Der achtfache Pfad

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Allgemein kann man den achtfachen Pfad mit den 10 Geboten im Christen- und Judentum vergleichen, immer wieder findet man Parallelen zwischen den einzelnen Schritten und den jeweiligen Geboten.

Der erste Schritt des achtfachen Pfades bezeichnet die „rechte Erkenntnis". „Recht" bezieht sich jedoch in jedem der Schritte nie auf „richtig" im Gegensatz zu „falsch", sondern darauf, mit der Wirklichkeit in Berührung zu sein. Mit Erkenntnis ist an dieser Stelle auch nicht das Festhalten an Ansichten gemeint, welches die Wirklichkeit erstarren lässt, sondern die Erkenntnis als ein ewig dynamisches Ganzes.

Der zweite Schritt wird als „rechter Entschluss" bezeichnet, und bedeutet, man solle, sich seiner Ansichten bewusst, handeln.

„Rechte Rede", der dritte Schritt, weist einen darauf hin, dass man sich seiner Wortwahl bewusst sein solle, man solle es beispielsweise meiden zu lügen, gemein zu reden oder zu tratschen.

„Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen", so heißt eines der Gebote im Christentum, welches man mit diesem Schritt des achtfachen Pfades gleichsetzen kann.

„Rechtes Handeln", der vierte Schritt, meint, wir sollten mit einem Geist handeln, der nicht in einem festen Gedankenkorsett steckt, wir sollen also keine festen Gedankensysteme für unser Handeln gebrauchen, sondern immer wieder situationsbedingt entscheiden, mithilfe unserer (eigenen) Werte.

„Rechter Lebensunterhalt", der fünfte Schritt, soll uns darauf hinweisen, dass wir darauf achten sollen, wie wir unseren Lebensunterhalt bestreiten und ob dieser Weg gerechtfertigt ist. Auch diesen Schritt kann man wieder mit einem der 10 Gebote gleichsetzen: „Du sollst nicht stehlen."

„Rechte Anstrengung", der sechste Schritt, bezeichnet das einfache Dasein im Augenblick, die Natürlichkeit des Denkens und Augenblick Werdens.

Der siebte Schritt, „rechte Achtsamkeit", bedeutet, nicht zu vergessen, was das eigentliche Problem ist: Die Unzufriedenheit. Es bedeutet, sich immer wieder die Verfassung und das Funktionieren unseres Geistes bewusst zu machen und darauf zu achten, wie wir uns auf die Welt einlassen.

Der letzte Schritt, „rechte Sammlung", meint einfach nur, dass wir unseren Geist sammeln sollen, beispielsweise durch Meditation.

Allgemein ist auffällig, dass die buddhistischen Vorschläge des achtfachen Pfades einiges weniger konkret formuliert sind als die 10 Gebote – man hat einiges mehr Spielraum, was die Interpretation angeht.

An dieser Stelle darf nochmals nicht unerwähnt bleiben, dass der Buddhismus nicht daran appelliert, diesen Pfad oder die vier edlen Wahrheiten einfach anzunehmen und sich daran zu halten, nein, ganz im Gegenteil, er warnt davor, sie unüberlegt zu befürworten. Wir sollten sie erst ausprobieren und für uns überdenken, so heißt es im Buddhismus.

Im Christen- und Judentum stehen vollkommen andere Themen im Vordergrund:

Im Christentum wird zur absoluten Frömmigkeit appelliert, wobei man unter fromm versteht, dass man sich zunächst seiner Sündhaftigkeit bewusst wird und dann all sein Streben darauf richtet, von den Sünden befreit zu werden.

Weil das Christentum dem Menschen jedoch nicht sonderlich viel sittliche Kraft zuspricht, ist es im Christentum weniger ein Ziel, an seiner Vervollkommnung zu arbeiten, stattdessen eher, sich von dem Druck der Sünden zu lösen. Höher als die Arbeit an sich steht die Erlösung von den Sünden. Erziehung zu Frömmigkeit besteht im Christentum auch darin, wenn jemand sehr verzweifelt ist, ihm die rettende Lehre von Jesus Christus zu predigen.

Im Judentum ist Frömmigkeit fast noch wichtiger als im Christentum, jedoch wird darunter etwas anderes verstanden: Frömmigkeit heißt, dass man fühlt, mit Kraft zu sittlichem Handeln ausgestattet zu sein, man fühlt sich verpflichtet, durch seine Taten selbst aufzusteigen und seine Umwelt emporzuheben. So wird im Judentum stets die Stärke des Menschen gepredigt und diese ins Bewusstsein gerufen. Das heißt nicht, dass Juden Sünden vollkommen außer Acht lassen, sie halten es schon für möglich, dass selbst die Frommsten gelegentlich eine Sünde begehen, sie stellen die Herrschaft der Sünden jedoch nicht in den Vordergrund. Sie predigten vielmehr mit voller Absicht und Nachdruck von froher Botschaft und Kraft der Menschen, die in Gott begründet ist, uns von ihm geschenkt wurde. Sittliche Aufwärtsentwicklung durch die eigene Tat gilt im Judentum als das höchste Ziel.

Als Buddha einmal gefragt wurde, so heißt es, wie er seine Lehren in einem Wort zusammenfassen würde, antwortete dieser: „Bewusstheit".

Was den Buddhismus also ausmacht ist vor allem, dass man sich seiner selbst und seiner Umgebung bewusst ist, wobei der Wert im Christentum eher auf Nächstenliebe gelegt wird.

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