"Wow, wie heiß!" Noah. "Mach den Schnurrbart mal länger, man erkennt den kaum" Tyler. "Was schreit ihr denn so rum, es ist grade mal -oh, jetzt verstehe ich es," kicherte eine mir bekannte Mädchenstimme. Emely. Hä, warte was?
Ich schlug die Augen auf, sichtlich verwirrt darüber, dass ich die drei Stimmen sehr laut hörte, und zog im nächsten Moment meine Bettdecke mit einer schnellen Bewegung über meinen Kopf. Die drei hatten einfach ernsthaft Bilder gemacht von mir. Morgens."Nicht so schnell, Madame," riss mir Tyler die Decke von meinem Körper und ich wollte eigentlich protestieren. Ich wiederhole: wollte. Denn in dem gleichen Moment in dem ich schon meinen Mund geöffnet hatte, erstarrte ich. Wortwörtlich. Denn ich wurde von einem Schwall eiskaltem Wasser getroffen. Na klasse. Jetzt war ich wirklich wach.
Griesgrämig schaute ich zu Noah, der unschuldig grinste und versuchte, den großen Eimer hinter seinem Rücken zu verstecken, Tyler, der mit seinem Handy in der einen und meiner Decke in der anderen Hand an meinem Fußende stand und sich schlapp lachte, und meine vermeintlich beste Freundin, die grinsend im Türrahmen stand.
"Fickt euch alle!" Rief ich laut und verschwand in Sekundenschnelle in meinem Bad. Ich bekam einen riesigen Schreck als ich mich im Spiegel sah - ich sag's euch, morgens kann ich meine Karriere als Victorias Secret Angel direkt in die Tonne hauen - und hüpfte kurz unter die eiskalte Dusche.
Ich wrang das Wasser aus meinen langen, leicht lockigen blonden Haare raus und wickelte diese in einen Handtuch-Turban. Nur in Unterwäsche bekleidet, öffnete ich die Badezimmertüre einen kleinen Spalt weit, nur um sicher zu gehen, dass die drei Nervensägen mein Zimmer verlassen hatten. Hatten Sie Gottseidank. Ich zog mir schnell eine Sport Shorts, einen Sportbh und ein Tanktop an und lief dann barfuß in die Küche.
Heute war Montag, mein liebster Tag von Montag bis Freitag. Warum? Weil wir Montags immer Sporttag hatten. Darum fuhren wir jeden Montag eine Stunde bis zum nächsten Sportstadion, wo wir gemeinsam mit anderen Homeschool Schülern Sport machten. Alle vier Montage änderte sich die Sportart. Wir hatten schon fast alle Sportarten einmal durchgemacht, und gerade machten wir Hip Hop.
Ich rannte gut gelaunt in die Küche, aber meine Laune änderte sich schlagartig als ich die ernsten Gesichter von allen anderen sah. Sie saßen alle auf den Barhockern um unsere Kücheninsel verteilt und hatten das fertige Frühstück noch nicht einmal berührt.
In dem Moment in dem ich meine Mom sah, kam die Erinnerung an das Gespräch von gestern Abend wieder, und da ich stark das Gefühl hatte, dass das Geheimnis gleich aufgeklärt würde, setzte ich mich auch auf einen Barhocker."Schön, dass du auch da bist, Cara," lächelte mich Katie leicht an. Ich erwiderte es, obwohl ich wusste, dass es gezwungen aussehen musste.
"Wir müssen euch was sagen," begann mein Dad und hatte somit alle Aufmerksamkeit. "Elle hat vorgestern einen sehr großen Auftrag von ihrer Firma bekommen, für den sie wieder nach Europa gehen muss." "Aber das ist doch nichts neues," warf mein Bruder ein und schaute unsere Eltern fragend an. "Ja mein Schatz, aber das ist eine andere Geschäftsreise als sonst. Ich muss dafür nach Deutschland reisen und dort ein paar Wochen lang verschiedene Projekte leiten." "Von wie vielen Wochen sprechen wir hier?," hörte ich mich fragen. "Von zwölf." Ich schluckte. Zwölf Wochen? Das waren...drei Monate. Drei ganze Monate! Ein Viertel Jahr! Das kann sie doch nicht im Ernst machen?"Doch das kann sie," antwortete mein Vater. Oh, verdammt. Ich hatte schon wieder laut gedacht. "Und was bedeutet das für uns andere?," fragte Tyler die erste sinnvolle Frage. "Das ist es ja, das ist das Problem. Wir hätten eigentlich gesagt, dass Elle verreist und dann nach drei Monaten wieder kommt," begann Aaron und fuhr dann fort. "Aber da gibt es noch etwas anderes...Brianna,sie-" "Was ist mit ihr?," fragte Emmy sofort alarmiert und mir wurde schlecht. Etwas sehr schlimmes musste passiert sein, sonst würden unsere Eltern kein so ein riesiges Ding daraus machen.
Ich wusste es noch bevor Katie es aussprach. Brianna's Krankheit hatte sich verschlimmert. Und sie musste verlegt werden. "Brianna befindet sich in einem verschlimmerten Zustand, und das nachdem wir so lange gedacht hatten, dass es bergauf gehen würde. Sie braucht einen Spezialarzt, und den hat es auf Hawaii nicht. Diese Art von Arzt gibt es nur in Norwegen oder in.."
"Deutschland," fiel ich Katie ins Wort und plötzlich fiel es mir wie Schuppen vor die Augen. "Ja klar, Brianna muss ins Krankenhaus nach Deutschland, Mom muss nach Deutschland zum arbeiten, ihr alle seid in Deutschland geboren worden und aufgewachsen. Wir ziehen nach Deutschland, nicht wahr?," sprach ich meine Gedanken aus, noch bevor ich zweimal darüber nachdenken könnte. Tyler, Emely und Noah schauten mich entsetzt an und wollten gerade anfangen zu lachen, da meine Theorie wahrscheinlich ziemlich verrückt klang.
"Es stimmt," hielt Dad die drei auf, "wir müssen nach Deutschland ziehen. Am Anfang hatten Elle und ich vor, alleine nach Deutschland zu gehen, und euch vorerst zurück zu lassen." Jetzt macht auch das Gespräch von gestern Abend Sinn. Nur da wussten meine Eltern noch nicht von Brianna's verschlechtertem gesundheitlichem Zustand.
"Katie und Aaron waren gestern Abend noch im Krankenhaus bei Brianna, wo sie von den Ärzten über die schockierenden Neuigkeiten informiert wurden. Wir mussten schnell handeln. Morgen muss Brianna verlegt werden und in drei Wochen werden wir alle nachkommen," erklärte meine Mom.
"In drei Wochen?!" Offensichtlich hatten wir vier alle den gleichen Gedanken. In drei Wochen würden wir nicht mehr in Lazy Beach leben. Wir würden ins dumme Deutschland ziehen, wo es meiner Meinung nach kein warmes Meer gibt, nur die Nord- und die Ostsee, wo Oma und Opa wohnen. Wir müssten alles hier zurücklassen, unser ganzes Paradies von Leben.Mit einem geschockten Gesichtsausdruck musterte ich alle anderen. Tyler und Noah war die Wut und ihr Entsetzen förmlich ins Gesicht geschrieben, Emely war den Tränen nahe, genau so wie Katie und meine Mom. Die Mienen von meinem Dad und Aaron gaben nicht viele Emotionen preis, aber glücklich sah anders aus. Da erkannte ich in Katie's Blick noch etwas anderes. Hilfslosigkeit. Und ich konnte es verstehen. Für unsere Eltern war es genau so schlimm, oder wahrscheinlich viel schlimmer, Lazy Beach und Hawaii zu verlassen, aber sie hatten keine Wahl. Anderenfalls würden wir Brianna verlieren, und das war nicht mal eine Option. Also beschloss ich, die Schweigeminuten zu durchbrechen.
"Ich weiß, dass es mir und uns allen schwer fallen wird, unser Zuhause hier zu verlassen. Aber es ist die Richtige Entscheidung. Es ist für Brianna. Und allein deswegen sollten wir nicht mal eine Sekunde zögern, und nach Deutschland ziehen. Es wird bestimmt schwer, und eine komplette Umstellung, aber das ist es Wert. Für Brianna." Ich unterbrach meine Rede und nahm die dankenden, zu Tränen gerührten Blicke von Mom, Katie und Emely wahr.
"Was heißt das jetzt für uns? Was machen wir jetzt die nächsten drei Wochen?," meldete sich mein Bruder zu Wort. "Also die Schule setzen wir nicht fort, wir wollen, dass ihr die letzen drei Wochen noch Lazy Beach und Hawaii genießt. Katie und Elle fliegen übermorgen mit Brianna nach Deutschland, um alles zu organisieren und warten dann dort auf uns. Nächste Woche müssen wir einen Container mit allen unseren Sachen beladen, der dann nach Deutschland geschifft wird. Nachdem der Container weg ist, werden wir zusammen für eine Woche einen letzten Surf Roadtrip machen," klärte Aaron uns auf. "Okay?," fragte mein Dad uns und wir nickten, wenn auch kaum merklich.
"Wir wissen, dass das alles sehr plötzlich und unerwartet für euch kommt." Ach, echt? Hätte ich jetzt nicht behauptet, Mom. "Macht euch deswegen einen schönen Tag und verdaut die Nachrichten erst mal," meinte Katie und schnappte sich ein Brötchen vom Frühstückstisch. Ach, ja. Das Frühstück hatten wir in der Aufregung komplett vergessen.Ich griff auch nach einem Brötchen und schmierte so dick Nutella darauf, als wäre es meine letzte Hoffnung, dass das alles nur ein schlechter Scherz war. Warte, war heute erster April? In einem Anflug von Hoffnung zog ich mein Handy aus der Hosentasche. 9.April. Schade.
Dad und Aaron hatten bereits das Haus verlassen, um zur Arbeit zu gehen, Mom war schon im Arbeitszimmer, weil sie ein wichtiges Telefonat mit einem deutschen Kunden führen muss und Katie frühstückte mit uns."Ach, übrigens," meinte Katie und schluckte ihren Bissen herunter, "ihr solltet euch am besten im Internet schon mal deutsche Schule aussuchen. Wir müssen euch da bald anmelden. Am besten schon Morgen." "Warte, WAS?" schrie Tyler fassungslos. Ich verstand es genau so wenig wie er. Wieso sollten wir uns denn jetzt bitte irgendwelche dummen deutschen Schulen anschauen? "Weil ihr in drei Wochen auf so eine öffentliche Schule gehen werdet."
Wenn mein Herz bis dahin noch nicht stehen geblieben war, dann war es das auf jeden Fall bei dem Wort "öffentliche Schule".
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SURFER LOVE
Teen FictionCara und Tyler kennen sich schon ihr ganzes Leben lang und sind mit ihren beiden Familien in einem großen Haus auf Hawaii aufgewachsen. Aber was, wenn sie durch einen harten Schicksalsschlag plötzlich auf einen anderen Kontinent ziehen müssen? Und w...