Kapitel 6

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In dem Raum roch es nach Stroh und Schweiß. Ich blickte mich um und erkannte, dass von diesem Raum noch weitere Türen abgingen. Fred blickte sich um und rief einen Namen den ich so schnell nicht verstand. Einen Augenblick später kam eine Frau um die Ecke. Sie hatte braune Haare und einen grünen Kittel an oder so was. Da war auch so ein komisches Bild drauf aber ich wusste nicht was da stand. Sie sah sehr nett aus. Genauso wie Fred. Sie kam auf uns zu und Fred begrüßte sie: "Guten Tag Nina. Ich hab Kiara am Rand des Waldes bei meinem Spaziergang gefunden. Ihre Mutter war nicht in der Nähe. Ich vermute sie ist tot. Kiara ist am Bein verletzt und ich war schon mit ihr beim Arzt. Sonst ist sie vollkommen gesund. Nur sie wiegt zu wenig. Doch eben im Auto hat sie die Milch getrunken die ich ihr gegeben habe. Sie ist noch sehr verwildert und will immer abhauen. Ich hoffe, dass sie mir mittlerweile ein bisschen vertraut.", er schaute mich an aber ich erwiderte seinen Blick nicht. Ich hatte ihm vertraut ja aber er hatte alles kaputt gemacht.

Nina kam auf mich zu und wollte mich streicheln doch ich wollte sie beißen und so zog sie ihre Hand weg. Stattdessen sagte sie: "Du wirst dich hier schnell eingewöhnen Kiara. Wir haben hier noch drei andere Luchse. Alle sind älter als du aber das wird dich bestimmt nicht stören oder? Ich bringe dich gleich mal zu ihnen wenn du willst. So kannst du die drei kennenlernen und dich schonmal an dein neues Zuhause gewöhnen." Doch ich wollte diese Luchse nicht kennenlernen und ich wollte genauso wenig mich hier eingewöhnen geschweige denn alles kennenlernen. Ich versuchte mich wieder aus der Decke zu befreien doch da Fred mich und die Decke immernoch festhielt konnte ich so viel strampeln wie ich wollte. Es half alles nichts. Stattdessen sagte Nina: "Da kann es eine aber nicht schnell genug erwarten.", sie verstand das vollkommen falsch!

"Nein ich will niemanden kennen lernen und mich hier nicht eingewöhnen. Ich will nach Hause!" Doch ich konnte sagen so viel ich wollte. Verstehen konnte mich sowieso keiner. Fred sagte: "Ich gebe ihr erstmal noch etwas Milch und dann bringen wir sie zu ihren Gehege."

Nina ging in einen der vielen Nebenräume und kam mit einer Flasche Milch wieder. Doch mir war klar, dass ich die Milch dieses Mal nicht trinken würde und auch sonst niemals wieder. Denn lieber wollte ich sterben als hier zu Leben!

Fred setzte sich mit mir auf einen Stuhl und wickelte mich aus der Decke. Doch da Fred mich immernoch festhielt konnte ich nicht weglaufen. Nina kam währenddessen mit der Milch doch ich drehte so schnell meinen Kopf, dass sie keine Chance hatte mir die Milch zu geben. "So einen Luchs habe ich noch nie gesehen. Sie ist so ängstlich. Normalerweise trinken die kleinen Luchse immer gierig aber sie...?", sagte Nina doch das nahm ich nicht so wahr, da ich damit beschäftigt war nichts von der herrlich duftenden Milch zu trinken. Fred antwortete aber darauf: "Ja die Ärztin meinte, dass Kiara irgendetwas schlimmes erlebt haben muss. Ich will mir garnicht vorstellen was das gewesen sein mag. Irgendwie tut sie mir leid!" Fred fing an mich zu streicheln aber das wollte ich nicht. Ich wehrte mich und er hörte sofort auf. Er nahm die Flasche in die Hand und versuchte nochmal mir die Milch zu geben aber ich ließ es noch immer nicht zu. Nina sagte dann aber: "Wenn sie nachher nichts getrunken hat, dann müssen wir ihr das mit Gewalt geben. Sonst wird sie sterben."

Als ich das hörte zog sich alles in mir zusammen. Mit Gewalt? Das wollte ich nicht. Aber ich wollte auch nichts von der Milch trinken. Ich war hin und her gerissen. Doch dann stand mein Entschluss fest. Ich wollte und würde nichts von den Menschen trinken. Die konnten es ja gerne mit Gewalt versuchen aber das würden die nicht schaffen. Das waren nur Menschen und ich bin ein Luchs!

Fred nahm mich hoch und wir gingen mit Nina durch eine der Türen. Plötzlich standen wir in einem langen Flur und ich sah viele Gitterstäbe. Was das wohl war? Ich spitzte meine Ohren und hörte, dass sich überall jemand bewegte. Ich bekam Angst und wollte nicht weiter doch ich konnte nichts tun, da ich auf Freds Arm war. Er ging mit mir den langen Flur entlang. Als er dann stehen blieb guckte ich mich um. Wir standen vor einem der Gitter. Dahinter erkannte ich eine Fläche in der nur eine Bank stand. Mehr war da nicht. Wollten die mich hier etwa einsperren? Nina öffnete die Gittertür und Fred trat mit mir ein. Er setzte sich mit mir auf die Bank und ließ mich vorsichtig neben sich runter. Ich ergriff die Chance und lief los. Doch nachdem ich von der Bank runter war, kam ich nicht weit denn die Tür war wieder geschlossen. Nur Fred war noch da. Nach kurzer Zeit kam Nina mit einer Schale Milch und einer neuen Decke wieder. Sie öffnete die Tür und ich wollte wieder loslaufen doch Fred war schneller. Er packtet mich und hob mich wieder hoch. Ich strampelte doch es half nichts. Gegen Fred hatte ich einfach keine Chance. Nina stellte die Schale auf den Boden und legte die Decke daneben. Danach ging sie wieder raus. Fred setzte mich dann auf die weiche Decke neben der Milch ab. Ich blieb aber stur und trank nichts. Ich ging von der Decke runter, biss in sie rein und zog sie unter die Bank. Ich wollte nicht so dicht neben der Milch liegen. Ich legte mich auf die Decke und dachte an den Wald und an meine Familie und Freunde. Ich wollte zu denen zurück. Auch wenn nicht mehr viele von denen übrig war. Ich wollte zu meinem besten Freund zurück. Er fragte sich sicher schon wo ich bin. Doch in den Gedanken an den Wald und an meine Familie schlief ich ein. So bemerkte ich auch nicht, dass Fred leise meine "Zelle" verließ.

KiaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt