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"Ich brauch' nen Kaffee", sagt er, steht auf und verlässt das Zimmer.

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P.O.V. Tyler

Ich gehe schnell aus dem Zimmer um dem Anblick von Josh zu entkommen, der mir mit seinen wunderschönen Augen förmlich in meine Seele zu schauen scheint.

Ich will nicht, dass er weiß, dass ich mich unwohl gefühlt habe wie ich da halb auf ihm lag und schon gar nicht, was ich geträumt habe.

Ich kann noch den sanften Druck auf meinen Lippen spüren von dem ich in letzter Zeit so oft träume.

Erst spüre ich eine wundervolle Wärme und weiche Lippen auf meinen, die nur einer Person gehören können. Dann werden mir diese Lippen weggenommen und ich werde von einer eisigen, schmerzenden Kälte umgeben und alles dröhnt.
Dann wache ich mit stechenden Kopfschmerzen auf.

Heute war der warme Teil sehr lang und irgendwie intensiver als sonst.

Ich will gar nicht über den Grund dafür nachdenken. Josh war mir sowieso schon gefährlich nah heute.

In der Küche angekommen, nehme ich mir eine Kaffeekapsel und fülle das Wasser in der Kaffeemaschine auf. Ich höre Schritte hinter mir aber ich will mich nicht zu Josh umdrehen, weil mir der Anblick seiner Lippen wohl viel zu viel wäre.

Während die braune Flüssigkeit aus der Maschine in meine Tasse läuft, ist es angespannt ruhig zwischen uns.
Um das Schweigen zu brechen drehe ich mich um und blicke direkt in ein Paar brauner Augen die höchstens 30 cm von meinem Gesicht entfernt sind.

Ich erschrecke, trete einen Schritt zurück und stoße an den Küchenschrank.
Als Josh es mir gleichtut, atme ich auf. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.

"Sorry", murmelt er und kratzt sich am Hinterkopf.

"Wie spät ist es?", übergehe ich seine Entschuldigung und versuche, so normal wie möglich zu interagieren.

"Halb 12."

"Okay, danke."

Er nickt und ich drehe mich zurück zu meinem Kaffee.

Kurze Zeit später verlasse ich Josh's Haus. Er umarmt mich und ich steige auf mein Fahrrad.
Auf meinem Weg nach Hause fällt mir die Stimme von gestern wieder ein. Ich muss herausfinden, was das war und wo es her kam.

Aber vor allem muss ich zum Baumhaus. Ansonsten verfolgt mich das noch ewig.

Als ich Zuhause ankomme, schmeiße ich bloß meinen Rucksack in den Flur, den ich ja seit gestern immernoch mit hatte und fahre weiter Richtung Waldrand, auf die Stelle zu, an der ich meine halbe Kindheit verbracht habe. Wenn nicht sogar meine ganze.

Der Verkehrslärm nimmt langsam ab und er weicht einer angenehmen Stille, die vom Rascheln der Blätter an den Bäumen über und neben mir umrahmt wird.

Ich bekomme eine Gänsehaut. Ich war so lang nicht mehr hier. Es ist, als hätte sich ein Teil meines Herzens abgelöst und wäre gerade eben wieder gekommen, ohne, dass ich richtig gemerkt hatte, dass es weg war.

Wie automatisch steige ich von meinem Rad ab und schiebe es bis zu meiner Lieblingststelle.

Ich erstarre.

Irgendetwas fehlt. Irgendetwas total wichtiges fehlt.

Mein Herz zerbricht.

An dem Baum, dessen Rinde ich in und auswendig kenne hängen nur ein paar morsche Bretter. In den Brettern stecken verrostete Nägel.

Wutentbrannt stürme ich auf den Baum zu, schlage mit den Fäusten an den Stamm und reiße an den Brettern herum. Ich rutsche an einem Brett ab, mein Fingernagel knickt gefährlich weit nach hinten und ich schürfe mir meine Handfläche auf.

Ich stoße einen dumpfen Laut aus und sinke zu Boden. 

Heiße Tränen laufen mir die Wangen hinunter und brennen auf meiner verwundeten Haut als sie hinuntertropfen.

Maybe we love // Joshler [Ger]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt