Still Alive

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Das konnte nicht sein, die Bilder waren nicht echt und wenn, dann mussten sie vor der Geburt von Changkyun und mir entstanden sein, denn unsere Eltern sind Tot. Sie lebten nicht mehr.
Doch laut diesen beiden Bildern waren sie am Leben und sahen keineswegs aus, als wären sie in einem Minenunglück umgekommen.
Wie gebannt starrte ich auf die Fotografien meiner Eltern, die sie zeigten, wie sie in dunkler Kleidung und mit gehobenen Köpfen vor einem Chaos aus brennenden Tonnen standen.
Auf dem anderen liefen sie in normalen Sachen über eine Straße, das Bild war nicht so scharf wie das erste, aber dennoch konnte ich klar die Züge meiner Eltern ausmachen, die sie an meinen Bruder und mich weiter gegeben hatten.
Ich sah die weichen Gesichtszüge meiner Mutter auf dem Bild mit der Straße und erkannte sie auf dem anderen gar nicht wieder.
Sie wirkte, als würde sie dieses Chaos um sich nicht stören, als würde sie zeigen, dass dies ihr wahres ich war.
Das gleiche bei meinem Vater.
Auf dem einen Bild sah er aus wie ein normaler, fürsorglicher Vater, auf dem anderen so, als würde er jedem, der ihn in den Weg kommen würde, das Leben aushauchen.
Da machte es auch nicht besser, dass er auf dem Bild mit dem Feuer eine riesige Schusswaffe über seine Schulter gelegt hatte.

"Das Bild mit den brennenden Tonnen wurde vor zwei Jahren aufgenommen. Genau drei Tage nach dem Minenunglück in Jidou.
Es war überall in den Medien zu sehen, da es genau auf dem Hinterhof des Anwesen von einem der Minister gemacht wurde.
Sie haben jeden einzelnen der Wachen ausgeschaltet und alles abgebrannt." erklärte mir Jaebum.
Ich schüttelte wie in Trance den Kopf.
Das konnte nicht wahr sein.
Meine Eltern waren gestorben, sie lebten nicht mehr und dennoch hatte ich diese Bilder vor mir zu einem Zeitpunkt an dem sie nicht mehr leben sollten.
"Das zweite ist erst wenige Wochen alt.
Es ist das einzige, auf dem sie sich nicht vermummen.
Der Liebe Herr Präsident hat dem jedoch keine Beachtung geschenkt sondern nur neue Sicherheitskräfte angeheuert.
Er meinte er sah in ihnen keine Bedrohung." spottete Hyeeun über ihren Vater und schüttelte den Kopf.
Wonho neben mir war kurz davor an die Decke zu gehen, während ich am liebsten im Boden versunken wäre.
"Es hat ihn und Mutter ja nicht betroffen, also war es keine Gefahr." schloss sich Wonho dem spott an.
"Aber eine Woche später haben sie die Zentralbank im Stadtzentrum angezündet und einige der Bänker einen Kopf kürzer geschnitten."
Nach Marks Worten fühlte ich mich nur noch mieser und wollte aus dem Raum rennen, wollte meine Eltern nicht mehr kennen.

Wonho legte mir eine Hand auf die Schulter und brachte mich ein wenig zur Ruhe, doch dennoch war mir nach schreien und weinen zu mute.
Unsere Eltern hatten uns verlassen, um Terroristen zu spielen?
Sie ließen Changkyun und mich für sowas zurück, nur um hier Chaos zu stiften?
War das vielleicht der Grund warum man uns nach dem angeblichen Tod unserer Eltern gehasst hat? Wusste man was sie im Schilde führten?
Fragen über Fragen taten sich in meinem Kopf auf, während Wonhos Freunde nur so mit Dingen um sich schmissen, die meine Eltern getan hatten.
Sie hatten unzählige Leben auf ihrem Gewissen, meinte Mark.
Doch Hyeeun meinte, dass sie nie auf Frauen oder Kinder losgegangen waren, dass sie sich immer nur mit Dingen anlegten, die das System dieses Landes betraf und nicht unschuldige.
Aber nichts änderte es daran, dass meine Eltern Mörder, Terroristen waren, die in der Suchliste hier ganz oben standen und auf die die Todesstrafe angesetzt wurde.

"Ich muss sie sehen." fasste ich den Wahnsinnigen Entschluss und sah alle um mich entschlossen an.
Ich stieß auf Granit, alle sahen mich an, als würde ich wieder freiwillig in eines der Slumdörfer in der Nähe von Jidou wollen und mich mit allen anfreunden.
"Die beiden sind mit ihrer Gefolgschaft einfach nur geisteskrank. Vielleicht töten sie dich am Ende auch noch."
Ich schüttelte den Kopf.
"Das würden sie nicht tun. Ich kenne meine Eltern und sie würden meinem Bruder oder mir nie etwas antun." führte ich ihnen vor Augen.
Yugyeom schüttelte den Kopf.
"Du siehst doch jetzt, was deine Eltern verpraktiziert haben, nachdem ihr dachtet, dass sie tot seien und dafür werden sie ihre Gründe gehabt haben." setzte er gegen mich.
"Aber vielleicht hören sie dann mit all dem auf.
Wir kommen aus einem der ärmsten und unfairsten Gebieten dieses Landes. Uns hat man nie Gerechtigkeit beigebracht, oder was es heißt Recht zu besitzen.
Ihr lebt in einer Stadt in dem auf gigantischen Bildern für Essen geworben wird.
Ein Stück weit kann ich den Protest meiner Eltern verstehen, auch wenn sie es nicht mit Rechten Dingen angehen, auch wenn man es friedlicher klären könnte.
Aber unseren Verhältnissen gab es nie Frieden oder Werbung für Essen.
Wir mussten jeden Tag darum bangen überhaupt noch am nächsten Morgen aufzuwachen, weil wir Hunger leiden mussten, während ihr euch hier die Mäuler stopfen könnt." verteidigte ich.
"Raiee hat Recht, egal ob euch das Schmeckt oder nicht. Ihr habt diese Gegenden nie gesehen. Ihr habt nie genau vor euch gesehen, wie ein Kind weinend in den Armen seiner sterbenden Mutter liegt und sie betet wieder aufzustehen.
Ihr habt nie vor euch gehabt, wie dankbar man für einen happen Brot sein kann.
Wenn Raiee sich mit den Prophets treffen will, dann ziehe ich mit. Ich stehe hinter ihr." stärkte Wonho mir den Rücken.

"Ihr seid größenwahnsinnig." lachte Jackson auf und fuhr sich durch seine hellen Haare. "Die Töten euch, sobald sie euch sehen. Verdammt Wonho es gibt kaum einen der dein Gesicht nicht kennt. Denkst du echt, die würden mit dir reden?"
"Mit mir nicht, aber mit Raiee. Wie sie meinte, vielleicht kann sie ihre Eltern und deren Anhänger friedlicher stimmen." schlug er wieder vor.
"Toll. Und was soll uns das bringen? Ändern wird sich nichts. Die Prophets wird es immer noch geben und auch die armen Dörfer werden nicht verschwinden." konfrontierte Youngjae.
"Vielleicht können wir den Dörfern ja doch helfen. Habt ihr damals nicht die Geschichte von Robin Hood zu hören bekommen?" viel es Hyeeun ein.
"Bestiehlt die Reichen, beschenkt die Armen. Wenn wir die Prophets dazu bewegen friedlich zu Protestieren, indem sie den großen dieser Stadt Geld und Macht Stück für Stück rauben, wird es weniger Tote geben und wir retten Leben." beschrieb sie eine durchaus bessere Möglichkeit als zu Töten.

Die Jungs sahen sich untereinaner an und ich erkannte, dass Youngjae und Jaebum gefallen an der Idee fanden sich mit daran zu beteiligen Helden zu spielen, insofern ich meine Eltern als Köpfe der Prophets dazu bewegen könnte, dass sie nicht mehr auf ihre Terrorspielchen plädierten.

"Ich werde tun, was ich kann, um die beiden zu erreichen, aber ich werde ein Bild von dir als Beweis brauchen." versprach Wonhos große Schwester mir.
Ich nickte und sofort stand sie auf, um nach etwas auf dem Tisch zu greifen, bevor sie ein Stück von mir weg ging und das Ding in ihrer Hand einen Moment blitzte.
"Sobald ihr wieder weg seid, mach ich mich daran deine Eltern ausfindig zu machen, Raiee." versicherte Hyeeun mir mit Zuversicht aber auch einem Hauch mitleid in ihren Augen, während ich immer noch nich ganz klar fassen konnte, dass unsere Eltern uns belogen hatten, dass sie nie gestorben waren, sondern Rebellen spielten und dieses Land gerechter werden lassen wollten.

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