"Dafür, dass diese Armbänder eigentlich nur dafür gut sind, um die Nummer darauf zu scannen, sehen sie trotzdem wirklich stylisch aus." merkte Ailee an, als wir am Abend wieder in unserem Zimmer waren und wir diese Armbänder das erste mal in Augenschein nahmen.
Ich nickte.
"Sie fallen eigentlich kaum auf."
Nach kurzem zögern nahm ich das von meinem Bett und steckte es mir an den Arm.
Es passte wie angegossen, saß nicht zu fest, verrutschte durch den weichen und gummiartigen Stoff aber auch nicht.
"Die sind fast durchsichtig, bis auf die weiße Nummer, aber besser, als wäre es so ein abartiges Hundehalsband." scherzte Ailee und legte sich ihres ebenfalls an.
"Merken tut man die auch kaum." murmelte sie und betrachtete ihr Handgelenk mit dem neuen unauffälligem Schmuckstück daran und der Nummer, die sie auswies.Ich setzte mich auf mein Bett und sah aus dem Fenster.
Es war dunkel draußen und die unzähligen Lichter und Werbetafeln Seouls leuchteten je in einer anderen Farbe, so dass es wirkte wie eine wirr getupfte, dunkle Leinwand und nicht wie eine Stadt in der dunkeheit.
"Hast du heute noch irgendwas mit Wonho vor?" fragte meine Mitbewohnerin mich und sah mich neugierig an, als ich meinen Blick von der Aussicht genommen hatte.
"Eigentlich nicht.
Er wollte mit seinen Schwestern einen Filmabend machen." antwortete ich.
Wonho und ich hatten in den letzten beiden Tagen fast nur noch zusammen gehangen, da wäre es mal gut wenn er nur etwas mit seinen drei Schwestern unternehmen würde.
"Wieso? Willst du mich loswerden?" harte ich nun bei ihr nach.
Ailee schüttelte den Kopf.
"Das nicht, aber meine kleine Schwester wollte heute bei mir übernachten und meine Mutter hat als Bedingung gegeben, dass die das nur tun darf, wenn du nicht da bist."
Rückte sie mit der Sprache raus.
Ich seufzte.
"Raiee, ich habe ihnen bereits versucht zu erklären, dass du rein gar nichts damit zu tun hast, aber sie wollen mir nicht glauben.
Ich kann nicht mehr, als sie vom Gegenteil zu überzeugen und zur Zeit ist dafür noch niemand von denen so weit.
Sie sehen es nicht so einfach wie wir." erklärte sie mir.
Nickend stand ich auf und trat an meinen Schrank.
"Ich will mir nur noch etwas anderes anziehen, dann suche ich mir jemanden, bei dem ich übernachten kann."
Ging ich Ailees Worten nach und suchte mit etwas bequemes aus dem Schrank, bevor ich mich in unserem Bad verzog und mich eilig umzog.
Ailee meinte, dass ich ihr das nicht übel nehmen sollte, und dass es keiner mit mir böse meinte.
Immerhin konnte ich ja für nichts von dem was passierte etwas, aber anscheinend hatten mein Bruder und ich schon eine gewisse Schuld, wenn man uns überall so böse und feindseelig ansah, als wären wir die Kinder des Präsidenten oder der Präsident höchstpersönlich.Mein Weg trieb mich in eine der Sitznieschen.
Ich schnappte mir ein Buch und kugelte mich auf einem der Sessel zusammen, um ein wenig zu lesen.
So spät war es noch nicht und müde war ich noch lange nicht.
Die Veränderungen in diesem Gebäude hielten mich munter und gingen mir auch beim Lesen nicht aus dem Kopf.
Von heut auf morgen hatte Brandon festgesetzt, dass wir diese Armbänder mit den Nummern bekamen und Akten von uns angefertigt wurden.
So nahm er uns zwar ein wenig die Freiheiten, die sonst geherrscht hatten, brachte aber auch eine klare Ordnung und Struktur in das Gebäude, bei denen ich auf dem ersten Blick keine Schattenseiten sah."Raiee? Was suchst du denn hier auf dem Gang? Hat man dich rausgeschmissen?"
Ich sah auf und blickte direkt in Ashers eisblaue Augen.
Er lehnte locker an der Wand und sah mich mit einem amüsierten Funkeln an.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Meine Mitbewohnerin sieht es nicht so, ich ein wenig.
Ailees kleine Schwester will bei ihr schlafen, aber nur, wenn ich nicht in ihrem Zimmer bleibe." erklärte ich ihm und schlug das Buch wieder zu, um es weg zu legen.
Asher seufzte.
"Sie geben euch alle immer noch die Schuld." stellte er fest und setzte sich in den anderen Sessel.
Ich nickte auf seine Worte hin. "Und jetzt da Brandon seine neuen Maßnahmen hat, verübelt man es meinem Bruder und mir nur noch mehr." merkte ich an.
Asher lachte auf und schüttelte den Kopf.
"Totaler Bullshit." fluchte er. "Ihr habt damit nichts zu tun, und das haben wir alle euch schon gesagt. Deine Eltern sind selber an dem Schuld, was sie sich mit Brandon vermiest haben." machte er mir auch noch klar, bevor es wieder leise wurde.
"Weißt du schon, wen du dir als Übernachtungspartner suchen wirst?" wollte er dann von mir wissen.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Hatte eigentlich daran gedacht auf dem Gang zu schlafen, die Sessel sind nicht grade unbequem." scherzte ich.
Asher lachte leise.
"Ich komme dann morgen und wisch dein Blut weg, wenn man dich in der Nacht hier dem Leben losgelöst hat." scherzte er weiter.
Okay.
Das mit dem auf dem Gang schlafen war dann wohl doch keine sonderlich gute Idee.
"Willst du nicht hoch zu Wonho?" kam er mit einer Idee.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Er wollte mit seinen Schwestern etwas gemeinsam machen und da will ich ihm nicht dazwischen funken.
Wir zwei haben die letzten beiden Tage fast nur zusammengehockt, da will ich nicht zu aufdringlich sein." erklärte ich ihm.
"Er wird das Problem verstehen.
Sonst würde ich dich mit zu mir nehmen.
Ich wohne mit Jongin, Kyungsoo, Sehun, Chanyeol und wohl oder übel nun auch noch Luhan und Baekhyun zusammen.
Auf einen Gast mehr oder weniger kommt es dann nicht mehr an.
Aber ich sollte dich warnen, einige von denen können die Nacht vom Tag nicht trennen und sind abartig laut." bat er mir an.
Ich schüttelte den Kopf.
Auch wenn zwischen meinen Leuten und denen von Asher einigermaßen grünes Licht herrschte, so wäre Wonho alles andere als begeistert, wenn ich die Nacht mit bei Asher verbringen würde.
Er würde ihm den Kopf abreißen und damit wohl auch noch Fußball spielen oder ihn wie eine Melone auslöffeln.
"Du wärst tod, wenn Wonho das herausfinden würde." lachte ich und stand auf, da Wonho scheinbar dann doch noch meine einzige Möglichkeit blieb, wenn ich nicht tot hier liegen wollte, falls irgendeiner hier auf die Idee kommen würde mich im Schlaf zu ermorden.