Die Todbringer?

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"Ihr habt mich gerufen?", Andy kommt mit einem Grinsen rein.

"Prinz Mako Al' Jelnin, korrekt?", fragt der Kanren ruhig. Seine müden Augen auf Andy gerichtet.

"Passt", Andy streicht sich über den Nacken, "Bis auf den Vornamen"

"Weshalb eine Namensänderung von Mako zu Andy?", fragt der Kanren neugierig.

"Ach, ich hab meine Gründe", sagt Andy und spielt mit dem Griff seines Schwertes, das in der Schwertscheide neben ihm herbaumelt.

"Ich wurde vor vielen abtrünnigen Ninja gewarnt, aus guten Grund. Doch den Prinzen des Schlangenreiches habe ich hier nicht erwartet", sagt der Kanren.

"Ich bin nicht der Prinz des Schlangenreiches, sondern..", Andy blickt nachdenklich zur Decke, "Okay, ich bin der Prinz des Schlangenreiches, aber es ist anders als Ihr denkt, Meister Kanren"

Der Kanren faltet seine Hände: "Wie ist es denn?"

"Ich regiere nicht über das Schlangenreich - das habe ich nie getan. Das ist der Job des Kanren dort. Ich habe es ja nur gerettet. Betrachtet mich einfach als Deko! Prinz - Deko des Schlangenreiches"

Die Augenlider des Kanren fallen fast zu, doch er hält sich gerade noch wach: "Das ist mir bewusst, Prinz Jelnin. Ihr habt Euch nichtsdestotrotz von Eurem Reich abgewandt und seid zum abtrünnigen Ninja geworden. Ich kann Euch im Drachenreich kein Unterschlupf bieten. Ich muss Euch deshalb bitten, das Reich zu verlassen"

Andy lockert seine Schultern: "Ich weiß. Aber das ist kein Problem, damit habe ich gerechnet. Ich werde einfach meine Suche nach Serebra fortsetzen"

"Königin Serebra?", fragt der Kanren verwundert.

Andy nickt: "Und Jackey nicht vergessen. Er ist mein bester Affenkumpel"

Der Kanren lehnt sich zurück in den Stuhl und schwelgt in Erinnerungen: "Wie lang ist es bloß her, als Prinz Mako und Königin Serebra die Welt vor dem Untergang bewahrten.."

"Einige Jahre ist es schon", grinst Andy, "Es hat sich viel verändert. Doch das Schlangenreich kriecht langsam aus seinem hinterhältigen Versteck. Ich bereue es fast, es gerettet zu haben. Tja.."

Der Kanren sieht Andy an: "Ich weiß, ihr seid kein schlechter Mensch. Schließlich seid ihr ebenfalls ein Retter dieser Welt. Aber Ihr versteht mich doch auch, dass ich Euch hier nicht lassen kann, oder?", fragt der Kanren verunsichert, als würde er selbst an seiner Entscheidung zweifeln.

Andy seufzt: "Selbst wenn Ihr mich gelassen hättet, wäre ich gegangen, Sir Kanren, Sir. Ich muss Serebra und Jackey wiederfinden. Sie sind meine Freunde", er fährt durch sein Haar, "Ohne mich sind die beiden doch verloren", grinst Andy entspannt.

Der Kanren nickt. "Dann macht Euch bereit für eure Abreise, Andy"

Andy überkreuzt seine Arme und nickt zufrieden: "Habt ein Auge auf Shanix, ja? Sie ist mir in der Zwischenzeit ans Herz gewachsen. Sie ist eine tolle Teamkameradin, genau wie Ren und Criss. Kein Schlangenreich Ninja darf sie in seine schmutzigen Hände kriegen", er lacht, "denn ohne mich sind die drei auch verloren"

"Ich werde es versuchen", sagt der Kanren, "Ich kann aber nichts versprechen"

Andy zuckt locker mit den Schultern: "Die drei werden sich schon durchbeißen. Ich hab mich genug mit denen abgequält, um das beurteilen zu können. Zu aller erst muss sich aber Criss wieder einkriegen. Wegen seiner Schwester, meine ich. Jemanden zu verlieren ist schwer", Andy blickt zur Seite.

