Kapitel 3: Wieder vereint

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An dem Abend hatten wir nicht mehr viel gemacht. Ich blieb in meinem Zimmer, da ich nicht gleich von jemandem ausgefragt werden wollte. Nur Herr Pietsch kam am Abend noch vorbei. Er meinte, er hätte es bis morgens nicht ausgehalten, mich zu sehen. Er erzählte uns auch, dass wir seine Lieblingsschüler waren.

Danach machte ich mich bettfertig. Für mich war alles selbstverständlich, aber Scarlet war immer noch voll aus den Socken. Sie freute sich und erzählte mir, dass es so ungewohnt war, dass ich wieder da bin. Aber ich wusste, dass sie froh war. In den Monaten, von denen ich absolut nichts mitbekommen hatte, ging es ihr schlecht. So eine Zeit sollte sie nie wieder durchmachen müssen.

Als ich bereits im Schlafanzug war, kam Scarlet wieder aus dem Bad. Sie hatte eben schnell geduscht. Nun hatte sie nasse Haare und sah verdammt heiß aus. Ich begann zu grinsen und setzte mich auf mein Bett.

Meine Zimmergenossin schien meine Blicke gar nicht zu bemerken. Sie zog sich in aller Ruhe um, während ich sie antarrte. Als sie fertig war, drehte sie sich zu mir. ,,Ich kann es irgendwie immer noch nicht glauben...", seufzte sie. Sie kam auf mich zu, wodurch mein Herz schneller wurde. ,,Musst du aber... Ich gehe nie wieder!", meinte ich.

Sie setzte sich neben mich und starrte auf ihren Schoß. Dabei wirkte sie so fröhlich, aber auch so zerbrechlich. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie durchgemacht hatte. Und wenn es ihr so schlecht ging, wie mir Herr Pietsch vorhin erzählt hatte, dann war das schrecklich.

,,Lass uns diesen Vorfall bitte ein für alle mal vergessen. Ich möchte mich daran nie mehr erinnern müssen." Ich nickte.
Zwar hatte ich die Zeit nicht mitbekommen, doch ich wollte es auch einfach vergessen. ,,OK. Aber nur noch eine Frage: Was ist mit Ashley?" ,,Ich weiß es nicht. Aber das interessiert mich auch nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass sie von der Schule geflogen ist...", versicherte sie mir mit einer rauen Stimme.

Ich liebte den Klang ihrer Stimme. Als ich im Koma lag, hatte ich öfters ihre Stimme gehört. Sie hat mir zum Beispiel öfter gesagt, dass sie mich liebt oder mich vermisst.
Sie war leicht tief und trotzdem wunderschön.

Ich schweife bereits wieder in Gedanken ab, als ein Schluchzen mich wieder in die reale Zeit katapultierte. Ich riss meinen Kopf zur Seite und musste feststellen, dass sie weinte. ,,Hey... Scarlet. Warum weinst du denn?", murmelte ich und legte meine Arme um ihren Nacken. ,,Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich durchgemacht habe. Es war so schrecklich ohne dich!", wimmerte sie.
Mein Herz schmerzte und das nicht gerade wenig. Mich machte es traurig und wütend zugleich. Ich wusste natürlich, dass es nicht meine und nicht ihre Schuld war. Warum auch? Daran war nur Ashley Schuld. Sie war die Jenige, die mir das angetan hatte und darunter hatte meine Scarlet gelitten. ,,Wir werden ab jetzt immer zusammen sein, Scarlet."

Sie erhob langsam ihren Kopf empor und sah mich glücklich an. Ich lächelte lieblich und wischte ihr eine Träne weg. ,,Danke, Schatz."
Danach legten wir uns Schlafen. Natürlich schlief sie an mir gekuschelt in meinem Bett. Wie damals in der ersten Nacht hier an diesem Internat.

Eine Schulglocke riss uns aus dem Schlaf. Ich schnellte auf und hoffte, dass wir nicht zu spät waren. ,,Keine Angst, Baby. Wir haben zur 2. Stunde", murrte sie verschlafen. Sie legte wieder ihren Kopf auf meiner Schulter ab und schlief einfach so weiter. Doch ich war nun wach. Einschlafen konnte ich nun auch nicht mehr, dabei hätte ich noch über 40 Minuten schlafen können. Aber diese Glocke hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Früher war mir das gar nicht so aufgefallen. Ich hatte einfach immer weiter geschlafen.
Aber nun?

Die Nacht war super gewesen. In ihren Armen schlief ich am Besten. Ihre Nähe tat mir sehr gut.
Ich drehte mich etwas, legte meinen Kopf auf ihre Brust und sie ihren auf meinen Kopf, und kuschelte mich bei ihr ein. ,,Lass uns aufstehen, Baby."

A different life (gxg) (beendet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt