Strange Love

-8-

"Hast du alles verstanden?", fragte Frau Rodriguez. "Ja.. Ich denke schon."
"Dann buche mir doch mal eine Reise nach... Paris. Fünf Tage in einen drei Sterne Hotel.."
Anscheinend beeindruckte ich sie, denn in weniger als zehn Minuten war ich fertig.
"Sehr gut gemacht. Wenn das so weiter geht, wird es kein Problem sein dich hier aufzunehmen.", die klopfte mir auf die Schulter. "Für heute bist du entlassen. Nächste Woche finden deine Prüfungen statt. Bis dahin hast du frei, um dich darauf vorzubereiten." Sie nahm meine Jacke vom gegenüberliegenden Tisch und drückte sie mir in die Hand. "Einen schönen Abend noch.", sagte sie.
Ich stand auf und lief zur Tür.
So schnell wollte sie mich noch nie los werden. Vielleicht hatte sie noch etwas vor. "Bis dann.", sagte ich und verließ das Büro.
Ich erschreckte mich fast zu Tode, als Stephen auf dem Gehweg stand.
Ich musste mich an der Hausfasade festhalten. Er sah einfach zu gut aus. Er trug einen schwarzen Anzug und einen hellbraunen Mantel darüber.
Mein Herz setzte aus. Er hatte mich nicht angesehen, denn er war gerade dabei seine Armbanduhr umzulegen. Gerade als er sie befestigen wollte, sah er zu mir auf.
Zuerst war sein Gesichtsausdruck nicht sehr erfreut, doch das lag wahrscheinlich daran, dass es schon dunkel war und er kurz Zeit brauchte um mich zu erkennen. Er kam auf mich zu. "Hey..", sagte er leise. Innerlich wollte ich schreien, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass dieser schöne Mann mit mir sprach.
"Hi.. Tut mir leid, dass ich dich vorhin so abgewiesen habe, aber ich war total im Stress. Meine Arbeitskollegin hat mich etwas länger arbeiten lassen.. Dabei musste ich doch pünktlich hier sein.."
Er lächelte. "Alles gut. Ich kann das verstehen. Deswegen bin ich auch jetzt hier. Ich wollte dich zum Essen einladen. Hast du Lust?" Ich war kurz vorm durchdrehen. "Ja, klar."

Wir kamen im Restaurant an. "Danke." Stephen hielt mir die schwere Tür auf.
Es war sehr voll. "Ich denke nicht, dass wir noch einen Platz finden.", sagte ich etwas enttäuscht. "Und genau deswegen habe ich einen Tisch reserviert." Stephen lächelte zufrieden. "Guten Abend." Ein Kellner kam auf uns zu. "Haben Sie reserviert?", fragte er höflich. "Ja, auf den Namen Strange.", antwortete Stephen. "Folgen Sie mir."

Wir kamen an einem Tisch vorbei und ich konnte meinen Augen nicht trauen. Es war Henry. Er strahlte mich an. "Hi.", flüsterte ich. "Ist er das?", fragte er schnell. Ich nickte. "Du hast da aber auch was schönes." Verlegen lächelte er.
"Hier, ein Tisch für zwei."
"Danke.", antworteten Stephen und ich gleichzeitig.
Der Tisch lag schräg gegenüber von Henry's. "Du kennst den Mann?", Stephen deutete auf ihn. "Er ist mein bester Freund." Ich war sehr stolz darauf das sagen zu können. "Okay."
Schon wieder lächelte er. "Wie geht es deiner Hand?"
"Ganz gut.. Vorhin auf der Arbeit hat es wieder angefangen zu kribbeln. Davor war es weg, nur weiß ich nicht seit wann.." Ich legte meine andere Hand auf sie. "Und jetzt? Kribbelt sie wieder?" Ich nickte. "Nicht doll, aber so, dass ich er merke."

Henry gab mir ein Zeichen, dass wir reden sollten. "Ich gehe kurz an die frische Luft. Bin gleich wieder da." Stephen nickte. Henry stand zeitgleich mit mir auf und lief etwas schneller zur Tür. "Halleluja!", sagte er. "Was ist denn nur los mit uns?", wir waren auf den Gehweg angekommen und setzten uns auf eine vom Restaurant bereitgestellt Bank. " Wieso? Was ist denn los?" Ich verstand ihn nicht. "Na weißt du nicht mehr? Die Zeit in der wir niemanden zum Daten hatten? Und wenn dann nur solche Lappen? Keine richtigen Männer? Wir haben uns gesteigert." Er legte einen Arm um mich. "Ja, da hast du allerdings recht." Wir lachten.

"Wir reden später noch weiter. Ich muss wieder rein, nicht dass Stephen denkt, ich habe ihn versetzt." Henry nickte. "Bis später Mausi."