KAPITEL 47

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~Linda P.o.V~

Aufgeregt und mit vor Schweiß nassen Händen folge ich Jin den Flur entlang zu einer Tür, die genauso schneeweiß ist wie alle anderen. An sich wäre sie nicht von den Anderen zu unterscheiden, aber an der Türklinke hängt ein kleiner silberner herzförmiger Anhänger, auf dem jemand Hoseoks und meinen Namen eingraviert hat. Ich lächle und unwillkürlich taucht ein Bild vor meinem inneren Augen auf, wie Hobi den Anhänger schmunzelnd an der Türklinke befestigt. Dieser Gedanke lässt mich besser fühlen und meine Nervosität nimmt ein Stück ab. Jin sieht mich aufgeregt an. "Los, mach auf! Hoseok hat niemandem erlaubt, das Zimmer zu betreten, der einzige der bis jetzt drinnen war, war er selbst. Ich bin fast so aufgeregt wie du!" sagt er eindringlich. Lachend greife ich nach der Klinke und drücke sie nach unten. Die Tür öffnet sich lautlos und sobald ich einen Fuß ins Zimmer und auf den weichen, gelbgrünen Teppich setze, fühle ich mich richtig zu Hause.

Die Wände sind in einem sanften, hellen, mit Blaustich versehenem Grün gestrichen und geben mir den Eindruck auf einer Sommerwiese zu stehen. Die eine Wand ist mit einem riesigen Fenster versehen, während auf dem Fensterbrett hübsche Pflanzen mit gefächerten, dunkelgrünen Blättern und Blüten in allen möglichen Farben stehen. Direkt unter dem Fenster steht ein Bett, auf dem alle sieben Jungs zusammen Platz gefunden hätten. Auf dem Bett prangten viele hellblaue und blassgelbe Kissen und eine riesige, flauschige blaue Tagesdecke. Mein Blick schweigt weiter zu dem Schrank, der eine Längsseite des Raumes komplett in Beschlag nimmt. Mit meinem einen Koffer komme ich mir auf einmal Fehl am Platz vor, aber fühle mich direkt besser, als ich den Schrank öffne und er zum größten Teil vollgehangen ist mit Klamotten, die offensichtlich Hobi gehören. Ein Teil des Schrankes ist komplett von oben bis unten verspiegelt und ich sehe im Spiegelbild einen großen, hellgrünen Tisch, auf dem ebenfalls eine große Pflanze steht und außerdem ein aufgeklappter Laptop, der fast unter einem Stapel Blätter vergraben ist. Mein Hobi war anscheinend stark beschäftigt. Als ich eines der Blätter in die Hand nehme, erkenne ich, dass Hobi anscheinend an einem Song schreibt, vielleicht für sein Mixtape. Weil ich mir die Überraschung nicht selbst verderben will, lege ich das Blatt schnell wieder weg und lege eine Hand auf die Lehne des weißen Stuhls, während ich überlege, was ich jetzt tun soll, bis Hobi endlich nach Hause kommt.

Nach Hause. Ja, ich fühle mich wirklich wie zu Hause, stelle ich fest, während mein Blick erneut über den Schreibtisch gleitet. Dabei fällt mir ein kleiner Briefumschlag auf, auf den jemand anscheinend recht hastig meinen Namen geschrieben hat, den die Schrift sieht zwar aus wie die von Hobi, ist aber trotzdem ein wenig unordentlich. Verwirrt greife ich danach und betrachte ihn nachdenklich. Was kann es geben, das mein Freund mir nicht schreiben, übers Telefon sagen oder erzählen kann, sobald er zurück ist? Mit zitternden Fingern reiße ich den Umschlag auf und lasse ihn aif den Tisch fallen, dann falte ich einen Brief auf, der nicht besonders lang ist. Bevor ich allerdings anfangen kann zu lesen, werde ich von Jin unterbrochen, der sich hinter mir räuspert und sagt: "Ich gehe dann mal jetzt." und die Tür leise hinter sich schließt.

Es tut mir leid, dass ich dich nicht persönlich abholen konnte. Ich hätte es wirklich gern getan, einfach um dich früher in meinen Armen zu halten und das Glitzern in deinen Augen zu sehen. Es hat weh getan, dich anlügen zu müssen, aber es ging nicht anders. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben und außerdem meine größte Motivation, Inspiration und Freude. Dich meine Freundin nennen zu dürfen ist immer noch unglaublich. Und damit ich dir beweisen kann, wie sehr ich dich liebe und auch ein wenig, um mich noch mal dafür zu entschuldigen, dass ich dich damals angeschrien habe, als ich rausgefunden habe, dass du ein ARMY bist, habe ich etwas für uns geplant und ich hoffe wirklich, dass es dir gefällt. Bitte, schau in den Schrank. Ganz unten auf der rechten Seite liegt eine Schachtel. Und eine Blume, die genauso besonders ist wie du. Wenn du fertig bist, geh bitte zu Jin; wenn er Anni weg gebracht hat, wird er dich zu mir bringen. Ich freue mich, dich bald wieder in meinen Armen halten zu können. Ich liebe dich über alles.