Er wendet sich zur Tür. Bevor er die Klinke runterdrückt, dreht er sich noch ein letztes Mal um: "Einwenig erinnert mich Shanix an... Ich könnte wetten, wenn sie erwachsen wird, dass sie Serebra ähnlich sein wird"

Den Kopf schüttelnd lacht der Kanren: "Das habe ich so noch nie gesehen. Aber jetzt wo Ihr es sagt: Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden. Shanix ist jedoch bei weitem weniger impulsiv als Königin Serebra. Mich hat sie eher an Meisterin Creyz erinnert"

Andy lacht, was jedoch bald wieder abklingt. Er sieht zu Boden: "..ich vermisse Serebra", er atmet durch, "Ich werde jetzt gehen, Sir Kanren, Sir"

Der Kanren nickt und sieht die sich schließende Tür an.

In der Zwischenzeit stehen Ren und Shanix in der Hütte und würden am liebsten wieder umdrehen.

"Verschwindet ihr Todbringer!", ruft Rens Vater.

"Dad? Aber was-?", Shanix spürt Ren Zittern.

"Dieses Mädchen hat Unheil über das Drachenreich gebracht! Und du hast dich ihr angeschlossen! Nachdem ihr verschwunden seid, wurden wir angegriffen!", sein Vater tritt mit vor Wut glühendem Gesicht vor.

Shanix zieht verdutzt ihre Augenbrauen zusammen: "Sie sind doch verrückt! Ren und ich haben nichts mit den Angriffen zu tun!"

Ren dreht sich schockiert zu Shanix um: "Shanix, das ist mein Vater!"

"Ich weiß, das macht es ja noch schlimmer", antwortet sie.

Eine zarte Frauenstimme dringt nach Vorne durch: "Liwlet, Schatz. Beruhige dich, sie sind doch nur Kinder"

Liwlet braust aufgebracht an den Leuten vorbei: "Sohnemann, du kommst sofort zu mir"

Ren erstarrt.

"3", Liwlet probiert es mit der Zähltaktik.

"2"

Ren zögert nach wie vor.
Shanix gibt ihm einen Stubs von hinten.

Und bei 3 ist Ren drüben.

Sein Vater packt Ren an den Kragen und zieht ihn erbarmungslos neben sich: "Wir reden später darüber", seine funkelnden Augen richten sich nun an Shanix, "und du, Todbringerin, verschwindest augenblicklich aus Tokkeh"

Murmelnde Zustimmung ertönt.

"Dad! Shanix hat damit nichts zu tun!", protestiert Ren und rüttelt an Liwlets Arm. Ohne Erflog.

Langsam tritt Shanix zurück.

Rens Vater ist ein sehr starker Ninja. Sie hat sich schon oft gefragt, wer in einem Kampf zwischen ihm und Edlor gewinnen würde.

Ohne zu zögern verschwindet sie aus der Hütte, ehe etwas passiert.

Intuitiv läuft sie nach Hause.
Oder zu dem, was es jetzt ist.
Ruinen des Waisenheims.

Das Haus ist eingestürzt, dennoch ragt einiges von dem staubigen Beton in die Luft.

Von diesem verwüsteten Ort ergriffen, geht sie neben dem Wrack ihrer Kindheit entlang.

Sie lässt ihre warme Hand über die kalten Betonplatten gleiten, die damals ihre Trennwand zur Außenwelt waren.

Sie blickt hinter sich, um sicherzustellen, dass ihr niemand gefolgt ist.

Dann will sie sich in Sicherheit wiegen, als eine eisige Hand ihre Kehle packt und sie hochgehoben gegen die raue Betonwand presst.

Ihre Füße strampeln in der Luft, sie berührt den Boden nicht mehr.
Sofort umfasst sie die kühle Hand, die sie würgt und versucht den Griff zu lösen.

Sie öffnet mit Mühe die zusammengekniffenen Augen, um das Gesicht, trotz mit ihrer vor Tränen verzerrten Sicht, zu entziffern.

Sie ringt nach Luft, starrend in Himmelsaugen.

"Criss?!", quält Shanix aus sich heraus, "was tust du da?!"

Criss Zorn ist für Shanix deutlich zu spüren, er umfasst ihren Hals umsomehr.

"Es ist alles deine Schuld!", brüllt er, "deinetwegen ist Mirare tot!"

Shanix streckt ihren Hals empor. Luft. Sie braucht jetzt eine Menge davon.

"Du-", flüstert sie noch mit der restlichen Luft die sie hat, "-redest.. Blödsinn"

I.ShanixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt