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P.O.V. Tyler

Etwas später am Samstag, 19. August

Ich öffne die Augen. Josh ist verschwunden und mit ihm der Minzgeruch.

Vor dem Fenster höre ich leise Stimmen, also rappele ich mich auf und schaue nach, wer dort steht.

Ich blicke auf die Straße und wie zu erwarten ist es Josh, der da steht und vor ihm steht noch ein anderer Junge, den ich nicht kenne. Er ist großgewachsen, hat dunkle Haare und ein zum Schmelzen bringendes Lächeln. Er ist bestimmt ein Mädchenschwarm.

Ich sehe Josh's Gesicht nicht, aber ich kann an seiner Gestik erkennen, dass er entspannt und dem Typen gegenüber vertraut ist, was mich wundert, denn eigentlich kenne ich alle von Josh's Freunden.

Während ich grüble, ob er in letzter Zeit etwas über einen neuen Freund gesagt hat, umarmen die beiden sich und der Unbekannte schlendert in Richtung ClanksStreet, wo auch Skilly House steht. Skilly House ist das wohl älteste Kinderheim, das ich je gesehen hatte, Baujahr 1887 oder so.

Ich hörte, wie sich unten die Haustür schloss und hörte Schritte die Treppe hinaufkommen.

Ich hielt die Luft an bis sich die Zimmertür öffnete und ich in große braune Augen schaute.

"Morgen", empfing mich mein bester Freund mit einem Lächeln und ich lächelte als Antwort. Wer auch immer das gewesen war, ich würde mir erst einmal keine so großen Sorgen über ihn machen und Josh später nach ihm fragen.

"Frühstück?"

"Hm."

Ich wusste zu hundert Prozent, dass Josh schon etwas gegessen hatte, aber er aß trotzdem eine halbe Schüssel Cornflakes.

Der Typ liebt sie komplett pur, zusammengedrückte Getreideplättchen ohne jeglichen Geschmack mit Milch.

Nur wegen mir hat er Frootloops hier.

"Gut geschlafen? Irgendwas geträumt?", fragt er.

Irgendwas geträumt?

Der Satz schlägt wie eine Faust in meinen Bauch. Ich hatte letzte Nacht komplett verdrängt.

Die Bilder schleichen sich in meinem Kopf, der Junge, der sich das Leben nahm, auf meinem Baumhaus, der sich das Wort "Goner" in den Arm geritzt hat.

Der Junge, der aussah wie ich.

Unwillkürlich beginne ich zu zittern und meine Hände verkrampfen sich.

Der Löffel schlägt auf dem Rand der Schüssel auf und spritzt mir Milch auf die Kleidung, aber das ist mir egal.

"Tyler!", höre ich jemanden schreien, weit entfernt, in einer anderen Welt als dieser hier.

"Tyler!"

Maybe we love // Joshler [Ger]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt