bruder peinlich war. Ein bisschen konnte ich ihn sogar verstehen, manchmal benahm ich mich auch noch echt kindisch, aber das würde ich natürlich niemals freiwillig zugeben.
"Du hast gesagt du meldest dich noch bei mir! Wieso hast du das nicht gemacht?"
Kaum hatte ich den Klassenraum betreten, wurde ich, wenn auch ziemlich unfreundlich von Toni begrüßt. Und genau da fiel sie mir auch wieder ein! So ein Mist, ich hatte Toni wirklich total vergessen! War aber auch kein Wunder bei der ganzen Aufregung...
"Toni! Tut mir leid, ich hatte echt viel um die Ohren... Ich wollte mich wirklich bei dir melden."
"Was war denn los? Du hast dich schon am Samstag so komisch verhalten, als du von der Toilette zurückgekommen bist", stellte sie fest und zog fragend ihre Augenbrauen hoch.
Oh nein! Was sollte ich ihr denn jetzt sagen? Ich hab eben mal herausgefunden, dass Mason Lasendos der Adoptivsohn von meiner Tante und meinem Onkel ist, wir werden uns jetzt öfter sehen, aber es ist alles okay! Das konnte ich doch nicht bringen!
"Ehmmm... wie wäre es, wenn wir uns mal treffen und ich dir alles erzähle, es ist alles ein bisschen verrückt, weißt du? Ich würde das gerne privat besprechen und nicht hier im Klassenraum."
Toni blickte mich skeptisch an, stimmte jedoch nach kurzem Zögern zu.
"Na schön, aber ich will wirklich ALLES hören, okay? Jedes winzige Detail!"
"Ja ja, ich erzähl dir alles, versprochen!"
Wir lächelten uns an und ich hatte das Gefühl, dass mir soeben eine große Last von meinen Schultern genommen worden war.
Dann unterbrach uns auch schon die Schulklingel und wir setzen uns auf unsere Plätze. Kurze Zeit später erschien auch der Lehrer und der Unterricht am Montagmorgen begann...
***
Nach äußerst anstrengenden sechs Stunden schleppte ich mich aus dem Schulgebäude und war einfach nur froh, den Montag hinter mich gebracht zu haben.
Weil Toni aber nicht locker gelassen hatte und unbedingt erfahren wollte, was am Wochenende passiert war, hatte ich heute noch eine lange und ausführliche Erklärung vor mir, die höchstwahrscheinlich mit einer Panikattacke von Toni enden würde. Man durfte ja nicht außer Acht lassen, was für ein riesen Fan sie von Mason war und dass ich ihn getroffen hatte und ihn noch öfter sehen würde, würde sie in höchste Aufregung versetzen.
Ich hoffte einfach nur, dass sie nicht in Ohnmacht fallen würde, wenn ich es ihr erzählte. Aber das Schlimmste an der ganzen Sache war: Sie würde ihn bestimmt auch treffen wollen und wenn sie ihn erst einmal getroffen haben würde, hätte Mason keine ruhige Minute mehr. Und ich auch nicht.
Den ganzen Tag hatte ich mir schon die schlimmsten Szenarien ausgemalt, wie das wohl alles ablaufen könnte. Ich wollte es einfach so schnell wie möglich hinter mich bringen und Toni klar machen, dass sonst niemand davon erfahren durfte. Was passieren würde, wenn das alles an die Öffentlichkeit gelangte, das wollte ich mir erst gar nicht ausmalen.
Mein Bruder war nirgends zu sehen, also ging ich kurzerhand zu Fuß nach Hause. Dort angekommen gönnte ich mir erst mal eine erholsame Dusche und zog mir eine graue Jogginghose und ein rotes Shirt mit der Aufschrift "I'm out" an. Schon viel besser!
Noch immer hatte ich Hunger, deshalb holte ich mir die Reste vom gestrigen Mittagessen aus dem Kühlschrank und hockte mich vor den Fernseher.
Vor meinem Gespräch mit Toni musste ich nochmal dringend entspannen!
Als meine Mutter dann aus der Arbeit zurückkam, gesellte sie sich zu mir und wir quatschten über die Schule und sonstige belanglose Themen.
Ich genoss es wirklich einfach ein normales Gespräch mit ihr zu führen und deshalb lief ich später beschwingt in mein Zimmer und setzte mich, sogar etwas motivierter als sonst, an meine Hausaufgaben.Ich merkte überhaupt nicht, wie schnell die Zeit verging, ich hatte das heutige Treffen mit Toni schon fast gänzlich aus meinen Gedanken verbannt. Tja, aber leider auch nur fast, denn als ich meine Hausaufgaben beendet hatte, fing ich schon wieder an mir Sorgen zu machen.
Hoffentlich würde sie mich verstehen und mir beistehen. Ich brauchte sie jetzt mehr denn je und ich hoffte inständig, dass ihr das auch bewusst werden würde.
Hoffentlich würde sie nicht völlig geblendet von Mason sein und auch noch Augen für mich haben.
Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken und ich sprang förmlich auf. Im Eiltempo durchquerte ich Wohnzimmer und Flur. Wie erwartet stand Toni vor mir, als ich die Tür aufriss und sah mich erwartungsvoll an.
Schnell begrüßten wir uns und ich führte sie in mein Zimmer.
Meine Mutter bot Toni noch etwas zu Trinken und ein paar Kekse an, die sie jedoch dankend ablehnte. Ich konnte ihr schon ansehen, dass sie ziemlich ungeduldig war und meine Geschichte endlich hören wollen.
Eigentlich hatte ich nicht sofort zum Punkt kommen wollen, aber Toni war einfach viel zu neugierig und drängelten mich, ihr endlich alles zu erzählen.
Also atmete ich noch einmal tief durch und versuchte mich zu beruhigen, bevor ich anfing zu erzählen. Jetzt oder nie, Lorena! Du schaffst das! , feuerte ich mich in Gedanken an.
"Also... es war so, dass...", begann ich zu erzählen und Toni hörte mir gebannt zu.
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Wie glaubt ihr wird Toni reagieren? 😕💞
Wenn euch diese Buch gefällt, schaut doch auch mal bei meinem anderen Buch vorbei! Würde mich freuen! 😍❤️
Hab euch lieb! 😘🌹
~L. 💖
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Between Crown and Spotlights #WaveAward2019
Romance"Er oder ich. Du musst dich entscheiden, Lorena. Aber beeil dich, ich weiß nicht, wie lange ich das alles noch aushalte." In Lorenas Leben gibt es Entscheidungen über Entscheidungen, doch noch nie war eine von ihnen so schwierig wie diese. Liebe? Fr...