Hoseok

Meine Augen fangen vor Freude an zu zu tränen, aber ich blinzle sie weg, weil ich jetzt nicht weinen will. Dafür ist der Moment zu schön. Ich drehe meinen Kopf um und schaue den Schrank an. Was Hobi wohl geplant hat? Und was ist in der Schachtel? Ich falte den Brief vorsichtig zusammen und klemme ihn hinter meine Handyhülle, damit ich ihn immer lesen kann, wenn mir danach ist. Dann gehe ich zum Schrank, schiebe die Tür auf und räume einen Stapel Klamotten zur Seite. Mein Atem stockt. Dahinter kommt eine große flache Schachtel zum Vorschein, aber das ist es nicht, was mich so fasziniert. Ich weiß nicht, wo er diese Blume herbekommen hat und ich bin mir auch ganz sicher, dass sie so nicht aufgeblüht sein kann, aber sie ist dennoch eines der schönsten Dinge, die ich je gesehen habe. Es ist eine Rose mit einem dunkelgrünen Stiel, aber die Blüten sind nicht rot, rosa oder welche Farben sie sonst noch haben; sie strahlt mir in einem hellen grün entgegen, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Und was sie auch zusätzlich strahlen lässt ist der Glitzerstaub, der die oberen Enden jeder Blüte bedeckt. Ich lasse meine Finger über die Blüten fahren und kann kaum glauben, dass diese Blume echt ist. Jetzt weiß ich, was er meinte, als er sagte, die Blume sei besonders. Sowas gibt es wahrscheinlich kein zweites Mal und diese Blume muss unglaublich teuer und schwer zu finden gewesen sein.

Vorsichtig lege ich die Blume zur Seite, dann hebe ich den Deckel des Kartons an und bin erneut vollkommen fasziniert. Zum Vorschein kommt ein Haufen Stoff, der zu dem wahrscheinlich schönsten Kleid gehört, das ich jemals gesehen habe. Ich nehme Blume und Karton und lege beides aufs Bett, bevor ich das Kleid aus der Schachtel nehme und vor meinem Körper hoch halte. Es geht mir ungefähr bis zur Mitte meiner Unterschenkel und ist in einem dunkelgrün gehalten, dass mich sehr an Smaragde erinnert. Der Ausschnitt ist eckig und die Ärmel liegen bis zum Ellenbogen eng an, bis sie dann etwa zwanzig Zentimeter weit nach unten ausfallen. Fasziniert lasse ich meine Finger über den Stoff fahren, als mir auffällt, dass um die Taille herum ein Kranz aus funkelnden kleinen Steinen gebildet ist. Sie haben eine ähnliche Farbe wie das Kleid, sind aber heller. Es sind keine Smaragde, denn dann hätte ich Angst, dass Kleid überhaupt anzuziehen und außerdem hat Hobi gewiss nicht so viel Geld, aber es sind wahrscheinlich auch nicht grade die billigsten Schmucksteine, dafür glitzern sie viel zu sehr. Ich ziehe mich aus, dann schlüpfe ich in das Kleid und schaue mich im Spiegel an. Es würde wohl jedem schwer fallen, sich in diesem Kleid nicht schön zu fühlen und ich finde, ich sehe aus wie eine moderne Prinzessin. Jetzt, wo sich das Kleid an meinen Körper schmiegt und meine Augen leuchten lässt, kann ich verstehen, warum Hobi mich liebt. Lächelnd drehe ich mich zum Bett um und finde in der Schachtel zusammen mit einem Paar schlichter schwarzer High Heels eine ebenso schwarze Tasche und eine kleinere Schachtel vor, deren Deckel ich vorsichtig öffne. Darin befindet sich Schmuck, der nur für das Kleid gemacht sein kann. In silberner Fassung wurden in einer Kette Steine eingearbeitet, die exakt die selbe Farbe haben wie die auf dem Kleid. Außerdem ein Paar Ohrringe, die zwar ohne Steine, aber trotzdem wunderschön sind. Das silberne, feingliedrige Armband runder das ganze mit seinem einzelnen grünen Edelstein - ob nun echt oder nicht - komplett ab. Ich lege den Schmuck an, dann nehme ich aus meinem Koffer mein weniges Make Up heraus, das ich besitze und schminke mich dezent. Als ich fertig bin, betrachte ich mein Gesucht zufrieden im Spiegel. Meine Wimpern wirken dicht und lang, obwohl sie das auch ohne Mascara sind. Der helle Lidschatten betont die Farbe meiner Augen und der Lippenstift lässt meine Lippen in einem blassem Rosa scheinen. Ich nehme die Tasche aus der Schachtel und verstaue darin sowohl mein Handy, Taschentücher und meine Kopfhörer. Wer weiß, wie lange die Fahrt dauern wird. Apropos Fahrt, Jin wird doch mit Anni jetzt erst los gefahren sein, also setze ich nich auf das Bett, krame mein Handy hervor und schreibe meiner Mum und allen anderen, die es wissen wollen, dass ich gut angekommen bin und es mir toll geht. Als ich damit fertig bin sind ungefähr zehn Minuten vergangen und ich beschließe, mir mit meinem Lockenwickler einfach ein paar Locken zu drehen. Das Ergebnis ist, dass meine Haare in sanften Wellen über meinen Rücken fallen. Ein Blick auf mein Handy verrät, dass jetzt weitere 30 Minuten um sind, also gehe ich jetzt mit Tasche, Schuhen und Rose in der Hand raus auf den Flur, wo Jin schon an der Wand gelehnt auf mich wartet. "Bist du bereit?" fragt er und stößt sich von der Wand ab. Ich merke, wie ich nervös werde, aber ich atme tief durch und nicke. So bereit, wie man sein kann, wenn man gleich seine große Liebe und festen Freund treffen wird und ihn seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen hat.

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