Neun - „Nein"

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Ungewohnt. Komisch. Awkward. Seltsam.
So fühlte es sich an, von Hunderten Gleichaltrigen neugierig gemustert zu werden.

Emely, Noah, Tyler und ich waren mit dem Oldtimer meiner Großeltern, den sie uns Gottseidank geliehen hatten, damit wir nicht den Bus nehmen mussten, am Schulhof angekommen und wurden nun von allen Schülern angestarrt.

Klar. Es war komisch, dass mitten im Schuljahr vier neue Schüler an eine Schule kamen und noch dazu muss man einfach sagen, dass wir mit dem Surfer Vibe, den wir alle ausstrahlten, so ziemlich alle eher blassen deutschen Schüler und Schülerinnen neidisch machten.

Emely öffnete ihre zuvor in einen lockeren Pferdeschwanz gebundenen rotorangenen Haare und warf diese gekonnt über ihre Schulter. Sie überprüfte in ihrer Handykamera erneut ihr Aussehen, wodrüber ich nur lachen musste und als erste aus dem Auto stieg. Dicht gefolgt von den anderen machte ich mich auf den Weg zum Haupteingang und versuchte dabei, die Blicke meiner zukünftigen Mitschüler auszublenden.

Jetzt war ich froh über mein aus Airforce Sneakern, einem weißen Croptop, einer Sonnenbrille und Jeansshorts bestehendes Outfit, da mich dieses Outfit an Hawaii erinnerte. Im Gegensatz zu mir trug Emely, ganz an die europäische Mode angepasst, ein kurzes, figurbetontes Sommerkleid und Riemchensandalen.

"Cara." Tyler zog mich sanft an der Schulter zurück. Erst jetzt merkte ich, dass die anderen Schüler eine Art Kreis um uns gebildet hatten, und wir unseren Gang zur Schule nicht fortsetzten könnten, weil Emely irgendetwas in ihrer Tasche suchte und panisch aussah.

"Hey Em, was ist los?" fragte ich meine inzwischen etwas blass im Gesicht gewordene Freundin. "Ich glaube, ich habe mein Handy zuhause vergessen," jammerte sie und ich unterdrückte den Drang, meine Augen zu verdrehen. Manchmal war Em so eine Dramaqueen.

"Wenn's sonst nichts ist," meinte ich schulterzuckend und erntete dafür einen bösen Blick von ihr.

Noah funkte zwischen unser Blickduell und nahm Emely mit zum Auto, um dort noch mal nach dem Handy zu schauen.

"Komisch, oder?" Ich schaute überrascht zu Tyler. In den letzten zwei Tagen hatten wir nicht wirklich miteinander geredet und alleine waren wir auch nie. "Hm?" Ich schaute ihn fragend an.
"Es ist komisch, auf eine normale Schule zu gehen. Es ist komisch, wie alle hier aussehen, rumlaufen und reden. Es ist komisch wie uns alle anstarren, als wären wir Promis oder so." Ich schaute mich um und tatsächlich entdeckte ich verträumte Blicke der weiblichen Schülerschaft unserer neuen Schule. "Ja klar, dich starren alle Mädchen an und schmieden im Kopf schon Pläne, wie sie dich am besten rumkriegen," meinte ich an Tyler gewandt und verdrehte die Augen als er seinen überheblichen Machoblick aufsetzte.
"Und dich schauen alle Mädchen an, als würden sie sich direkt umbringen, um an mich heranzukommen," meinte er mit einem Schmunzeln und legte seinen Arm um meine Schulter. "Jetzt erst recht."

Mir fiel ein, dass ich eigentlich noch sauer auf Tyler war und stieß seinen Arm von meinen Schultern. "Komm jetzt endlich, die erste Stunde fängt gleich an!"Ich lief vor und zog Tyler hinter mir her.

Im Sekretariat angekommen holten wir unsere vier Stundenpläne ab und warteten noch auf Emely und Noah, obwohl es bereits zum Unterrichtsbeginn geklingelt hatte.

Zu viert liefen wir so langsam wie möglich zu unserem ersten Kurs, dem einzigen den wir alle zusammen hatten: Englisch.

Ich klopfte und lief in den Raum, die dreißig Augenpaare mich anstarrend spürend, und schob meine Hände in die Hosentaschen.

"Ahh! Da seid ihr ja endlich!" Eine etwas rundlichere, ältere Frau lächelte uns freundlich an. "Stellt euch am besten mal vor," forderte sie uns auf.

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