Kapitel 5

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Als ich erwachte, war es bereits Tag und mein Magen knurrte. Fred saß neben mir im Auto und wir fuhren irgendwo hin. Wohin, dass wusste ich nicht. Die Bäume zogen an den Fenstern vorbei und ab und zu sah man den strahlenden blauen Himmel. Ich dachte, dass Fred mich wieder nach Hause bringen würde doch da irrte ich mich. Die Bäume hier waren viel grüner als bei mir zu Hause und irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich sah Fred an. Er saß ganz ruhig neben mir und als ich ihn anstarrte, sah er mich auch an. Er lächelte. Dann merkte ich, dass ich bestimmt komisch aussehen musste, weil mein ganzes Fell verklebt war und auch ab stand. Ich versuchte mich zu putzen doch mein Hals war noch nicht lang genug. Fred lachte über meinen misslungenen Versuch mich zu putzen. Ich sah ihn böse an, denn ich fand das gar nicht komisch.

„Hey du musst jetzt nicht sauer sein nur weil ich gelacht habe.", sagte Fred und wurde plötzlich ernst, denn ich wich zurück und viel den Sitz hinunter. Irgendetwas störte mich an Freds Aussehen. Ich sah genauer hin und dann erkannte ich, dass sein Gesicht nicht genauso aussah wie Gestern. Er hatte kleine Stoppeln im Gesicht und unter seinen Augen war es sehr dunkel. Fred merkte, dass ich ihn musterte und sah sich selbst in einem Spiegel an. Er lachte.

„Tut mir Leid, dass du mich so sehen musst. Ich habe mich heute noch nicht rasiert und ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Du dagegen bist jetzt bestimmt hellwach und hast auch bestimmt Durst oder?" Ich drehte mich weg und lief wieder unter den Sitz, denn ich wollte nicht schon wieder zum Trinken gezwungen werden. Ich wollte lieber sterben als noch mal von einem Menschen, egal von wem, etwas zu trinken anzunehmen.

„Ich dachte wir hätten das jetzt hinter uns aber da habe ich mich wahrscheinlich geirrt.", sagte Fred sehr traurig. Ich wollte nicht, dass Fred traurig war, denn er war der Einzige den ich ein bisschen vertraute. Ich kroch wieder unter dem Sitz hervor und versuchte auf den Sitz zu klettern doch ich war noch zu klein und rutschte immer wieder ab. Ich beschloss dann einfach unten zu bleiben und abzuwarten. Ich sah das weiße an meinem Bein aber ich spürte keinen Schmerz mehr. Ich versuchte das abzustreifen aber ich schaffte das nicht. Es war sehr doll an meinem Bein befestigt.

„Den Verband musst du leider noch dran lassen. Wir wollen doch nicht, dass sich das entzündet oder? Dann tut das nämlich wieder sehr doll weh.", sagte Fred.

„Nein will ich nicht aber das nervt.", antwortete ich. Ich fühlte mich am Boden sehr einsam und wollte wieder laufen doch Fred hatte Angst, dass ich weglaufen würde. Deswegen ließ er mich nicht raus. Wenn ich es mir recht überlegte, würde ich sogar weglaufen.

„Wir sind gleich bei deinem neuem zu Hause. Da werde ich dir was zu trinken geben und dich an einen sehr netten Mann übergeben. Er bringt dich dann in dein neues Heim. Das wird ganz schön das verspreche ich dir. Es hat ganz viele Bäume und du kannst dann noch mit anderen Luchsen zusammenleben. Du wirst gar nicht merken, dass das gar nicht der richtige Wald ist.", sagte Fred und ich sah ihn fassungslos an. Sollte das etwa heißen, dass er mich alleine lassen würde und mich in einem unechten Wald mit andern Luchsen abgeben würde? Ich konnte das nicht zulassen. Ich wollte nicht zu anderen Menschen. Ich wollte in meinen Wald zurück. Ich hatte Fred vertraut doch mit diesen Worten machte er gerade alles kaputt. Ich kroch ganz langsam, ohne das Fred etwas merkte, unter den Sitz und blieb dort sehr lange. Bald erstarb wieder das Brummen und ich wusste, dass wir das Ziel erreicht hatten. Ich blieb ganz still, damit Fred nicht wusste wo ich bin. Doch nach wenigen Minuten ratterte und quietschte es wieder und der Sitz über mir war wieder weg. Ich sah Fred der langsam die Hand ausstreckte. Ich wollte gerade loslaufen, doch er hatte mich schon gepackt. Ich wehrte mich doch es half nichts. Fred war stärker.

„Dachtest du echt, dass ich dich nicht finden würde? Kiara beruhige dich erst einmal. Dein Gehege wird dir gefallen. Aber jetzt gebe ich dir deine Milch die du gestern so gierig getrunken hast.", sagte Fred. Hatte ich das richtig verstanden? Ich sollte in ein Gehege gebracht werden? Ich habe davon schon mal etwas gehört gehabt. Aber ich wusste leider nicht mehr was. Fred wickelte mich wieder in die Decke und er ging mit mir in ein Haus rein.

KiaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt