Nur widerwillig schälte ich mich am nächsten Morgen neben Wonho aus dem Bett.
Ich war noch unglaublich Müde, aber als mein Blick auf die Uhr in seinem Schlafzimmer fiel, stellte ich fest, dass ich zum Training musste.
Hätte ich eher gewusst, was mich gestern erwartet hätte, dann hätte ich Asher noch bescheid gegeben, dass ich heute keinen Nerv dafür hatte, aber ich hatte ihn gestern das letzte mal im Gemeinschaftssaal gesehen.
Kyungsoo hätte ich auch was sagen können, aber ich hätte gestern eigentlich gedacht, dass ich nochmal nach unten kommen würde.
Aber das hatte sich anders entpuppt als erwartet.
Nach dem Essen hatten Daerin und Wonho eine Flasche steinalten Wein in einem der Schränke entdeckt und hatten die großartige Idee ein Glas zu trinken.
Nur wurde aus einem Glas dann zwei und nichtmal nach einem und einem halben waren bei beiden Geschwister unglaublich besoffen.
Bewusst ließ ich die Hände vom Alkohol.
Obwohl ich heute keinen guten Draht mehr zu meiner Mutter hatte, hatte sie mir damals immer eingebläut, wie widerlich Alkohol sei und das es einen Menschen zerstören konnte.
Die Auswirkung fand es bei Wonho und seiner Schwester nicht.
Eher im Gegenteil.
Die beiden kicherten und rülpsten die ganze Zeit herum, als wären sie kleine Kinder und dann sind sie schnarchend auf dem Sofa eingeschlafen und irgendwie mussten Hyeeun und ich sie ins Bett bekommen.Ich half ihr dabei erst Daerin in ihr ausgesuchtes Zimmer zu bringen, bevor wir uns an den Stein von Wonho machten.
Für einen Weg, der eigentlich nicht mal zehn Sekunden dauerte, brauchten wir geschlagene zehn Minuten, einfach weil Wonho um die hundert Tonnen wiegen musste.
Muskeln und ihre Schönheit grade an seinem Körper hin und her, zu transportieren war er unmöglich, zumal er immer wieder irgendeinen Mist nuschelte vonwegen, dass ihn keine Eichhörnchen entführen sollten, oder dass er nicht wieder in den Kindergarten wollte, weil er da Mittagsschlaf machen musste.
Als wir ihn dann endlich in seinem Bett hatten, zog er mich in seinem Halbschlaf an sich und hatte nicht mehr vor mich loszulassen.
Da hatte er irgendwas von einem Teddy gemurmelt, den Hyeeun als Kind in einer Fütze ertränkt hatte.
Entrüstet blickte sie ihren murmelnden Bruder an, während ich mir beibehielt zu fragen, ob sie dies wirklich versucht hatte, da es mir in diesem Moment unmöglich war und Wonho mich wohl nicht freigegeben hätte.Jetzt lag er friedlich schnarchend in seine Decke gekuschelt und wirkte nicht mehr so, als hätte er noch vor Stunden in einer Tour gerülpst und gekichert ohne Ende.
Entschuldigend seufzte ich und suchte in dem Zimmer nach einem kleinen Zettel und etwas zu schreiben.
Schreiben hatte ich noch gelernt, auch wenn meine Schrift nicht die leserlichste war, hatte es dennoch seine Vorteile, so wie das Lesen, was ich über die Zeit auf der Lichtung aber verbessern konnte, da mir Hyungwon andauernd neue Bücher in mein Zimmer hat bringen lassen, damit ich mich daran üben konnte.Als ich das Zimmer verließ stand Hyeeun in der Küche und beäugte mich neugierig.
"Hat dich mein Bruder aus dem Zimmer geschmissen?" fragte sie und deutete mit dem Messer in ihrer Hand auf die Tür, aus der ich eben kam.
Ich lachte und schüttelte den Kopf.
"Nein hat er nicht." beantwortete ich.
"Aber ich hab morgens noch Training und muss in einer dreiviertel Stunde in den Trainingsräumen erscheinen." ließ ich sie wissen.
Sie nickte und wandte sich wieder dem Apfel zu, den sie dabei war zu zerschneiden.
"Willst du noch etwas essen oder uns jetzt gleich schon verlassen?
Hast du Wonho wenigstens Bescheid gesagt?" harkte sie gleich wieder nach.
Ich klaute mir ein Stück Apfel von ihr und nickte.
"Essen kann ich nach dem Training noch etwas und Wonho habe ich einen Zettel hinterlassen." teilte ich ihr mit, gähnte und verabschiedete mich, bevor ich aus de Zimmer rauschte und auf den leeren Gang trat.Ailee sah mich mit einem breiten Grinsen an, als ich sie auf dem Gang zu unserem Zimmer traf und reihte sich neben mir ein.
"Du warst die Nacht also bei Wonho? Was habt ihr so schönes gemacht?" löcherte sie mich.
Ich rollte mit den Augen.
"Ich weiß zwar nicht an was du denkst und das will ich auch gar nicht.
Aber falls du es wissen willst.
Seine jüngere Schwester und er haben eine Weinflasche entdeckt und sich betrunken, was dann am Ende darauf hinaus lief, dass er mich nicht mehr loslassen wollte und ich in meinen Sachen eingeschlafen bin." ratterte ich eilig runter und zog die Tür zu unseren vier Wänden auf.
"Seid ihr jetzt eigentlich endlich zusammen?" verhörte sie mich weiter mit der Frage, die von ihr kommen musste, nachdem ich die Nacht woanders verbracht hatte.
Ich nickte und tat so als wäre es keine große Sache, doch Ailee freute sich, als hätte sie ein gigantisches Geschenk bekommen.
"Das ist super, ich freu mich für euch." kommentierte sie mit einem strahlenden Lächeln und fiel mir in die Arme.
Fies grinste ich in mich hinein.
Jetzt könnte ich sie damit aufziehen, dass sie wohl ein Auge auf Kyungsoo geworfen hatte, wenn man bedachte, dass sie neben ihn sitzen konnte, ohne einen Knall zu bekommen und ihn lebensbedrohlich verletzten zu wollen.
"Aber wieso bist du denn dann schon unten?
Wollt ihr nicht irgendwie Zeit miteinander verbringen?" sie sah mich ein wenig bestürzt an.